Die Surferwelt war schockiert, als 2001 einer der seinerzeit begnadetsten Surfer, Jay Moriarity, bei einem freien Tauchgang ums Leben kam. Der stets lebenslustige, stets strahlende Amerikaner genoss seinen Ruhm bereits mit 16 Jahren, als die US-Zeitschrift “Surfer” über ihn berichtete: Ihm gelang es bereits im Teenageralter, die Mavericks zu bewältigen – gigantische Wellen an der kalifornischen Küste am “Maverick’s Point”, die schon so manchen Surfer unter sich begruben.
Genau jene biographische Geschichte greift dieser Film gekonnt und einfühlsam auf und geht dabei bis in Jays Kindheit zurück. Der kleine Jay, der mit seiner in der Liebe glücklosen Mutter Kristy (Elisabeth Shue) in einem kleinen Häuschen lebt, beobachtet eines Tages seinen kantigen, zuweilen schroffen Nachbarn, den hart arbeitenden Rick “Frosty” Hesson (Gerard Butler) dabei, wie dieser einen eisernen Kampf gegen die mächtigen Wellen gewinnt. Es gibt sie also wirklich, diese riesigen Wellen – die Mavericks sind keine Legende. Und man kann sie tatsächlich, wenn auch unter Lebensgefahr, surfen. Außerdem war Frosty es, der Jay nach einer Unachtsamkeit aus der Brandung gezogen hat.
Schnell wird klar: Der Junge ist völlig fasziniert von diesem Mann. Doch genau so fasziniert ihn die immense Kraft der Gezeiten. Der brummige Surfer reagiert immer wieder abweisend und erscheint undurchdringlich, doch Jay hört nie auf, zu Frosty aufzuschauen und zu versuchen, ihm Informationen über das Surfen und die Wellen zu entlocken. Sein Ehrgeiz macht ihn schon in jungen Jahren zu einem exzellenten Surfer, und vieles bringt er sich in den Jahren selbst bei – auch die Beobachtungen und Recherchen geschehen auf seine Initiative. Als er schließlich sechzehn Jahre alt ist, ist er nicht mehr zu bremsen – er, mittlerweile ein unübersehbares Talent, will endlich auch die Mavericks surfen – also bittet er Frosty, ihn endlich einzuweihen, in den eingeschworenen Kreis der todesmutigen Surfer aufzunehmen und ihn so weit zu trainieren, dass er ebenfalls der Mavericks Herr werden kann.
Es bedarf zäher Überzeugungsarbeit, doch schließlich lässt sich Frosty darauf ein – lange lassen die Riesenwellen jedoch nicht mehr auf sich warten, und allgemein ist die Saison der Mavericks sehr kurz, und so muss sich Jay innerhalb von zwölf Wochen sowohl physisch als auch emotional und mental so weit entwickeln, dass er diese Naturgewalten auch zu überleben in der Lage ist. Doch das Durchhaltevermögen geht weit über seinen Surfsport hinaus, denn auch das Privatleben stellt Jay vor einige Herausforderungen – seine noch unerwiderte Liebe zu Kim (mit der er später verheiratet war) kostet ihn ebenso kraft wie die harte Arbeit für das Inordnungbringen der finanziellen Schieflage, für die hauptsächlich seine Mutter verantwortlich zeichnet, die morgens oftmals ihren Hintern nicht aus dem Bett bekommt, ihre laxe Haltung allerdings auch ihren eigenen unschönen Schicksalsschlägen zu verdanken hat.
Bei der Verfilmung wurde Kitsch rigoros außen vor gelassen, und auch hinsichtlich der Optik haben die Filmverantwortlichen Klischees gnadenlos ausgesperrt. Statt braungebrannter, aalglatter Designerstrubbelkopf- und Waschbrettbauchzeiger mit betont lässiger Attitüde, Bikinimodels und sonnigen Punkrocksounds wird ein deutlich realistischeres Bild vom Surfsport gezeigt, die Sportler sehen zwar durchtrainiert, aber an sich durchschnittlich aus, die Musik der 90er und frühen 2000er wurde passend eingefangen, und sämtlichen Figuren hat man ihre Ecken und Kanten gelassen.
Über Elisabeth Shue, Abigail Spencer und vor allem Gerard Butler noch allzu viele Worte zu verlieren, ergibt anhand ihrer über alle Zweifel erhabenen Qualitäten wenig Sinn – besonders lobend zu erwähnen ist allerdings die schauspielerische Leistung Jonny Westons, der viel von dem, was der echte Moriarity verkörperte, authentisch wiederzugeben in der Lage ist. Dabei wird gar nicht erst versucht, die verstorbene Surferlegende zu kopieren, sondern schlichtweg das nachempfunden, was die echte Person Jay Moriarity gefühlt haben könnte.
Inmitten dieser emotional aufwühlenden Geschichte wird dem Auge anhand der imposanten Bilder unheimlich viel geboten, denn man spürt förmlich mit, wie die Schaumbläschen des Meerwassers wieder zerplatzen, wie sich das Wasser auf und ab bewegt, und als Zuschauer erwischt man sich nicht selten dabei, dass man, wenn die Wellen höher werden oder die Surfer irgendwo im Wasser zu verschwinden scheinen, den Hals reckt und den Kopf nach hinten legt, um nach den Surfern Ausschau zu halten oder hinter die Wellen szu sehen versucht. Auch geschieht es oftmals, dass man selbst die Luft anhält, wenn man um das Leben der Surfer bangt und sie von einer der wassernen Naturgewalten vereinnahmt werden.
Zusätzlich nimmt man aus dem Film, selbst wenn man eigentlich so gar kein Interesse am Surfen hat, einiges an Wissen mit – wie Wellen arbeiten, wie man sich selbst auf dem Meer erdet, wie man die Wellen ansteuert, und dieser Lerneffekt verleiht dem Film einen nicht zu unterschätzenden Mehrwert. Mehrwert besitzen auch die Featurettes, durch die man einiges noch besser versteht und auch einen kleinen Einblick in die Arbeit und das Leben des wahren Jay Moriarity gewährt bekommt.
Selten haben Hollywood, Sport und biographische Geschichten so gut miteinander harmoniert wie in “Mavericks”.
Cover © Universum Film/Senator
- Titel: Mavericks – Lebe deinen Traum
- Originaltitel: Chasing Mavericks
- Produktionsland und -jahr: USA, 2012
- Genre:
Drama, Sport
- Erschienen: 21.06.2013
- Label: Universum Spielfilm/Senator
- Spielzeit:
112 Minuten auf 1 DVD
116 Minuten auf 1 Blu-Ray - Darsteller:
Gerard Butler
Jonny Weston
Elisabeth Shue
Abigail Spencer
Leven Rambin - Regie:
Curtis Hanson
Michael Apted - Drehbuch:
Kario Salem
Jim Meenaghan - Produktion:
Curtis Hanson
Mark Johnson
Brandon Hooper
Jim Meenaghan - Musik: Chad Fischer
- Kamera: Bill Pope
- Extras:
Entfallene Szenen
Featurette über:
– den echten Jay Moriarty
– die Dreharbeiten
– die Mavericks
- Technische Details (DVD)
Video: 1,85:1 (16:9 anamorph)
Audio: Deutsch, Englisch (5.1 DD)
Untertitel: Deutsch
- Technische Details (Blu-Ray)
Video: 1,85:1 (1080p/24)
Audio: Deutsch, Englisch (DTS-HD 5.1)
Untertitel: Deutsch - FSK: 6
- Sonstige Informationen:
Produktseite zum Film
Wertung: 13/15 dpt