“Wie ein Film von Quentin Tarantino – nur als Buch” heißt es stets in der Werbung für “Das Buch des Todes”, und nach den drei Bourbon Kid-Bänden “Das Buch ohne Namen”, “Das Buch ohne Staben” und “Das Buch ohne Gnade” präsentiert Anonymus nun seinen vierten Roman dieser Reihe, und die Internetspekulationen, es handele sich bei diesem pseudonymen Autor womöglich um Tarantino, werden nicht unbedingt entkräftet, wenn man sich die bisherigen Anonymus-Stories mal zu Gemüte geführt hat und etwas Recherche betreibt (Monsters and Critics, Answers.com).
Eines Vorweg: Der Rezensent war bei den vergangenen drei Teilen doch sehr an die Hörbuchversionen gewöhnt, die von Stefan Kaminski sehr visuell und passend comichaft-karikaturesk dargestellt wurden. Daher ist es schon ein wenig schade, dass dieser aktuelle Band – zumindest bis zum jetzigen Zeitpunkt – nicht in gesprochener Form veröffentlicht werden wird, sondern tatsächlich nur in gedruckter. Somit ist nun ausschließlich die beim Lesen entstehende Phantasie gefragt, doch hat man die Hörbücher gehört, schwingt imaginär im Hintergrund durchaus Kaminskis Stimme mit.
Nachdem es in Santa Mondega sehr blutig zuging und Bourbon Kid bei seiner Mission, korrupte Polizisten und Vampire endgültig auszuschalten, zu Tode kommt, scheint seinem absoluten Erzfeind Gaius Rameses nun der Weg geebnet, mit den überlebenden Vampiren, welche sich seiner Armee der Untoten anschließen sollen, die Menschheit zu unterjochen. Bourbon Kid, mittlerweile im Jenseits, ist nun erst recht voller Zorn, und er muss einen Pakt mit dem Beelzebub besiegeln, damit er wieder in die Welt der Lebenden zurückkehren kann.
Um es mal einfach auszudrücken: Mit “Das Buch des Todes” bekommt der Anonymus-Anhänger genau das, wonach ihm dürstet: Eine makabere, mit viel Blut getränkte und mit viel derbem, schwarzem Humor durchzogene, skurrile Story, die von der Atmosphäre doch sehr stark an die filmischen Werke des eingangs genannten Regisseurs erinnern – durchaus mit noch ein paar zusätzlichen Schippen Sickness, von denen man hier noch einmal die Anzahl erhöht hat. Ebenso fließen gefühlt noch mehr Liter Blut als je zuvor. Auch findet sich eines der wichtigsten Elemente wieder, nämlich Das Blaue Auge – und ebenso gibt es das ein oder andere Wiedersehen mit bereits aus den Vorgängerbänden bekannten Figuren.
Es mag durchaus unterraschend sein, dass Anonymus an seinem Erfolgsrezept praktisch überhaupt nicht geschraubt hat. Wie immer ist das Ganze sehr publikumsspaltend, extrem trashig und wahrlich heftigst over the top, doch ob Innovation die Intention des Autors war, darf mal stark bezweifelt werden. Vielmehr möchte man den Leser offensichtlich schlichtweg mit genau der endbescheuerten Bluteiterschlürf-Literatur beglücken, die er liebt. Und manchmal ist doch auch Zielgruppenbedienung etwas Angenehmes.
Gegliedert ist das fast vierhundert Seiten lange Massaker in knapp über sechzig meist knackig-kurze, dank einfacher Sprache geschwind lesbare Kapitel, die das portionsweise Lesen hervorragend ermöglichem, zumal die Aufteilung durchweg sinnvoll ist und man nicht das Gefühl haben muss, hier sei die Schere an den falschen Stellen angesetzt worden. Entsprechend schnell hat man sich dann auch durch diesen mit schickem silbern glänzendem Prägedruck versehenen Roman gepflügt (»Ach, komm, noch ein Kapitel… okay, noch eins… na gut, eins noch…«).
Und ist hinterher glücklich.
Cover © Lübbe
- Autor: Anonymus
- Titel: Das Buch des Todes
- Teil/Band der Reihe: 4
- Originaltitel: The Book Of Death
- Übersetzer: Alexandra Hinrichsen, Thomas Schichtel
- Verlag: Lübbe
- Erschienen: 19.07.2013
- Einband: Broschiert
- Seiten: 398
- ISBN: 978-3-7857-6089-5
- Sonstige Informationen:
Erwerbsmöglichkeit der verfügbaren
Formate und Infos.
Wertung: 12/15 dpt