Wiglaf Droste – Schalldämpfer (Buch)

Wiglaf Droste - Schalldämpfer (Buch) Cover © Edition TiamatEine Welt ohne das Gebrüll alkoholisierter BVB-Fans. Eine Welt ohne die klanglichen Exkremente der Bohlens und Naidoos. Ohne schlechtes Radio und ohne schlechtes Fernsehen. Eine Welt ohne klanglichen Lärm, ohne olfaktorischen Lärm, ohne optischen Lärm. Das wünscht sich der protagonistgewordene Autor Wiglaf Droste, und gemeinsam mit seinen Komplizen ist er unter dem Banner “Kommando leise Welt” in einem SUV quer durch de Bundesrepublik, um den Schreihälsen, Lärmbolden und Wahnsinnigen das Handwerk zu legen, praktisch per »eindeutigem Wink mit der Wumme«

Mit im motorisierten Vierrad: Franz, Freund der abgesägten Schrotflinten, der hibbelige Zeichner Jan, Vincent, ein barocker Pfeil-und-Bogen-Schütze, Maler und Teilzeitpoet Nikolaus, Kalauerfreund, Schnellraucher und Delinquenteneinseifer Ralle sowie Fluchtautofaher Klaus. Doch bei ihrem in Siebenfalt geplanten und auch durchgeführten Vorhaben müssen sie auch mit der Präsenz der Ordnungshüter rechnen.

Dieses schmale, harte Büchlein ist eine überarbeitete Version eines zwischen Juli und November 2013 täglich in der “junge Welt” im dortigen Feuilleton erschienenen Fortsetzungsromans und wurde nun in Form eines kapitellosen, metaphorischen Kriminalromans mit zig Seitenhieben, Freundschaftsbekundungen (Berthold Seliger, Stéphane Collard, Harry Rowohlt, um nur ein paar zu nennen) und Boshaftigkeiten veröffentlicht. Neben der Medienlandschaft bekommt auch die Politik ihr Fett weg, genau so die Kirche und weitere, heuer fragwürdige Institutionen, Organisationen und sonstwie bollwerkgewordene Zusammenkünfte, die den Donquixotismus im Innern des mit gesundem Menschenverstand denkenden Individuums evoziert.

Gleichermaßen wird über die leise Welt schwadroniert, von ihr geträumt, sie wird romantisiert – und zwischen alledem werden Songtexte eigener heißgeliebter Lieder des subjektiv guten Geschmacks rezitiert, eigene Poesieejakulationen abgesondert, bewusst schlechte Witze und Wortspiele abgefeuert und somit dem Meinungs- und Medienmainstream schamlos der Spiegel vorgehalten. “Schalldämpfer” ist ein Buch der Gewaltphantasien eines Gestressten. Derb, verhasst und zynisch-ironisch bis in die letzte Papierfaser – einerseits mit dem massiven Holzhammer, andererseits mit dem für den Autoren typischen Feinsinn. Einerseits endbescheuert, andererseits hochintelligent.

Cover © Edition Tiamat

Wertung: 12/15 dpt

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