Mit dem Anspruch einer Filmbiografie über Jordan Belfort, dessen Aufstieg vom jungen, erfolgswilligen Börsenmakler zu einem gnadenlos geldgierigen, drogensüchtigen und partyhungrigen Unternehmer, der mit seinen Mitarbeitern Aktien zunächst an die Mittelschicht, später an wohlhabendere Klienten verkauft und denen Seriosität und Erfolgsgarantie vorgaukelt, scheint Scorseses Darstellung vielmehr eine Aneinanderreihung launenhafter Partyexzesse zu sein: Belfort und seine Anhänger feiern sich und ihren Erfolg ausgiebig von der ersten bis zur (überspitzt gesagt) letzten Minute des Films.
Die Art und Weise des skrupellosen Verkaufsvorgehens Belforts sowie die moralischen Einwände diesbezüglich verkommen dem gegenüber zum Beiwerk – bedauerlicherweise, denn glaubt man den Beteiligten des Films, so sollten doch gerade die börsenmaklerischen Ambitionen des Reichwerdens ohne Rücksicht auf Verluste anderer mit diesem Film aufgezeigt werden. Stattdessen stellen die ausschweifenden Partyexzesse, der Vierundzwanzig-Stunden-Drogen-Mix-Konsum und der Abbau von Stress durch sexuelle Aktivitäten, wie er bei vielen Tierarten zu beobachten ist, einen zu starken Gegenpol dar gegenüber diesem eigentlich moralisch Verwerflichen.
Überragend sind allerdings die schauspielerischen Leistungen von DiCaprio, Hill und Co., auch wenn sie vor dem Hintergrund großangelegter und langatmiger Filmszenen so manches Mal deplaziert wirken. Scorseses Film entbehrt an vielen Punkten einer Tiefgründigkeit, die dem schauspielerischen Können der Beteiligten gerecht geworden wäre. Viele Szenen wirken inszeniert, übertrieben und blutleer. Das bunte Filmspektakel, das Großaufgebot von Luxus und Pomp, der schillernde Sumpf aus Drogen, Partys und Prostituierten verlieren sich in der Substanzlosigkeit des Films. Der krampfhaften Darstellung des Hochgefühls und den Allmachtsphantasien einer Horde “Bonobos”, die ihre Verkaufserfolge feiern, hätte eine Reduktion auf einzelne Ausschnitte gutgetan, um dem Zuschauer die Erlebnisse Belforts nahezubringen und das “Einfinden” in den Film zu erleichtern.
In diesem Zusammenhang fraglich erscheint die Oscar-Nominierung für den Filmschnitt. Bei vielen Szenen wären Kürzungen vorteilhaft gewesen, rasantere Schnitte, um die Schnelllebigkeit und Frivolität von Jordan Belforts Leben zu untermauern. Die filmischen Sequenzen wirken aneinandergereiht und nicht im Gleichgewicht zur anvisierten Aussagekraft des Films.
Letztendlich hielt Scorsese die Fäden in der Hand, verstand es allerdings nicht, diese zu einem authentischen, emotionalen, spannenden Film zu verweben, obwohl die autobiografischen und schauspielerischen Vorraussetzungen gegeben waren.
Cover und Szenenfoto © Universal Pictures
- Titel: The Wolf of Wall Street
- Produktionsland und -jahr: USA, 2013
- Genre:
Komödie, Biografie, Drama - Erschienen: 30.05.2014
- Label: Universal Pictures Germany GmbH
- Spielzeit:
172 Minuten auf 1 DVD
180 Minuten auf 1 Blu-Ray - Darsteller:
Leonardo DiCaprio
Jonah Hill
Margot Robbie
Matthew McConaughey
Kyle Chandler
Rob Reiner - Regie: Martin Scorsese
- Drehbuch:
Terence Winter (Drehbuch)
Jordan Belfort (II) (Buch) - Kamera: Rodrigo Prieto
- Schnitt: Thelma Schoonmaker
- Extras:
Das Wolfsrudel
Verwilderung
Runder Tisch - Technische Details (DVD)
Sprachen: D, GB, E
Untertitel: D, GB, E, DK, FIN, IS, N, S
Video: 2.40:1 Anamorph Widescreen
Audio: 5.1 Dolby Surround - Technische Details (Blu-Ray)
Sprachen: D, GB, E
Untertitel: D, GB, E, DK, FIN, IS, N, S
Video: 2.40:1 Widescreen
Audio: DTS-HD Master Audio 5.1 (GB), DTS Digital Surround 5.1 (D,E) - FSK: 16
- Sonstige Informationen:
Infos und Erwerbsmöglichkeiten zum Film
Wertung: 7/15 dpt