Auf der Prescott-Akademie werden Waisenkinder zu tödlichen Geheimagenten ausgebildet. Samuel L. Jackson (im Schlafwandler-Modus keine wirkliche Alternative zum infantilen Chargieren bei “Kingsman: The Secret Service”) ist für die Mädchenabteilung zuständig. Die Jungs bekommen es wahrscheinlich mit Lucy Liu zu tun. Die wahrscheinlich unterhaltsamere Variante, die wir aber nicht zu Gesicht bekommen werden.
Hailee Steinfeld lobt in den Interview-Extras Jackson zwar in den höchsten Tönen, doch wäre sie besser bei Jeff Bridges und Matt Damon geblieben. Sie spielt Agentin Nr. 83 aka Megan Walsh mit der Sehnsucht zu pubertieren. Wie Millionen anderer Teens es ebenfalls tun.
Kein Problem, dafür muss sie nur die gemeingefährliche Victoria Knox, gespielt von einer blondierten Jessica Alba, festsetzen und anschließend sterben. Dann geht es, getarnt als kanadische Austauschschülerin ins heimelige Newton zu einer dreiköpfigen Gastfamilie, bestehend aus Mutter Larson, Tochter Liz und Sohn Parker. Papi hat sich verdünnisiert (das ausgewählte Internet-Profil mit kompletter Familie war anscheinend nicht aktuell).
Natürlich erweist sich die örtliche High School als Halbwüchsigen-Vorhölle, die überwunden werden muss, um in den John-Hughes-Gedächtnishimmel zu kommen. Das Standard-Programm wird vorhersehbar abgespult. Megan verguckt sich in den falschen Typen, obwohl der Richtige sofort passgenau auftaucht, Wahlschwester Liz gibt ihre abweisende Haltung bald auf und findet ebenfalls ihr Liebesglück. Als kleines Handicap entpuppt sich erwartungsgemäß, dass Megans Scharade nach einer mitgefilmten Kampfkunsteinlage und vielen Youtube-Klicks schnell auffliegt. Samuel L. ist zügig vor Ort, ebenso die geflüchtete Jessica Alba sowie Intimfeindin Sansa Stark, äh, Heather, Agentin Nr. 84, Megans langjährige Sparringspartnerin. Sophie Turner lässt mit ihrem lässig-arroganten “ich hab’ den Look UND den Style”-Auftritt die eigentlich präsente Steinfeld blässlich aussehen. Es wird ein bisschen Bäumchen wechsel’ dich gespielt und herumgetollt, dann ist der Film zu Ende.
Mit dem Abspann deutet sich zwar eine mögliche Fortsetzung an, doch es bedarf keiner hellseherischen Fähigkeiten, um zu vermuten, dass diese zu Recht nie gedreht wird.
“Secret Agency – Barely Lethal” ist ein Film auf Sparflamme, weshalb sowohl das Komödien- wie das Action-Filetstück bestenfalls halbgar und eher Tofu-Bratlinge sind. Kyle Newman, der den feinen “Fanboys” inszenierte, hat als Leitfaden scheinbar eine gehörige Portion Schlafmützigkeit ausgegeben. Die wenigen Actioneinlagen bleiben unspektakulär, bieten kaum mehr Qualität als biederes TV-Serien-Format (“Die hätten sich mal ein paar Hongkong-Filme anschauen sollen”, entschied meine freundliche Mitseherin), der komische Part geizt mit Pointen. Der Film spult sein Programm ab, das tatsächlich so aussieht wie ein Planwirtschaftssymposium, erstellt von Megan Walsh, die sich die einschlägigen Highschool-Filme und –Serien komplett angeschaut hat und danach agiert.
Die besten Gags gehören Parker, Liz’ kleinem Bruder, der so gerne ein Ninja wäre, Megans Kampfmitteltasche plündert und jedes Accessoire vom Teleskoptotschläger über Nachtsichtgerät bis zum Elektroschocker launig allein für sich kommentiert, den beiden Highschool-Bitches Donna und Cindy, die sich einen verbalen Schlagabtausch darüber liefern, ob Fruchtpunsch wohl glutenfrei sei sowie Megan und einer namenlosen Cheerleaderin, der die fernsehgebildete Agentin einen Vortrag hält, dass sie auf ihre gemeine Tour, erst Freundlichkeit heucheln, dann reinlegen wollen, nicht reinfällt. “Ich wollte doch nur nett sein”, sagt die Cheerleaderin abschließend ratlos zu ihren Freundinnen. Dazu gesellen sich ein paar beiläufige, kleine Schmunzler, die dafür sorgen, dass man das maue Filmchen doch irgendwie mag.
Sympathisch auch, dass somnambules laissez faire jeden Bereich des Films mit Beschlag belegt. Es gibt keine wirklichen Arschlöcher, nirgendwo. Alle offenbaren ihre kleinen und größeren Schwächen und leben damit. Oder werden verhaftet wie Victoria und ihre Handlanger. So ist auch Cash, der musikalische Star der Schule und zeitweiliger (fehlgeleiteter) Love-Interest Megans lediglich stinklangweilig und kein Schwächen ausnutzender Egomane. Hätte auch – inklusive musikalischer Interpretation – von Chris Martin gegeben werden können. Der glatte Hübschling Toby Sebastian spielt das aber ebenfalls ansprechend lahmarschig. Gitarre, Klavier und Rolle.
Ist schon cool gemacht, man redet miteinander, klärt Dinge und einigt sich. Quer über Fronten hinweg. Selbst Heather, die Megan eindeutig ans Leder will, forciert letztlich nur einen Streit unter Geschwistern, verbunden mit der Sehnsucht nach einer unbeschwerten Jugend, inklusive ein paar (der Ausbildung entsprechend mörderischen) Eifersüchteleien.
Schauspielerisch hat “Secret Agency – Barely Lethal” einiges zu bieten. Gerade das weibliche Trio im Mittelpunkt entspricht nicht den üblichen Stereotypen und verheißt Charakter und starke Profile. Leider wird das vom unausgereiften Drehbuch ständig unterminiert. Aus der Diskrepanz zwischen alltäglicher Highschool-Verdamnis und der abenteuerlichen Geheimdienstwelt mit (möglichen) Lizenzen zu töten, werden weder besonders komische noch dramatische Effekte gezogen (eine einzige Hitgirl-Szene im ziemlich mediokren “Kickass”-Sequel toppt die gesamte “Barely Lethal”-Sause locker). Im saumseligen, völlig verschenkten Showdown schafft es die angebliche Vorzeigeagentin Nr. 83 nicht einmal ohne männliche (und kindliche) Hilfe zu obsiegen. Dass die global herrschende Unlogik bis dorthin mehrere Haken schlägt – geschenkt. Um darüber zusätzlich noch nachzudenken ist die “Secret Agency” nicht wichtig genug.
Viel zu viel Potenzial wird an einen dahinplätschernden Film verschenkt, der sich zwar im Abseitigen wildernd eine irritierende Note verleiht, doch letztlich nur etwas verspricht, das er bestenfalls an einem verregneten, ereignis- und planlosen Tag einhält.
Zentraler Satz: “Spielst du immer noch James Bond mit den 007-jährigen?”
Cover und Fotos © Ascot Elite
- Titel: Secret Agency – Barely Lethal
- Originaltitel: Barely Lethal
- Produktionsland und -jahr: USA 2014
- Genre: Highschool-Komödie, Action
Erschienen: 20.10.2015 - Label: Ascot Elite Home Entertainment
- Spielzeit:
95 Minuten auf 1 DVD
99 Minuten auf 1 Blu-Ray - Darsteller:
Hailee Steinfeld
Sophie Turner
Dove Cameron
Samuel L. Jackson
Jessica Alba
Thomas Mann (!)
- Regie: Kyle Newman
- Drehbuch: John D’Arco
- Kamera: Peter Lyons Collister
- Musik: Mateo Messina
- Extras: Originaltrailer, Interviews, Trailershow
- Technische Details (DVD)
Video: 1.85:1 / 16:9
Sprachen/Ton: Deutsch, Dolby Digital 5.1, Englisch, Dolby Digital 5.1
Untertitel: Deutsch
- Technische Details (Blu-Ray)
Video: 1.85:1 / 16:9 – 1080/24p HD
Sprachen/Ton: Deutsch, DTS-HD Master Audio 5.1, Englisch, DTS-HD Master Audio 5.1
Untertitel: Deutsch
- FSK: 12
- Sonstige Informationen:
Filminfos und Erwerbsmöglichkeiten @ Ascot Elite
Wertung: 7/15 Hitgirls