Als die eher chaotische und doch bodenständige, gar ein wenig biedere Sam (Sheridan Smith) sich auf den Weg zu ihrem Lieblingsclub macht, voller Vorfreude auf eine ausgelassene Party bis tief in die Nacht, ahnt sie noch nicht, dass an diesem Abend auch ihre College-“Freundinnen” allesamt auftauchen. Die haben natürlich alles Mögliche erlebt, drehen sich Drogen rein, protzen mit ihren Sexgeschichten und markieren auch sonst die totalen Überchicks.
Damit Sam nicht hintenan steht, motzt sie ihre eigene Lebens- und Liebesgeschichte für die anderen Mädels etwas auf und mimt die erfolgreiche, immerspitze Powerfrau – sie strickt ein Netz aus Lügen und Übertreibungen, flunkert ihnen ein ach so tolles Leben vor. Doch je mehr sie sich in peinliche Situationen hineinreitet und sich um Kopf und Kragen redet, desto problematischer wird es für sie – und letztendlich muss sie sich mit der Frage konfrontieren, worauf es eigentlich wirklich ankommt.
Rund 98% des Films spielen sich im Vorraum der Damentoilette des Clubs ab – lediglich ein paar Szenen am Eingang beziehungsweise ein paar Zigaretten im Außenbereich lassen den Zuschauer mal Sauerstoff tanken. Man könnte meinen, dass dieses Setting irgendwann langweilig werden könnte, doch die zackigen Dialoge und skurrilen Situationen sorgen dafür, dass man sich sehr bald an diesen Ort gewöhnt hat.
Der Film zeigt – sowohl in künstlerischer Hinsicht als auch bezüglich des Inhaltes – hervorragend auf, wie viel man falsch machen kann und wie erschreckend manche schon in ihren jungen Jahren drauf sind. Herrlich plakativ wird die Abgefucktheit dieser speziellen “Tussi”-Spezies dargestellt, eine Spezies. die selbstzerstörerisch durch ihr Leben stolpert und sich dadurch bloßstellt. Von Mal zu Mal mehr. Nach dem Update noch schlimmer als vorher. Und Sam? die ist eigentlich nur hergekommen, um etwas echten Spaß zu haben, nämlich einfach ein wenig tanzen und vielleicht sogar das Glück haben, einen netten Kerl zu finden, ohne gezielt danach zu suchen.
Doch wenngleich klar wird, worauf die Macher dieses Films mit dieser Story hinauswollen, ist der Film ein grenzwertiges Erlebnis – bei manchen Details möchte man am liebsten trotz eher nicht vorhandener Verklemmtheit hinter die Sofalehne springen und sich im Stillen fremdschämen, denn so einiges ist schlichtweg “too much information”, und in Verbindung mit der hohen Frequenz, in der entsprechende Situationen stattfinden, stellt sich nach einiger Zeit doch ein gewisses Sättigungsgefühl beim Zuschauer ein. Auf krass folgt krasser, auf versaut noch versauter, auf heftig noch heftiger – und das geht manchmal ein wenig auf Kosten der Effektivität dessen, was eigentlich schockieren oder zum Nachdenken animieren soll.
Letztendlich bleibt “Powder Room” eine kurzweilige, sehr britische Komödie mit zwar kaputten, aber irgendwie doch auf ihre Weise sympathischen Charakteren, und die darstellerische Leistung der Schauspieler/innen ist über alle Zweifel erhaben. Nur mit dem Sturmklingeln auf bestimmte Sensoren hat man es manchmal schlichtweg übertrieben, zumal oftmals auch noch mit dem Slapstick auf das Humorzentrum eingeprügelt wird.
Cover & Szenenfoto © Universal Pictures Home Entertainment
- Titel: Powder Room
- Originaltitel: Powder Room
- Produktionsland und -jahr: GB, 2013
- Genre:
Komödie - Erschienen: 10.04.2014
- Label: Universal Pictures Home Entertainment
- Spielzeit:
83 Minuten auf DVD
87 Minuten auf Blu-Ray
- Darsteller:
Sheridan Smith
Jaime Winstone
Kate Nash
Oona Chaplin
Riann Steele
Sarah Hoare
Micah Balfour
- Regie: M. J. Delaney
- Extras: –
- Technische Details (DVD)
Video: 1,78:1 Anamorph Widescreen
Sprachen/Ton: DD 5.1 (D, GB, F, TRK, PL, HUN)
Untertitel:
D, GB, F, TRK, PL, HUN, DK,
NL, FIN, HIND, N, S, ARAB - Technische Details (Blu-Ray)
Video: 1,78:1 Widescreen in High-Definition
Sprachen/Ton:
DTS DS 5.1 (D, F, E, P, PL, THAI, TRK, HUN)
DTS-HD MA 5.1 (GB)
Untertitel:
D, GB, F, E, P, THAI, TRK, HUN, ARAB, DK,
NL, FIN, HIND, N, PL, S, MAN - FSK: 16
- Sonstige Informationen:
Produktlink
Wertung: 9/15 dpt