Franziska Moll – Was ich dich träumen lasse (Buch)


Franziska Moll - Was ich dich träumen lasse (Buch) Cover © Loewe Verlag

Elena und Rico sind in “Was ich dich träumen lasse” seit knapp einem Jahr ein glückliches Paar und stehen kurz vor ihren Abiturprüfungen. Doch ihr Glück erlischt schlagartig, als Rico sich nach der Schule von Elena verabschiedet und während des Überquerens der Straße von einem LKW erfasst wird. Er fällt ins Koma, und Elena versucht, diesen Schicksalsschlag immer weiter zu verdrängen, indem sie sich in Bücher und Musik flüchtet.

Als sie seine Eltern besucht und sich in Ricos Zimmer einfach nur an ihn erinnern will, entdeckt sie auf seinem Computer eine Liste. Auf ihr befindet sich die Top Ten der Dinge, die er vor seinem Tod noch tun möchte. Diese druckt sie für sich aus. Außerdem findet sie in einer Schublade seines Schrankes die Liebesbriefe, die sie sich gegenseitig geschrieben hatten – diese nimmt sie auch mit, um sie Rico im Krankenhaus vorzulesen, in der Hoffnung, dass es ihm hilft, schneller aus dem Koma zu erwachen.

Nach einigen Besuchen im Krankenhaus beginnt sie sich mit dem Pfleger Tim anzufreunden, der ihr rät, die Liste abzuarbeiten und ihr dabei zu helfen, da sie – wie er ihr mitteilt – nichts für die Verbesserung seines Gesundheitszustands tun könnte. Sie schwänzt immer häufiger die Schule, um entweder bei Rico zu sein, ihm seine Lieblingsmusik vorzuspielen und die Briefe vorzulesen, oder sie arbeitet mit Tim Ricos Top-Ten-Liste ab. Je besser sie Tim kennen lernt, desto enger wird das Band zwischen ihnen, da Tim es in seiner Vergangenheit auch nicht immer einfach hatte und ihm selbst schon schwere Schicksalsschläge widerfahren sind.

Franziska Moll gelingt es zwar mit ihrem Roman, eine Geschichte zu schreiben, die einen berührt, aber die Charaktere des Romans wirken manchmal recht flach, ohne Tiefen. Es ist schwierig, sich komplett mit einzelnen Figuren des Buches zu identifizieren, da sie größtenteils nicht allzu starke Charaktermerkmale aufweisen. Dennoch pflegt sie einen Stil, durch den man sich einigermaßen in die Situationen der einzelnen Figuren hineinversetzen kann. Beispielsweise – oder gerade besonders – beim Krankenpfleger Tim. Er sagt klar, was er denkt und man kann ihn sich bildlich und charakterlich sehr gut vorstellen und stellt somit eine Person dar, die es so auch in der Realität geben könnte. Was bei Elena hingegen sehr schnell stören kann,  ist ihre naive Art. Sie sagt zwar selbst zu Rico, dass er sehr stark zur Veränderung ihres Wesens beigetragen und ihr somit viel geholfen hat, jedoch ist sie im Buch eigentlich eher ruhig. Die Beziehung, die sich zwischen Tim und Elena im Laufe des Romans aufbaut, bietet viele interessante Passagen und dadurch auch Momente, in denen man mit den beiden mitfühlen kann.

Die Szenen, die sich zwischen Elena und Rico abgespielt haben, bringen den Leser immer wieder dazu, an eine glückliche Zukunft für die beiden zu glauben, gerade weil Elena oftmals verzweifelt ist. Außerdem bringt Franziska Moll den Leser häufig zum Nachdenken, wenn sie über das Abarbeiten der Top-Ten-Liste von Elena und Tim schreibt. Elena ist immer wieder froh, dass sie jemanden hat, der ihr in diesem Lebensabschnitt zur Seite steht, gerade weil sie auch noch eher die Mutter für ihre Mutter spielen muss statt umgekehrt.

Was die Schriftstellerin jedoch mit Brillanz beherrscht, wie es nicht viele Autoren schaffen, ist die Vermischung  der Gegenwart mit Szenen aus der Vergangenheit. Elena erinnert sich in vielen Momenten an Augenblicke, die sie mit Rico erlebt hat, und diese Szenen werden dann erzählt, als ob sie gerade in der Gegenwart stattfänden. Wie Franziska Moll diese Sequenzen jedoch eingebaut hat, ist anfangs gewöhnungsbedürftig. Sie schreibt oft mit vielen kurzen Sätzen, beginnt mit jedem neuen Satz eine Zeile und beginnt diese mit einem Punkt, außerdem sind alle Sätze in die Seite eingeschoben. Ein weiteres Merkmal ist, dass es sich bei diesen Sätzen meist nur um Gespräche beziehungsweise kurze Gedankenspiele handelt, die zwischen ihr und Rico stattfanden. Manche Passagen sind jedoch auch in einem normalen Fließtext beschrieben, der durch große Absätze von dem Rest des Textes getrennt ist.

Die Autorin weiß durch ihren Schreibstil Jugendliche anzusprechen und eine Geschichte zu kreieren, die einen nachdenklich über das eigene Leben werden lässt und ab und zu auch zu Tränen rührt. Sie schreibt wundervoll aus Sicht einer Jugendlichen und berücksichtigt dabei auch alltägliche Probleme und Gedanken, wie sie auch einem Mädchen wie Elena durch den Kopf gehen.

Cover © Loewe Verlag

  • Autor: Franziska Moll
  • Titel: Was ich dich träumen lasse
  • Verlag: Loewe
  • Erschienen: 2014
  • Einband: Hardcover mit Schutumschlag
  • Seiten: 256
  • ISBN: 978-3-7855-7845-2
  • Sonstige Informationen:
    Produktseite beim Verlag

Wertung: 10/15 dpt


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