Wilhelm Ruprecht Frieling – Angriff der Killerkekse (Hörbuch)

Wilhelm Ruprecht Frieling - Angriff der Killerkekse Hörbuch; Cover © GoyaLiTDie erstmalige Veröffentlichung der Buchversion dieses originell betitelten Werkes des Vielschreibers Frieling liegt bereits einige Jahre zurück, und nun hat das rührige Hörbuchlabel GoyaLiT einen der besten und vielseitigsten Hörbuchsprecher ins Studio geholt, um dem Hörbuchfreund eine Auswahl der Geschichten zu Ohren zu bringen.

Man könnte zwar anhand der “Reportagen” meinen, dass Wilhelm Ruprecht Frieling hier autobiographisch aktiv war, doch die meisten der alltäglichen, zu einem Großteil rund ums Älterwerden kreisenden Storys betreten doch stark fiktives Terrain. Denn Frieling wird zwar auch älter, doch er redet nicht darüber, sondern macht sich darüber lustig, zieht es zuweilen gar ins Lächerliche oder bastelt sonstwie ulkig-skurril geartete Geschichten daraus. Der Autor hat schon genug, wenn er in der Bahn einen Sitzplatz angeboten bekommt. Ähnlich irreführend ist auch das Cover, das ob der lustigen gezeichneten Monsterchen und Kekse auf ein Hörbuch für Kids schließen lässt, aber ganz und gar nicht für sie gedacht ist.

In “Der Fußballer, der lahmt” versucht ein älterer Mann, wenigstens zur Weltmeisterschaft etwas Interesse zu heucheln, was zu einigen komischen Situationen führt – das eher semi-lustige Wortspiel des Titels führt einen eher auf den falschen Weg; eine weitere Falle also.

Wenn man älter wird, sollte man natürlich auch auf seinen Körper achten, und unser Protagonist ist der Meinung, dass es doch gar nicht verkehrt wäre, ihn mal “In der Muckibude” zu entrosten. Doch auch hier kommt es recht bald zu Absurditäten und Seltsamkeiten. Richtig kaputt wird es in “Kackwürste mit Kosenamen”, einer Kurzgeschichte, in der es um die moderne Namenswahl für heutige Kinder geht. Vorerst zumindest.

Inwiefern “Der Tag, an dem ich das Meerschwein rettete” mit Shopping der Neuzeit zu tun hat, wird man erst verstanden haben, wenn man diese fürwahr schräge ‘Reportage’ hinter sich hat. Desweiteren im Programm “Der Gummibaum”, welcher dann doch schon mal redselig wird sowie die titelgebende Story “Angriff der Killerkekse”, in denen eine dem Naschen gar nicht abgeneigte polnische Putzfrau in den Genuss spezieller Kekse kommt.

Gerade bei den verrückteren Geschichten demonstriert Frieling seine ganz eigene Art der Phantasie, die schlichtweg köstlich ist, und seine doch sehr eigenwilligen Formulierungen und sein ohnehin sehr eigenständig-sonderbarer Erzählstil sind zwei weitere Dinge, die schlichtweg vereinnahmen. Zuweilen menschelt es da nicht nur, sondern nimmt gern auch mal philosophische Züge an. Hinzu kommt eine individuell geprägte Ironie sowie der Hang zu Wortspielereien, von welchen ihm die Alliterationen offenbar die liebsten sind. Als Geheimgewürz dient eine kleine Prise Verschrobenheit.

Für Stefan Kaminski ist Frielings Werk eine perfekte Spielwiese, denn hier kann sich der umtriebige Sprecher (unter anderem zu hören in der “Das Buch ohne…”-Reihe von Anonymus, Wolfgang Herrndorfs “Sand”, Antoine de Saint-Exupérys “Der kleine Prinz” sowie unzähligen Hörbücher mehr) nach allen Regeln der Kunst – seiner Kunst – austoben. Einmal mehr beeindruckt er mit einer kaum vergleichbaren Wandlungsfähigkeit – seien es die Charaktere, seien es die Emotionen: stets trifft Kaminski den richtigen Ton.

Die Kombination Frieling/Kaminski erweist sich als hundertprozentig effektiv, denn Frielings Erzählstil und Kaminskis Art des Vortragens sind wie füreinander geschaffen – so, als sei Kaminski, als Frieling die Texte geschrieben hatte, mit seinen eigenen Gedanken in dessen Kopf gewesen. Davon darf es in Zukunft gern mehr geben!

Einziger Kritikpunkt ist lediglich, dass man lediglich ein paar der Geschichten für dieses Hörbuch verwendet hat und nicht alle aus dem gedruckten Werk.

Cover © GoyaLiT

 Wertung: 12/15 dpt

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