Als man genau heute vor einigen wenigen tausend Jahren auf diesem kleinen vereinsamten Planeten Erde die Schrift erfand, waren die Reaktionen ziemlich verhalten. Man feierte weder die Entstehung einer Bildungselite noch die Möglichkeit der Aufklärung und es gab auch Stimmen – das mag man sich nicht vorstellen – die behaupteten, Schrift würde die Leute dumm und einsam machen. Dumm, weil man sich nichts mehr merken müsse und alles nur noch nachschlagen könnte. Dumm, weil man alles per se glaubte, was geschrieben stünde. Einsam, weil sich die Menschen nicht mehr miteinander unterhielten, sondern ihre Nase nur noch in die Papyri steckten.
Als man ebenfalls heute vor einigen wenigen Dekaden dem kleinen vereinsamten Planeten Erde mit dem Internet eine nicht unbedeutende Erweiterung zukommen ließ, muss sich dieser irrwitzige Teil des menschlichen Gehirns der für das Erinnern und Vergessen zuständig ist, wie es häufig bei ihm der Fall ist, verschluckt haben. Zwar feierten einige das Internet, doch viele erinnerten sich vage an Vorwürfe von Dummheit und Isolation, von schlechten Auswirkungen auf das Denkvermögen und grassierender Naivität. Dass man dabei ganz vergessen hatte, diese Vorwürfe bereits etliche Male gegen alles Mögliche, beispielsweise die Fotografie, den Film und später das Fernsehen angewendet zu haben, liegt wohl daran, dass dieser spezielle Teil unseres Denkapparates einen ganz eigenen, kuriosen und häufig unsympathischen Willen besitzt.
Was das mit meinem Jahresrückblick 2013 für die booknerds zu tun hat? Na ja, ein besseres Gegenargument zu diesen ewigen Vorwürfen kann man einfach nicht finden. 🙂 Als ich im März 2013 bei booknerds.de mit meinen ersten Rezensionen anfing, waren wir zu dritt. Mittlerweile besteht die Redaktion aus neun Menschen, die frei nach ihren Vorstellungen von guter Literatur rezensieren können, die netzwerken, die sich den Kopf darüber zerbrechen, was sich zu lesen, zu sehen, zu hören lohnt, sodass sich auf dieser wunderbaren Seite eine unglaubliche Vielfalt von Kritikstilen (mit Persönlichkeit) in den unterschiedlichsten Sparten und Genres ausbilden konnte. Ich glaube, wenn etwas vor Dummheit schützt und Gespräche befeuert, dann ist es Vielfältigkeit bis zum direkten Widerspruch.
(Reihenfolge beliebig; nicht zwangsläufig 2013 erschienen; nicht alles wurde hier rezensiert)
Bücher:
Dietmar Dath – Pulsarnacht
Kim Stanley Robinson – 2312
Georg Klein – Die Zukunft des Mars
Serien:
The Walking Dead (Rezension zur ersten Staffel, Uncut)
Breaking Bad
The Sopranos (Wiederentdeckung des Jahres)
Star Trek – Into Darkness (Vier-Augen-Rezension mit Kollege Klaus Reckert)
Django Unchained
Pans Labyrinth
Games:
Deus Ex – Human Revolution
GTA V
Borderlands 2
Musik:
The Ocean: Pelagial
Between The Buried And Me: The Parallax: Hypersleep Dialogues
Earthship: Iron Chest
Cover © Heyne Verlag, Paramount Pictures, Metal Blade Records
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