Eigentlich sollte die als Gast eingeladene Reisejournalistin Alexandra Berger zum neuen Klosterhotel “Zur inneren Einkehr” mit einem Kollegen einen Bericht schreiben. Zu ihrem Entsetzen handelt es sich hierbei um Tobias Rombach, der ihr bereits mehrfach Avancen gemacht hatte. Der eingebildete Schürzenjäger soll sie doch bitte bloß in Ruhe lassen, denkt sie sich genervt. Doch auch das Hotel selbst trägt zu zusätzlicher Genervtheit bei, denn die Zimmer sind doch sehr spartanisch eingerichtet, Speis und Trank sind auch eher kärglicher Natur, und bezüglich der Hausordnung gelten hier deutlich andere Regeln – hart arbeitenden, gutsituierten Managern soll es so erleichtert werden, wieder ein inneres Gleichgewicht zu finden. Und das alles für ein Heidengeld, das irgendwie wieder reingeholt werden muss, nachdem der ursprüngliche Klosterabt sich mit allem Geld davongemacht hat.
Unter den Gästen befindet sich auch Michael Wilden, der untertrieben gesagt eine äußerst schwierige Person ist. Nicht genug damit, dass er vor Arroganz beinahe zu platzen droht, nein, er verhält sich zudem noch wie eine Mischung aus Axt im Wald und Diva. Ständig hat er an allem etwas auszusetzen, und hierbei fehlt ihm oftmals jedwedes Benehmen. So verwundert es nicht, dass sowohl Belegschaft als auch Gäste nur noch mit den Augen rollen und seufzen, wenn der Name Michael Wilden fällt – oder der Choleriker höchstpersönlich auftaucht. Immerhin findet Alexandra einen angenehmen Zeitgenossen auf vier Beinen – oder eher der Vierbeiner sie: Der Klosterkater Kater Brown, der eigentlich eher ein fremdelnder Vertreter seiner Spezies ist, vertraut der Journalistin sofort und fühlt sich in ihrer Gegenwart wohl.
In der Nacht stromert der Klosterkater umher und merkt, dass irgend etwas nicht in Ordnung ist – er wird Zeuge eines Mordes. Er versucht am Morgen danach, Alexandras Aufmerksamkeit zu wecken und führt sie letztendlich zu seiner Entdeckung, der Leiche unbeliebten Hotelgasts Wilden. Alexandra und Tobias wird sofort klar, dass es sich hier um Mord handelt, doch der Dorfkommissar, leicht überheblich und schwer überfordert, sieht das anders und vermutet, dass sich lediglich ein Unfall ereignete. Das führt letztendlich dazu, dass Tobias und Alexandra mit Hilfe des Katers auf eigene Faust ermitteln – was nicht wenige Gefahren in sich birgt, denn der Mörder ist nicht weit…
“Kater Brown und die Klostermorde” ist ein eher leichtfüßiger Krimi, der viel Eifeler Atmosphäre und eine Menge Dorffeeling atmet. Allerdings geht diese Leichtfüßigkeit nie so weit, dass der Anspruch verloren geht, denn der Zuhörer wird immer wieder in die Irre geführt und wird stets aufs Neue auf die Folter gespannt. Die Story wurde clever gestrickt, und auch der Kater selbst ist nicht allzu vordergründig als Star der Geschichte präsent. Selbstverständlich spielt er die Schlüsselrolle des Ganzen und ist praktisch das Medium, das zwischen dem Journalistenduo und dem Fall vermittelt (und dürfte fürwahr die hündischste aller Katzen sein, was die Wesenszüge betrifft, das nur nebenbei), doch das Tier besitzt lediglich den richtigen Instinkt, gerne auch so eine Art siebten Sinn – sie spricht durch ihr Verhalten zu den Menschen.
Die Figuren der Geschichte wurden nicht allzu genau skizziert, sodass der Leser respektive Hörer auch einmal die Chance geboten bekommt, sich selbst ein Bild von den Charakteren machen zu können und sich die Figuren in seinem Kopf kreativer auszumalen, anstatt alles vorgekaut zu bekommen. Mancherorts wird so etwas als oberflächliche Zeichnung interpretiert, doch in Zeiten des audiovisuellen Overkills ist es doch auch mal ganz angenehm, wenn die Phantasie mal wieder etwas intensiver angeregt wird und man auch ein paar Konturen nachzeichnen muss, damit sich vor dem inneren Auge ein plastisches Bild ergibt.
Aufgelockert wird der Kriminalfall durch eine gut dosierte Portion Humor sowie die ein oder andere Menschelei, sodass man an zahlreichen Stellen des Hörbuches schmunzeln muss, da die Story auf diese Weise nicht zur reinen Ermittlungsarbeit reduziert wurde.
Die Auswahl des Sprechers ist mit Schauspieler Bernd Reheuser möglicherweise nicht die populärste, und über die Qualität der Produktionen, in welchen er vor der Kamera stand, darf man gerne und hitzig streiten, doch bezüglich “Kater Brown und die Klostermorde” passt letztendlich alles, denn Reheuser verfügt über eine sehr angenehme, tiefe, weiche Stimme und gibt sich bei der Phrasierung alle erdenkliche Mühe: Weder wirkt seine Audiolektüre zu trocken vorgelesen noch wirkt sie überambitioniert.
Das Ergebnis ist ein kurzweiliges Hörbuch, zu welchem das Gehirn selbstständig einen netten Fernsehkrimi auf den imaginären Bildschirm projiziert.
Cover © Lübbe Audio
- Autor: Ralph Sander
- Titel: Kater Brown und die Klostermorde
- Label: Lübbe Audio
- Erschienen: 20.09.2013
- Sprecher: Bernd Reheuser
- Spielzeit: 304 Minuten auf 4 CDs
- ISBN: 978-3-7857-4769-8
- Sonstige Informationen:
Bearbeitete Fassung
Verfügbare Formate und Erwerbsmöglichkeiten
Wertung: 11/15 dpt