Mystery Man: »Wir haben uns schon einmal zuvor gesehen, stimmt’s?«
Fred Madison: »Ich denke nicht. Wo sollen wir uns denn schon einmal gesehen haben?«
Mystery Man: »In Ihrem Haus. Erinnern Sie sich nicht?«
Fred Madison: »Nein. Nein. Sind Sie sicher?«
Mystery Man: »Natürlich. Tatsächlich bin ich jetzt auch dort.«
Fred Madison: »Wie meinen Sie das? Sie sind jetzt auch dort?«
Mystery Man: »Ich bin in Ihrem Haus.«
Fred und seine Frau Renee erhalten einen Umschlag mit einem Video. Darauf sind Aufnahmen von dem Inneren ihres Hauses. Jeden Morgen ein weiterer Film. Immer tiefer dringen die Szenen vor: der Hauseingang, die Treppe, der Flur, das Schlafzimmer, sie, während sie schliefen – und Fred, inmitten von blutigen Laken, Renee vor ihm, zerstückelt, rot.
Ein Faustschlag, ein Verhör und Fred, der in der Todeszelle auf seine Hinrichtung wartet. Kopfschmerzen. Sein Blick führt hoch zur flackernden Neonröhre; Fliegen surren gegen das grelle Licht. Die Transformation beginnt: Fred Madison wird Pete Dayton, ein junger Automechaniker …
Es gibt nichts, was diesen Film beschreibt: grotesk, absonderlich, sexy, gruselig, spannend, psychologisch – gemischt mit Elementen des Film noir. Wenig Dialoge, Wortfetzen, wenig Licht. Jede Silbe, jede Szene, jede Musiksequenz könnte von Bedeutung sein.
Robert Blake als “Mystery Man” erinnert an Mephisto in Goethes “Faust” – der Ausweg oder der Pakt mit dem Teufel. Bill Pullman als Fred Madison und Balthazar Getty als Pete Dayton spiegeln grandios die Verstörtheit des Protagonisten. Dessen Leben dargestellt wie ein Highway: geradlinig, düster; endlos. Er wird nie ankommen.
Die weitere Besetzung ebenfalls hochkarätig. Patricia Arquette in einer Doppelrolle der Femme fatale: Renee Madison und Alice Wakefield – die Dayton zum Verhängnis wird. Brian Hugh Warner und Twiggy Ramirez von Marilyn Manson in einer Porno-Szene. Henry Rollins öffnet als Wärter die Klappe der Zellentür: Madison ist verschwunden – spurlos.
Songs von David Bowie, Nine Inch Nails, Lou Reed, Marilyn Manson, Rammstein und Trent Reznor runden Lynchs Meisterwerk ab.
Viele Interpretationen, viel Gerede – um die Bedeutung des Films. Und auch der Meister selbst ließ wohl verlauten, dass man die Wirrungen von “Lost Highway” mit klassischen Gedanken nicht lösen kann. Geschaffen in den Neunzigern, für die Endlosigkeit bestimmt. Überragend!
Cover © Universum Film/Senator
- Titel: Lost Highway
- Produktionsland und -jahr: USA/Frankreich, 1997
- Genre:
Mystery, Thriller, Fantasy - Erschienen: 10.04.1997
- Label: Universum Film GmbH
- Spielzeit:
135 Minuten auf 1 DVD - Darsteller:
Bill Pullman
Patricia Arquette
Balthazar Getty
Robert Blake
Robert Loggia - Regie: David Lynch
- Drehbuch:
David Lynch
Barry Gifford - Kamera: Peter Deming
- Schnitt: Mary Sweeney
- Musik: Angelo Badalamenti
- Extras:
Interviews mit Cast & Crew, Trailer (10 min) - Technische Details (DVD)
Sprachen: Deutsch, Englisch
Video: 2,35:1/16:9
Audio: GB, D (5.1 DD) - FSK: 16
Wertung: 15/15 dpt