Gerhard Seyfried – Meister der komischen Kunst (Buch)


Gerhard Seyfried - Meister der komischen Kunst (Buch)Der 1948 in München geborene Cartoonist und Karikaturist Gerhard Seyfried ist aus der Szene des linksalternativen Gezeichneten kaum wegzudenken, hatte er doch stets das richtige Gefühl dafür, mit seinen bissigen Bilderchen, gelegentlich auch Comickurzgeschichten oder gar Gedichten genau die Angriffsflächen zu nutzen, die sich der Allgemeinheit offenbarten. In den letzten über vierzig Jahren haben sich hiervon reichlich angeboten, und die besten Werke des seit den Siebzigern aktiven, auch als Autor tätigen Bayern wurden für dieses schicke, rund hundertseitige Buch zusammengetragen.

Hommagen wie die eröffnende, an Gilbert Shelton und Robert Crumb gerichtete finden sich ebenso in diesem Werk wie  das Portrait eines Altfreaks, zahlreiche Scherze über Kiffer und Junkies, Alternative aller Art, und auch Ärzte, Schönheitswahn, die Geschichte, Nazis, Polizisten, Zukunftsvisionen, Kunst und das Banausentum, Berlin, die Industrie, die Technik, die Politik und die Bundeswehr bekommen in typisch seyfriedschem, sehr variable Formen annehmendem Stil, ihr Fett weg.

Teilweise geschieht dies auf bitterböse Art, teilweise allerdings auch auf bewusst schlechten Kalauern basierend. Mal bringt Seyfried die Pointen sehr direkt auf den Punkt, dann aber wieder finden sich Zeichnungen mit unzähligen Details, bei denen sich der Witz des Ganzen erst nach genauerem Hinschauen erschließt.

Letztendlich wird mit dieser runden Kollektion der Status Seyfrieds untermauert, einer der bedeutendsten deutschen satirischen Stifteschwinger zu sein, wenngleich sich allgemein in ebenjenem Cartoonbereich doch deutlich abzeichnet, dass sich die Generationen langsam verschieben. Es ist beileibe nicht so, dass Seyfried komplett out-to-date ist, doch es zeichnet sich mittlerweile deutlich ab, dass sich der gute Mann auf bestimmte Bereiche eingeschossen hat und andere wiederum außen vor lässt. Was nicht unbedingt etwas Schlechtes heißen muss, denn anstatt krampfhaft auf alles Neue einzudreschen, was Nachrichten und Gesellschaft ihm offenbaren, besinnt sich Seyfried auf das für ihn Wesentliche. Und das ist manchmal doch deutlich authentischer und glaubwürdiger als der Zwang mancher Kabarettisten und Cartoonisten, sich wirklich an jeden kreativen Strohhalm zu klammern und die Aktualitätskuh zu melken, bis der letzte Tropfen ironiehaltiger Milch in den rostigen Eimer tröpfelt.

Cover © Verlag Antje Kunstmann

Wertung: 11/15 dpt

 

 


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