Jess Thomas, 27 Jahre alt, hat zwei Kinder, die 10-jährige Tanzie sowie ihren Ziehsohn, den 16-jährigen Nicky, der eigentlich der Sohn ihres Ex-Freundes Marty und dessen damaliger Freundin ist und seit acht Jahren bei ihr lebt. Einfach ist ihr Leben nicht, da sie von Marty vor gut zwei Jahren verlassen wurde und sich mit ihrer Arbeit nur knapp über Wasser halten kann. Und dann wären da auch noch die Probleme von außerhalb: die Fishers, die die Kinder regelmäßig drangsalieren und die oftmals unhöflichen Leute, bei denen sie putzt. Gerade hier beginnt man sich sehr gut ihn ihre Situation einzufühlen. Zuerst entsteht noch der Eindruck, als würde die Geschichte platt verlaufen und sich nicht allzu sehr weiter entwickeln, doch man wird nicht enttäuscht, ähnlich wie bei Jojo Moyes’ “Ein ganzes halbes Jahr”.
Als Jess dann einen Anruf von Tanzies Mathematiklehrer erhält, ist sie geschockt. Ihre Tochter dürfe die Privatschule St Anne’s besuchen und sei zu einem Vorgespräch dort eingeladen. Zuerst ist sie skeptisch, stimmt dann aber doch zu, da Tanzie unglaublich begeistert von dieser Idee ist und sich nichts mehr wünscht, als diese Schule zu besuchen. Als sie sich mit der Schulleitung unterhalten, erfährt sie , dass Tanzie aufgrund ihrer hohen mathematischen Begabung ein fast vollständiges Stipendium bekommen könnte – das höchste, das es gibt. Jess müsse legendlich noch 10% der kosten tragen, welche sich im Halbjahr trotzdem noch auf 500 Pfund belaufen würden. Falls sie sich anmelden würde, müssten noch Anmeldegebühren und das erste Halbjahr im Voraus bezahlt werden, ebenso Lehrmittel und Schuluniform.
Jess würde sich für ihre Tochter zwar freuen, kann das Geld aber nicht wirklich aufbringen. Spätestens ab hier beginnt man mit Jess mitzufiebern, dass sie irgendwie das Geld auftreibt – oder dass sie es zumindest zulässt, sich mehr helfen zu lassen. An manchen Stellen kann dies durchaus an den Nerven nagen, da Jess einfach zu viel Stolz besitzt, um um Hilfe zu bitten und auch mal welche ohne Diskussionen anzunehmen.
Der Schulleiter ist freundlich und weist sie auf eine Mathe-Olympiade hin, die in nächster Zeit in Schottland stattfinden wird. Mit dem ausgeschriebenen Gewinn, für den Tanzies Chancen groß wären, könnte man sie auf der Schule anmelden. Doch sie hat weder für eine Zugfahrt noch für eine andere Möglichkeit, genügend Geld, um Tanzie nach Schottland zu bringen.
Als sie dann abends mit dem alten Auto aus der Garage losfahren will, wird sie von der Polizei angehalten. Ed sieht dies und bietet ihr dann an, als Entschädigung dafür, dass sie ihn zu seiner Wohnung gefahren hat, als er betrunken in der Kneipe war, in der sie ab und zu bedient, sie nach Hause zu fahren. Dies liegt aber auch an seiner eigenen momentan nicht idealen Situation, da er wegen angeblichen Insiderhandels von seiner Firma erst mal beurlaubt wurde und auf einen möglichen Pr0zess wartet. Und so beginnt für alle eine unglaubliche Reise mit Hund Norman – und grade mal 40 Meilen die Stunde, da Tanzie sonst übel wird.
Jojo Moyes hat mit “Weit weg und ganz nah” einen sehr berührenden Roman geschrieben, der von Schauspielerin und Synchronsprecherin Luise Helm grandios vorgelesen wird. Die Emotionen, die die Charaktere ausdrücken, kommen durch ihre Stimme wunderbar zur Geltung – diese ist dazu in der Lage, den Hörer des Hörbuches sofort in ihren Bann zu ziehen. Jede der Figuren wird so lebhaft beschrieben und gesprochen, dass man denken könnte, man kenne sie schon seit Jahren. Wobei Jess manchmal etwas zu eigenwillig ist, da sie darauf beharrt, alles alleine schaffen zu können und keine Hilfe annehmen möchte, egal wie lange man versucht, sie zu überzeugen.
Das Buch kann ohne Weiteres mit “Ein ganzes halbes Jahr” mithalten, wobei Luise Helm als Sprecherin und somit auch als Geist der Personen dem Hörbuch mehr Leben einhaucht, was alles reeller und näher an einem selbst wirken lässt. Dies liegt wahrscheinlich auch daran, dass jeder schon einmal irgendwann schlechte Zeiten durchlebt hat und sich so auch problemlos in die Situation einfühlen kann. Und: Die Macken, die die einzelnen Charaktere mitbringen, verleihen selbigen Einzigartikeit und somit auch diesem grandiosen (Hör-)Buch.
Cover © argon Verlag
- Autor: Jojo Moyes
- Titel: Weit weg und ganz nah
- Originaltitel: The One Plus One
- Übersetzer: Karolina Fell
- Label: argon Verlag
- Erschienen: 23.05.2014
- Sprecher: Luise Helm
- Spielzeit: 8:40 Stunden auf 7 CDs
- ISBN: 978-3-8398-1319-5
- Sonstige Informationen:
Autorisierte Lesefassung
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Wertung: 14/15 dpt
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