»G-man Jerry Cotton – 4 packende Hörspiel-Krimis – Mit den deutschen Stimmen der Hollywoodstars« – so prangt es auf dem Cover dieser Hörspielsammlung, die anlässlich des 50. “Geburtstages” der Figur Jerry Cotton im März 2014 veröffentlicht wurde. Vertont wurden vier Geschichten aus den Achtziger Jahren. In “Die Prinzessin aus der Bronx” jagt der FBI-Agent einen Immobilienhai, der, um Geld von Versicherungen einzusacken, Kriminelle beauftragt, in kompletten Wohnblocks Feuer zu legen. Der Betrüger hat dieses Mal allerdings einen geschickten Plan eingefädelt, denn er heuert dieses Mal zwei Ganoven an, von denen der eine den anderen umlegen soll. Der zu Ermordende ist nämlich der Boss einer Verbrecherorganistion in der Bronx. Doch Cotton muss bei seinem Einsatz Feingefühl beweisen, denn eine junge Frau, die inmitten all dieser Kriminalität ihr Dasein fristet, ist offenbar zu nichts Bösem in der Lage.
Die drei folgenden Krimis sind eine lose miteinander verbundene Trilogie, die allerdings auch unabhängig voneinander gehört werden kann, da die Fälle an sich jeweils zum Ende auflösen. Dennoch empfiehlt es sich, eines nach dem anderen zu hören. In “Wir und die Millionen-Zwillinge” bekommen es Jerry Cotton und Phil Decker gleich mit drei Ganoven zu tun – einem fiesen Discobesitzer, einem dubiosen Bordellbetreiber sowie einem mehr als gewieften Geldfälscher, und man kann durchaus sagen, dass diese Story die wohl rasanteste und ereignisreichste des Krimiquartetts ist. “Das verdammte Geld” ist genauer gesagt das sichergestellte Geld aus dem Fall davor, nämlich ganze einhundert Millionen Dollar. Bei der Jagd auf die, die den Geldtransporter, der nach Washington D. C. unterwegs war, überfallen haben, geraden Decker und Cotton nicht nur in die Zockerszene, sondern auch an skrupellose Killer. Im Abschluss der Trilogie, “Der Kokain-Baron”, soll irgendwann demnächst ein Drogendeal ungeahnter Dimensionen steigen. 90% des übrigen “verdammten” Geldes ist noch immer nicht auffindbar, und es macht ganz den Anschein, als ob das Drogengeschäft mit dem geraubten Geld zu tun hat. Cottons Ermittlungen bringen ihn selbst in große Gefahr, zudem irgendjemand auf ihn ein beachtliches Kopfgeld ausgesetzt hat.
Typischer Jerry Cotton-Stoff also, der nach ähnlichen Mustern gestrickt ist, wie es die Filme aus den Sechzigern waren: Spannend und kurzweilig, irgendwie charmant, aber auch reichlich trivial. Man sollte demnach keine kriminologischen Geniestreiche und hochverzwickte Fälle erwarten, sondern vielmehr leichte Krimikost, “easy listening” auf literarischer Ebene sozusagen. Ist “Die Prinzessin aus der Bronx” noch eher leidlich packend, besitzt der anschließende Dreiteiler doch einiges mehr an Reiz.
Hat man vor vorliegenden Hörspielen die Krimis mit George Nader als Jerry Cotton gesehen, bedarf es einiger Gewöhnungszeit, bis man mit den hier vertretenen Stimmen halbwegs klar kommt, denn schon alleine die Tatsache, dass Nader auch das Cover dieses Doppel-Jewelcases ziert, sorgt für eine gewisse Erwartungshaltung. Dann allerdings bekommt man mit Manfred Lehmann eine auf den ersten Hör völlig unpassende Stimme geboten, und viel mehr hat man bei den ersten Sätzen, die Lehmann als Cotton spricht, John McClane aus “Stirb langsam” vor Augen, denn zu hören ist der Stammsynchronsprecher von Bruce Willis. Aber auch bei den anderen Figuren hat man Hollywoodcharaktere vor Augen, denn die weiteren wichtigen Rollen wurden mit Joachim Kerzel (Synchronsprecher für Jack Nicholson), Thomas Danneberg (in der Regel John Travoltas deutsche Stime) sowie Volker Brandt (der Michael Douglas’ Standardstimme liefert) besetzt. Das führt unweigerlich dazu, dass der Phantasie ein kleiner Riegel vorgeschoben wird, denn mit der Stimme tauchen auch die Gesichter der Hollywood-Stars vor dem inneren Auge auf, die eigentlich angedachten Charaktere eher weniger.
Bei der Geräuschkulisse, auch bei entfernten Dialogen, die nicht wirklich zur Geschichte gehören, hat sich das Produktionsteam richtig Mühe gegeben, doch die Sprecher selbst führen ihre Dialoge zuweilen recht hölzern, sodass die Krimis allesamt ein wenig zu “gespielt” wirken. Es hätte den Krimis möglicherweise besser getan, ein paar nicht so bekannte, aber in ihrem Fach erfahrenere Hörspielsprecher an die Mikrofone zu holen, sodass der Kopf sich seine ganz eigenen Figuren zusammenpuzzeln kann und auch die Dramaturgie besser mit der Geschichte Hand in Hand geht- Sprecher eben, die auch auf Hörspiele spezialisiert sind – denn letztendlich ist die Nennung der so berühmten Synchronsprecher zwar ein guter Marketingkniff, aber dahinter steckt dann nicht ganz so viel wie erhofft.
Doch dies liest sich nun alles negativer als es tatsächlich ist, denn hier wird letztendlich durchaus mehr als akzeptable Kost dargeboten, die gerade in der Zielgruppe hervorragend punkten wird. Zumal Kerzel, Lehmann und Co. nun wirklich alles andere als schwach agieren – nur hätte aus rein subjektiver Sicht das Potential ein wenig besser genutzt und, ebenfalls subjektiv empfunden, durch ein paar weniger medienpräsente, in der Materie fester verankerte Sprecher ein etwas frischeres Flair verbreitet werden können.
Wie man es letztendlich nimmt: Für den Bus- und Bahn-Weg oder zum feierabendlichen Herunterkommen eignen sich diese “Jerry Cotton”-Hörspiele bestens, denn sie erfüllen ein Ziel problemlos: Sie unterhalten.
Cover © Lübbe Audio/floff
- Autoren: Diverse
- Titel:
G-man Jerry Cotton –
4 packende Hörspiel-Krimis
Mit den deutschen Stimmen
der Hollywoodstars - Teil/Band der Reihe:
1229 sowie 1392 – 1394 der Romanhefte - Titel der Bände:
-Die Prinzessin aus der Bronx
-Wir und die Millionen-Zwillinge
-Das verdammte Geld
-Der Kokain-Baron - Label: Lübbe Audio/floff
- Erschienen: 13.03.2014
- Sprecher:
Manfred Lehmann
Joachim Kerzel
Volker Brandt
Thomas Danneberg
uvm. - Spielzeit: ca. 300 Minuten auf 4 CDs
- ISBN: 978-3-7857-4936-4
- Sonstige Informationen:
Produktseite beim Label/Verlag
Wertung: 9/15 dpt