Nachdem Christoph Maria Herbst und Tanja Geke bei ihren letzten Ermittlungen das Märchenland wieder in seinen Urzustand versetzt hatten, freuten sich die beiden Spezialermittler, endlich mal wieder die Füße hochlegen zu können. Doch von wegen – die Ruhe nach dem Happy End dauert nicht lang an, und nun müssen die beiden einmal mehr hinter den sieben Bergen ermitteln. Das Märchenland soll aufgrund sinkender Einnahmen radikal verändert werden. Unter der Leitung von Hans im Glück soll es als “Märchenlääänd” neu eröffnet werden. Die Menschen und Märchengestalten sollen endlich bewusster leben. Für die Gesundheit soll es ab sofort auch laktosefreie Lebkuchenhäuser geben, Hexen sollen fortan nur noch Tofu-Kinder verputzen, und alles selbstverständlich mit Bio-Siegel. Außerdem sollen am Merchandising-Stäääänd zahlreiche Produkte für das finanzielle Wohl sorgen, und obendrein sollen die brutaleren Märchen auf FSK 0 umgeschrieben werden. Die Proteste sind laut, aber dem Noch-Märchenland würde so die Sanierung ermöglicht. Doch dann geschieht etwas Unerwartetes: Einer der sieben Zwerge wird auf blutrünstigste Weise in zwei Hälften geteilt.
Klare Sache: Nur Herbst und Geke können hier Licht ins Dunkel bringen.
Was sich so wahnsinnig, gaga, endbescheuert und durchgeknallt liest, ist es auch. Wer glaubte, der erste Teil sei an Beklopptheit und Gags kaum zu überbieten, wird durch dessen Nachfolger eines Besseren belehrt, denn die Autoren und Sprecher bringen es tatsächlich fertig, überall noch eine Schippe drauf zu legen – und damit werden die Lachrezeptoren ohne Umwege stimuliert. Allerdings bewegt sich das Ganze trotz der klaren Comedy-Ausrichtung nie wirklich auf dem Niveau, das man momentan in den zweitklassigen Comedy-Sendungen der Privaten zu sehen bekommt, sondern birgt trotz des ganzen Schwachfugs stets Sinn in sich, und auch die Story selbst ist durchdacht und nicht einfach nur eine Aneinanderreihung von Slapsticks.
Auffällig ist hierbei, dass der zweite Teil deutlich konsistenter ausgefallen ist und der Erzählfluss nie ins Stocken gerät. Wo die Gags bei Teil eins noch ein wenig offensichtlich platziert wurden, sind sie dieses Mal viel geschickter in die Storyline eingeflochten worden, und auch die ironischen Passagen kommen deutlich lockerer zur Geltung – so, als seien sie spontan entstanden.
Unterhaltsam bei der ganzen chaotischen Blödelei ist, dass man wieder einmal eine Vielzahl an Märchen verballhornt und auch die US-Serienvorlage mächtig veralbert (Soundeffekte und Geräuschkulisse) und mit deren Klischees spielt – und zwar trotz allem mit einem gehörigen Respekt vor den Originalen.
Tanja Geke scheint sich in ihrer Sprechrolle hörbar pudelwohl zu fühlen, doch natürlich ist der Star dieses Hörspiels ohne Frage Christoph Maria Herbst, denn der lebt seine Paraderolle buchstäblich. Sprecher Herbst und Crime Scene Investigator Herbst sind sozusagen Eins – man hat beinahe zwangsläufig seine ausdrucksvolle, vielseitige und schlichtweg urkomische Mimik vor Augen, wenn man seinen gesprochenen Worten lauscht.
Die Auswahl der weiteren Sprecher ist nicht mehr ganz so prominent. Statt etablierten Comedians wie Carolin Kebekus oder Johann König hat man hier eher nicht ganz so bekannten Sprecher ins Tonstudio geholt. So konnte man den Schauspieler und Komiker Martin Klempnow (“Schillerstraße”) und beispielsweise die Hörbuchsprecher Oliver Rohrbeck und Ernst August Schepmann vor das Mikrofon zerren, und dadurch entstehen im Kopf nicht zwingend Bilder jener Gestalten, die man ohnehin in jeder zweiten Comedysendung zu sehen bekommt.
“CSI: Märchen 2 – Neue Morde in der Märchenwelt” ist schlichtweg schrille Unterhaltung, die gleichermaßen intelligent gestrickt wie völlig Banane ist. Das Hörspiel sorgt für heitere Mienen, Glückshormonausschüttungen, “Zwerg”-Fell-Brennen, amüsiertes Kopfschütteln – und mit etwas Glück sogar für bleibende Schäden.
Cover © Random House Audio
- Autoren: Roland Griem, Dominik Kapahnke, Oliver Versch
- Titel: CSI: Märchen 2 – Neue Morde in der Märchenwelt
- Teil/Band der Reihe: 2
- Label: Random House Audio
- Erschienen: 08.10.2013
- Sprecher:
Tanja Geke
Christoph Maria Herbst
Oliver Rohrbeck
Ernst August Schepmann
Martin Klempnow
Tahnee Schaffarczyk
Martin Baltscheit
Arnd Cremer
Hildegard Meier
Dominik Kapahnke
Corinna Dorenkamp
Verena Siebert
Oliver Versch
Roland Griem - Spielzeit: 65 Minuten auf 1 CD
- ISBN: 978-3-8371-2260-2
- Sonstige Informationen:
Erwerbsmöglichkeit, Produktinfo und Hörprobe
Wertung: 12/15 dpt
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