Nach dem turbulenten ersten Daniel McEvoy-Teil “Der Tod ist ein bleibender Schaden” dachte sich ebenjener Protagonist: Endlich kann ich es ruhiger angehen lassen. Das Soldatenleben: Abgehakt. Der Job als Türsteher: Vergangenheit. Nun hat sich der irischstämmige Kerl mit den schicken Haarimplantaten langsam in sein Clubbesitzer-Dasein in New Jersey eingegroovt. Die neurotische Exnachbarin und Jetztfreundin Sofia verlangt ihm zwar einiges ab, doch ansonsten lässt es sich Dan gut gehen und genießt das langsamere Leben.
Allerdings kann er sich an dieser neugewonnenen Ruhe nicht lang erfreuen, denn gerade als er seinem Freund Zeb helfend herbeieilen möchte, schickt ihn sein Erzfeind, der irische Gangsterboss Mike, auf einen sonderbaren Botengang, und zu allem Überfluss heftet sich noch ein durchgeknallter New Yorker Cop an seine Fersen. Und so kommt eines zum anderen – er findet sich mit seinem Auto auf dem Grund des Hudson Rivers wieder, wird entführt, landet in einem Pornostudio und somit mitten in einem Snuff-Video, und als die Gesetzeshüter ihn zu schnappen versuchen, prügelt er, bekleidet mit einem rosa Stringtanga, mit zwei Riesendildos so heftig auf die Cops ein, dass diese ins Krankenhaus eingeliefert werden müssen. Dumm nur, dass diese Befreiungsaktion McEvoys auch den Weg zu YouTube findet…
Es dauert bei diesem Werk demnach nicht lang, bis das heillose, zuweilen sehr krasse und brutale Durcheinander aus Familien- und Verwandschaftsterror, Bandenfights und weiteren Katastrophen sozusagen mit der Tür ins Haus fällt. Dan muss seinen Kopf irgendwie aus der Schlinge ziehen und die Dinge auf seine eigene Art lösen, ein wenig “aufräumen”- und seine zahlreichen Widersacher kaltmachen. Immer dieser Stress… aber wer sterben muss, muss sterben.
Normalerweise ist der irische Schriftsteller Eoin Colfer eher im Kinder- und Jugendbuchsektor zu Hause, aber offenbar juckte es ihn auch ab und an mal in den Fingern, Bücher für Erwachsene schreiben, wodurch nach etwas mehr als dreißig Büchern nun der zweite Teil der Reihe folgt. Und wenn man nur die Bücher für die Kleinen und Heranwachsenden kennt, wird man anhand des derben Tons und der Heftigkeit der Daniel McEvoy-Werke erst einmal verstört sein, denn würden diese Bücher je verfilmt, wären sie, wenn man nichts weglassen würde, zweifellos FSK 18.
In “Hinterher ist man immer tot” regiert nämlich ein kontrastreicher Mix aus viel Blut, viel Meuchelei, viel Autsch, viel Tod und viel Bösem auf der einen Seite sowie unfassbar schnoddrige Sprüche und rabenschwarzer Humor auf der anderen Seite – man kann diesen fiesen Roman demnach als eine krude Melange aus Hardboiled, Groteske, Satire und Slapstick bezeichnen. Die Grenzen zwischen Good Guy, Bad Boy und Gentleman verfließen ineinander, und man ist stets hin- und hergerissen, ob Danny nicht einfach nur ein skrupelloser Drecksack ist, der selbst hinter Gitter gehört oder aber ein guter Mensch, der mit seinem rauen Charme Sympathiepunkte einheimst.
Insgesamt erwartet den Hörer/Leser eine Story, die viel Tempo, viel Wahnwitz, viel Morbidität und vor allem viele Verstrickungen aufweist, sodass einem durchaus schwindelig werden kann – doch wenngleich man manchmal denkt, es werde “too much”, werden die derben und die komischen Szenen nie derart inflationär eingesetzt, dass es ermüdend wirkt, sondern stets so effektiv, dass man nie in einen Trott verfällt. Und das sorgt letzten Endes für Spannung bis zum Ende.
Auch wenn man sich am Anfang noch an Peter Lohmeyers Stimme gewöhnen muss, so darf man spätestens nach dem Hörgenuss konstatieren, dass der 1962 im Sauerland geborene Schauspieler mit seiner leicht rauchigen Stimme und seinem lässigen Ton nahezu perfekt zu dieser Art Story und dessen Hauptfiguren passt und somit diesen kaputt-komischen Roman erst richtiges Leben einhaucht. Zwar könnte er sich hinsichtlich Lesetempo manchmal ein wenig der Geschwindigkeit der Geschichte anpassen, doch da gibt es so manche Sprecher, die im Gegensatz zu Lohmeyer die Grenze zum Einschläfernden zentimeterweit überschreiten. Somit ist “Hinterher ist man immer tot” ein absolut hörenswertes Erlebnis, mit all seinen Ecken und Kanten.
Cover © Hörbuch Hamburg
- Autor: Eoin Colfer
- Titel: Hinterher ist man immer tot
- Teil/Band der Reihe: Zweiter “Daniel McEvoy”-Band
- Originaltitel: Screwed
- Übersetzer: Conny Lösch
- Label: Hörbuch Hamburg
- Erschienen: 28.02.2014
- Sprecher: Peter Lohmeyer
- Spielzeit: 375 Minuten auf 5 CDs
- ISBN: 978-3-89903-326-7
- Sonstige Informationen:
Gekürzte Lesung?
Produktseite beim Verlag
Wertung: 11/15 dpt
1 Kommentar