Ex-Frau Erica (Jennifer Connelly) lebt mittlerweile mit einem jüngeren Mann zusammen, doch der erfolgreiche Schriftsteller Bill Borgens (Greg Kinnear) kann sich innerlich nicht von ihr lösen und beobachtet, einem Stalker nicht unähnlich, wie sie ohne ihn weiter lebt. Da schafft auch die Sex-Beziehung zur Nachbarin Tricia (Kristen Bell) lediglich kurze Linderung. Dass auch seine Kreativität unter dem Loch in seinem Herzen leidet, ist da fast eine logische Konsequenz – seine Schreibblockade scheint unüberwindbar.
Teenagersohn Rusty (Nat Wolff) hingegen, ebenfalls schriftstellerisch ambitioniert und der größte Stephen-King-Fan unter der Sonne, kämpft um die bislang unerwiderte Liebe seiner Mitschülerin Kate (Liana Liberato) und ist bemüht, auch zu seiner Mutter ein gutes Verhältnis zu pflegen, während Rustys große Schwester Samantha (Lily Collins) ihr gegenüber enormen Groll und Ablehnung verspürt, ganz gleich, wie sehr Erica versucht, auf Sam zuzugehen – die Tochter ist ohnehin jemand, der von Liebe (außer der familiären zu Vater und Bruderherz) nicht viel hält.
Sie führt aus Überzeugung ein promiskuitives Leben, wenngleich ihr bewusst ist, dass sie sich nach ihren One-Night-Stand-Sexkapaden immer wieder mies fühlt. Als sie dem romantisch veranlagten Louis (Logan Lerman) über den Weg läuft, ist der hin und weg von ihr und möchte ihr Herz erobern, doch sie gibt ihm reihenweise Körbe. Auch sie ist literarisch ambitioniert und auf Erfolgskurs, allerdings nicht so, wie Vater Bill sich das eigentlich vorgestellt hat. Sowohl für Bill als auch für seine beiden Sprösslinge gilt es nun, Ordnung in das Leben – ebenso in das Liebesleben – zu bringen, damit es endlich vorwärts geht – doch erreichen alle auch das Ziel, wonach sie, bewusst oder unbewusst, streben?
In geschriebenen Worten mag das alles äußerst soapy anmuten, doch der Film erweist sich als ein vielschichtiger Mix aus Drama, Lovestory und Komödie, der durch ehrliche und vor allem authentische Bilder, Verhaltensweisen und Wendungen gleichermaßen amüsiert wie berührt – muss man in manchen Szenen zuerst noch lachen oder vergisst anhand der gelegentlichen verbalen Derbheit schon mal, den Unterkiefer wieder hochzuklappen, legt sich dem empathisch veranlagten Zuschauer bei anderen Szenen ein Gefühl der Rührung schwer auf die Brust.
Von glattgebügelten Hollywood-Stereotypen ist “Love Stories – Erste Lieben, zweite Chancen” auch sonst weit entfernt, beispielsweise, weil mit den Themen Sex und Drogen sehr offen und auch ungeschönt umgegangen wird. Da kifft Rusty schon einmal mit Schwesterchen oder Kumpels, um irgendwie den Kummer wenigstens für kurze Zeit hinter eine Nebelwolke zu schicken – oder aber wird einer der Protagonisten damit konfrontiert, wie die verehrte Person von anderen schlecht behandelt wird und selbstzerstörerisch agiert.
Die Schnitte von Person zu Person sind sehr geschickt platziert, und so bleibt man bei sämtlichen Hauptfiguren gleichermaßen am Ball, ohne dass von ihnen irgend eine ins Hintertreffen gerät – diese Dichte der Ereignisse sorgt letztendlich dafür, dass die Aufmerksamkeit des Beobachters gar nicht erst nachlässt – und desweiteren birgt das Movie eine atmosphärische Dichte in sich, die den Beobachter umschließt wie eine überdimensionale, weiche Hand, die nicht loslassen mag und einen sanften, aber bestimmten Druck auf ihn ausübt. Nicht ganz unschuldig daran ist auch der positiv-melancholische Soundtrack mit Songs von Bright Eyes, Wallpaper Airplanes, Cloudbirds, Like Pioneers oder Friends Of Gemini.
In diesem Film steckt überdies ein solch hohes Maß an Liebe, Aufopferung und Hoffnung, dass man schon ziemlich abgestumpft sein muss, nicht wenigstens einmal einen Kloß im Hals herunterschlucken zu müssen oder ein nasswarmes Gefühl hinter den unteren Augenlidern zu verspüren. Jenseits aller Seichtigkeit, dafür mit direkten, intensiven Bildern, dringt “Love Stories – Erste Lieben, zweite Chancen” in des Zuschauers Innerstes, wühlt ihn auf und lässt ihn gänzlich untheatralisch, unpathetisch seufzen.
Cover und Szenenbilder © Senator Film/Universum Spielfilm
- Titel: Love Stories – Erste Lieben, zweite Chancen
- Originaltitel: Stuck in Love
- Produktionsland und -jahr: USA, 2012
- Genre:
Drama, Liebe, Comedy
- Erschienen: 22.11.2013
- Label: Senator/Universum
- Spielzeit:
93 auf DVD
97 Minuten auf Blu-Ray - Darsteller:
Greg Kinnear
Lily Collins
Kristen Bell
Logan Lerman
Jennifer Connelly
Spencer Breslin
Nat Wolff
Liana Liberato
und viele mehr…
- Drehbuch & Regie: Josh Boone
- Produktion: Judy Cairo
- Extras:
Interviews
Behind the Scenes
- Technische Details (DVD)
Sprachen/Ton: Deutsch, Englisch (DD 5.1)
Untertitel: Deutsch
Video: 2.35:1 (16:9 anamorph)
- Technische Details (Blu-Ray)
Sprachen/Ton: Deutsch, Englisch (DTS-HD 5.1)
Untertitel: Deutsch
Video: 2.35:1 (1080p/24)
- FSK: 12
- Sonstige Informationen:
Produktseite
Wertung: 12/15 dpt