Stürzt ein Flugzeug ab. Nanobots entkommen, Salzwasser-Krokodil Stella aus dem Houstoner Tierpark snifft die kleinen Dinger weg wie nix. Eine Post-Mortem-Karriere als Handtasche oder Stiefeletten ist perdu, die als Stahlträger oder Hartschalenkoffer sitzt jetzt drin.
Doch vorher flüchtet Stella, beziehungsweise das, was von ihr übrig ist, aus dem Gehege und wackelt unbeholfen computeranimiert auf Menschenjagd. Der fidele Tierpfleger Duffy, seine neue Kollegin Jane, die so tut als wäre sie Biologin (so schlecht wie hier ist Lisa McAllister normalerweise nicht) und der aufrechte Colonel Montgomery haben etwas dagegen, werden aber von der finster dreinschauenden, Befehle bellenden Stiefmutter E.T.s nachhaltig boykottiert. Frau Wallace, ohne den Stone-Zusatz, sieht arg gestrafft aus, manchmal steht zu befürchten, dass auch aus ihr ein metallenes Skelett herausbricht.
Im Spaßbad neben dem Zoo herrscht Partytime. Darüber freut sich das Chromkrokodil; nicht so sehr Duffys Sohn, der erst Opfer von gemeinen Bullies wird, die ihn und seinen halbdebilen Freund Hud im Klo einschließen, bevor er und sein Kumpel zu Hoffnungsträgern einer Rettungsmission erkoren werden. Warum auch immer. Der eine ist strunzdoof, der andere ein Weichei mit einer Frisur, die Mobbing und ein unfreiwilliges Bad geradezu herausfordert. Dies aber wohlstrukturiert übersteht.
Wie auch immer, alle hampeln unbeholfen herum, reden jede Menge dummes Zeug und Stella darf ein bisschen dinieren. Am Ende wird der Mann mit dem Koffer tätig, und die üblichen Überlebenden dürfen ein paar schlechte Gags raushauen, etwas, dass sie sich knappe anderthalb Stunden aufsparen mussten. Danach schneller Abspann, ein zweiter Teil wird glücklicherweise nicht angekündigt.
“Robocroc” ist ein Syfy Channel-Eigengewächs. Sollte man wissen, denn wenn Titel, Besetzung und Inhaltsangabe keinen kritischen Film zum moralbefreiten Umgang mit moderner Waffentechnologie versprechen, so erwartet man zumindest ein deftiges kleines Splatterspektakel.
Nicht einmal das. Hellrotes Kunstblut tröpfelt zwar und breitet sich gerne im Wasser aus wie man das kennt. Ein paar Statisten-Extremitäten werden eingefärbt, und so endet der Tag mit einer Bisswunde, aber ohne jede sichtbare Verletzung. TV-Produktion halt.
Der Plot hat keine Löcher, er ist ein einziges Loch mit Durchbrüchen. Nach unten.
Beispiele gefällig?
Robocroc entfleucht aus dem Gehege und begibt sich schwimmenden Fußes in die angrenzende Freizeitbad-Partyzone. Erste Idee der Herrschaften an Konsolen, Funkgeräten und Tablets: Evakuierung. Och nö, viel zu aufwändig, machen wir lieber die Gitter zu. Das – wie längst bekannt – Roboreptil bewegt sich zwar durch die Kanalisation, aber was soll’s. Dutzende flüchtender Badegäste hämmern gegen verschlossene Tore. Zwei Schnitte später liegt ein Bruchteil davon angemalt in der Gegend herum. Der größere Rest hat sich durch die Maschen im Zaun verflüchtigt oder anderweitig entmaterialisiert. Sanitäter, Polizei, Feuerwehr und sonstige Rettungskräfte scheinen in Houston zu streiken, sie glänzen jedenfalls durch völlige Abwesenheit. Die Abgesandten des Militärs befinden sich gerade im Tierpark nebenan und geben sich geschäftig.
Kurz darauf hetzen Duffys Sohn und seine neu gewonnene Clique durchs angedeutete Massaker. Sehen einen Militärhubschrauber und befinden, dass Signale zu geben unsinnig ist bei der Höhe, in der der CGI-Schrauber das Bad überfliegt. Mögen ungefähr zwanzig Meter sein. Wenig genug, damit direkt anschließend Stella mit einem beherzten Sprung aus dem Wasser das waidwunde Fliegerlein reißen kann.
Man könnte seitenweise Häme über dieses öde, grottig gespielte und inszenierte, mit lausigen CGI-Effekten durchsetzte Filmchen (selbst der Wasserpark ist nicht real) ausschütten, doch ist es unsinnig auf ein totes Stück Fernsehfleisch einzuhauen.
Suchen wir nach Positivem: Augenscheinlich nehmen die Macher ihr Werk ernst, so witzlos kommt es daher, nirgendwo blitzt selbstreflexive Ironie auf. Corin Nemec, der ehemals coole Parker Lewis, kann seinen Kindern ihr Taschengeld bezahlen und Dee Wallace ihren plastischen Chirurgen. Die Synchronisation ist erstaunlich gediegen, selbst die Inserts auf dem Augen-Display des robofizierten Krokodils wurden eingedeutscht. Zudem sind die Bilder meist scharf.
Ansonsten: Settings sind kaum vorhanden, eine Wiese, ein Teichufer, ein Swimming Pool und ein paar Abwasserkanäle reichen, um neben den kaum vorhandenen schauspielerischen Qualitäten zu bestehen. Die Dramaturgie besteht aus der hohlen Schablone neben dem Reißbrett, selbst das “Trash”-Emblem wäre höchst unverdient. Denn “Robocroc” ist kein enthusiastisches Werk ambitionierter Menschen mit beschränkten Mitteln, sondern eine schnarchige TV-Produktion, die davon ausgeht, dass alleine aufgrund des bescheuerten Titels Zuschauerinteresse geweckt wird. Dabei bekommen die Macher nicht einmal den “Sharknado”-Bodensatz hin: Wir wissen, dass wir hirnrissigen Blödsinn produzieren und machen uns deshalb permanent lustig darüber, dass wir hirnrissigen Blödsinn produzieren.
“Robocroc” ist purer Schrott. Was die Titelfigur angeht, sogar im wirklich wahrsten Wortsinn.
Kernigster Satz: “Sollten Sie dieses Stück Haut, das Staatseigentum ist, und das Sie sich widerrechtlich angeeignet haben, jemandem zeigen, dann werden Sie beide nach Artikel 27b der nationalen Sicherheitsbestimmungen strafrechtlich verfolgt”.
Cover & Szenenbilder © Concorde Home
- Titel: Robocroc
- Originaltitel: Robocroc
- Produktionsland und -jahr: USA, 2013
Genre: Tier-Horror, Teenies in Angst, Science Fiction
- Erschienen: 11.06.2015
- Label: Concorde Home
- Spielzeit:
ca. 81 Minuten auf DVD
ca. 109 Minuten auf Blu-Ray - Darsteller: Corin Nemec
Lisa McAllister
Steven Hartley
Dee Wallace
Jackson Bews
Regie: Arthur Sinclair
- Drehbuch: Berkeley Anderson
- Kamera: Alexander Krumov
- Musik: Claude Foisy
Thomas Andrew Gallegos
- Extras: Trailer, Programmtipps
Wendecover - Technische Details (DVD)
Bild: 1,78:1 (16:9)
Ton: Engl. DD 5.1, Dt. DD 5.1
Untertitel: –
- FSK: 16
- Sonstige Informationen:
Produktseite zum Film
Wertung: 3/15 dpt