Bei Fans der durchgeknallten Comedy-Crime-Serie rund um den hellseherischen Detektiv Shawn Spencer und seinen Sidekick, den Pharmavertreter Burton Guster werden die Mundwinkel in Rekordzeit der Schwerkraft nachgegeben haben, denn mittlerweile ist es amtlich: nach dieser siebenten Staffel wird die achte nun auch tatsächlich die finale Staffel sein. Bei der derzeitigen Sendepolitik – “psych” wurde bereits vor geraumer Zeit auf Super RTL abgeschoben – darf man sich mehr oder weniger wundern, dass vorliegende Staffel tatsächlich noch den Weg in die Läden findet. Bleibt zu hoffen, dass es mit dem Serienfinale bald auch noch so verlaufen wird.
Die neuesten Fälle bleiben mindestens genau so kurios wie jene aus früheren Staffeln. Da ermitteln die beiden Chaoten undercover bei einer Radiostation als DJs, gehen im Wald auf Spurensuche, da dort offenbar Bigfoot (oder so…) sein Unwesen treibt. Oder aber versuchen sie auf ihre Art, einem Obermafioso das Handwerk zu legen. Und was hat es mit der Schwedin auf sich, die den beiden plötzlich beinahe vor das Auto läuft?
Was in vorliegender Staffel auffällt, ist, dass die für die Episodenanfänge typischen, mit den jeweiligen Fällen verwobenen Rückblenden gen Shawns und Gus’ Kindheit dieses Mal ausbleiben – es wird von Anfang an in der Jetztzeit geblieben. Doch ansonsten bekommt man typische “psych”-Kost geboten, jedoch ganz ohne Stagnation.
Sämtliche Episoden zeigen einmal mehr, dass man um Vielschichtigkeit bemüht ist. Die Liaison zwischen dem hellseherischen Detektiv Shawn Spencer und Juliet O’ Hara, die dem leitenden Detective des Santa Barbara Police Department, Carlton ‘Lassie’ Lassiter zur Seite steht, entwickelt sich langsam, und auch Burton Guster könnte sein Leben bald ebenfalls endlich in Zweisamkeit genießen, und generell hat jeder so sein kleines oder großes Päckchen zu tragen, sodass neben den zu lösenden Fällen auch die persönliche Komponente nicht zu kurz kommt. Schön auch wieder: Die zahlreichen offensichtlichen und liebevollen Hommagen an diverse Filme und Serien.
Der Einsatz des kompletten Teams ist besonders im abschließenden Zweiteiler “psych – The Musical”, im Deutschen etwas unschön “psych macht Musik: Weltstars singen woanders” betitelt – gefragt. Die Besonderheit dieser Doppelfolge, in welcher Jagd auf den unbekannten Mörder “Z.” gemacht wird, ist, dass sie von zahlreichen Musicalsequenzen lebt. Hierbei beweisen sämtliche Hauptdarsteller nicht nur darstellerisches, sondern überraschend viel gesangliches Talent. Ganz gleich, ob Dulé Hill und James Roday (Gus & Shawn) oder Maggie Lawson (Jules), Timothy Omundson (Lassiter), Kurt Fuller (Pathologe Woody) oder Kirsten Nelson (Chief Vick), sie alle lassen den Zuschauer und -hörer staunen. So weit, so gut. Die Idee ist äußerst mutig, und jener Mut sollte klar anerkannt werden, doch manchmal erscheint die Handlung selbst für “psych”-Verhältnisse ein wenig an den Haaren herbeigezogen und in eine spielfilmlange Handlung gezwängt. Da die Musical-Intermezzi immer wieder von ‘normalen’ Szenen umgeben sind, steht die Musical-Komponente manchmal etwas nackt da – etwas mehr Theatralik hätte hier durchaus gut getan. Wenn schon dick auftragen, dann bitte richtig.
Hinsichtlich der deutschen Synchronisation kommt hinzu, dass manche nicht mit Musik hinterlegten Gesangseinlagen, wie sie beispielsweise in den Dialogen zwischen Gus und Shawn gelegentlich vorkommen, mit eingedeutscht wurden (»Jamaikanischer Mann, Jamaikanischer Mann…«). Da hätte es ebenfalls bevorzugt der O-Ton sein dürfen – ein paar Untertitel, wenn man sie denn haben möchte, hätten völlig genügt. Obwohl, nun, da gerade die Untertitel angesprochen werden: Selbige sind gerade in den Musicalszenen oftmals dermaßen mit der Brechstange übersetzt worden, dass man das Gefühl haben muss, dass bei der Übersetzung der Songtexte oftmals viel Unsicherheit und Zeitdruck im Raum standen. Daher empfiehlt es sich, speziell diese beiden die Staffel finalisierenden Episoden mit aufmerksamen Ohren zu hören. Alles andere lenkt unangenehm ab.
Staffelübergreifend bleibt “psych” – zum siebenten Mal – Geschmackssache. Wir haben es bei dieser Serie mit ausdrucksstarken und erstklassigen Akteur(inn)en zu tun, die allesamt für ihre Leistung massig Preise zu verdienen haben, und auch die Art und Weise, wie man mit dem Sherlock-Holmes-Erbe (genaues Hinsehen und Deduzieren ist auch Spencers Stärke) auf moderne, komödiantische und respektvolle Weise umgeht, ist lobenswert.
Fand man allerdings den Fremdschämfaktor der vergangenen Staffeln schon grenzwertig, so wird in dieserlei Hinsicht die Toleranz des Zuschauers bis zum Anschlag ausgetestet. Man sollte also stets ein Kissen oder eine Decke parat haben, hinter der man sich notfalls verstecken kann, um sich nicht endgültig vor Scham in seine Einzelmoleküle aufzulösen. Ob positiv oder negativ zu deuten, sei mal dahingestellt: So schlimm war es noch nie.
“psych” polarisiert also zum wiederholten Mal – den einen wird es zu albern und schräg sein, und die anderen werden genau das an der Serie lieben. In dieser Serie geht es nicht um höher, krasser, schneller, böser und weiter, sondern um Unterhaltung, Positivität, ja schlichtweg um ein gutes Gefühl. Und wenn jenes beim vor dem Bildschirm Sitzenden nicht aufkommt, wird ihm eben eins mit dem Slapstick übergezogen. Zum Merkeln hat man noch genug andere Gelegenheiten.
Cover © Universal Pictures Home Entertainment
- Titel: Psych
- Originaltitel: Psych
- Staffel: 7
- Episoden: 14 + Musical-Spielfilm
- Produktionsland und -jahr: USA, 2012
- Genre:
Crime, Comedy, Drama
- Erschienen: 05.03.2015
- Label: Universal Pictures Home Entertainment
- Spielzeit:
ca. 690 Minuten auf 4 DVDs - Darsteller:
James Roday
Dulé Hill
Timothy Omundson
Maggie Lawson
Kirsten Nelson
Corbin Bernsen
Sage Brocklebank
Kurt Fuller
Anthony Michael Hall
Cybill Shepard
Kristy Swanson
Parminder Nagra
- Idee: Steve Franks
- Extras: –
- Technische Details (DVD)
Video: 1,78:1
Sprachen/Ton: D, GB (DD 5.1)
Untertitel: D, GB
- FSK: 12
- Sonstige Informationen:
Produktseite
Wertung: 11/15 dpt