Es dürfte wohl keine haltlose Behauptung sein, dass STUDIOCANAL mit dem Re-Release der beiden “Teen Wolf”-Filme aus den Achtzigern in Doppelpack-Form die Neugier derjenigen wecken möchte, die bislang nur die gleichnamige, seit 2011 produzierte, moderne US-Serie kennen, welche seit Juli 2013 auch im Free-TV auf RTL II ausgestrahlt wird. Ebenso wird man den ein oder anderen Nostalgiker ansprechen wollen, der diese Fantasy-Komödien von damals bislang noch nicht sein Eigen genannt hat.
Der erste Teil “Teen Wolf” aus dem Jahr 1985 zählte wohl zu den erfolgreichsten Komödien seiner Zeit: Der Teenager Scott Howard (Michael J. Fox) ist auf seinem College eine eher graue Maus und muss sich gegen die meisten seiner Mitschüler behaupten. Seine Schulfreundin Lisa “Boof” Marconi hält zwar zu ihm und hegt auch Gefühle für ihn, allerdings ist Scott eher an der blonden Pamela interessiert – die allerdings hat mit Mick McAllister einen Macker an ihrer Seite, an dem auch Scott wohl nicht vorbei kommen wird.
Scott ist zudem riesiger Basketballfan, und bei den Meisterschaftsspielen versucht er stets, sein Bestes zu geben – das allerdings nicht immer ausreichen mag. Dann geschieht das Unglaubliche: Als er gefoult wird, beginnen seine Augen rot zu leuchten und ihm wächst spontan ungewöhnlich dunkles, langes Haar. Anfangs verwirrt von dieser Tatsache, stellt er sehr bald fest, dass er sich immer wieder in einen Werwolf verwandeln kann, und anfangs gelingt es ihm noch, dies geheimzuhalten. Denn irgendwie ist das alles doch sehr unangenehm und peinlich. Doch die Geheimniskrämerei geht nicht lange gut, und als ihm sein Vater auch noch sichtbar offenbart, dass diese Werwolfsache in der Familie liegt, findet sich Scott langsam damit ab und nutzt es bald zu seinem Vorteil, denn wenn er in Gestalt eines Werwolfs unterwegs ist, verfügt er wunderbarerweise über übernatürliche Kräfte. Bald wird er zum Star in seiner Ortschaft und vor allem an der Schule – und ganz besonders in seinem Basketballteam. Das komplette Leben ist fortan ein Kinderspiel. Doch kann er seinen Ruhm auf Dauer genießen?
Dank begnadeter Schauspieler (allen voran Michael J. Fox, aber auch Mark Holton als Chubby, James Hampton als Vater sowie Jerry Levine als Stiles), einem originellen Drehbuch und wirklich witziger Pointen hat der Film auch nach fast drei Jahrzehnten nichts von seinem Charme eingebüßt und ist eine dieser Old-School-Komödien, die auch nach dem x-ten Sehgenuss noch immer einen riesigen Spaß bereiten. “Teen Wolf” war rund, schrill, abgedreht, hier und dort sogar treffsicher nachdenklich, sodass die neunundachtzig Minuten nicht lediglich einem Gagdauerfeuer gleichen, sondern durch diese “Halt, stop!”-Momente eine ganz eigene Dynamik entsteht, die den Film nicht zu einer hirnlosen Hauptsache-Krass-Blödelei verkommen lässt.
Erfolge schrien auch seinerzeit nach einer Neuauflage, und so wurde mit “Teen Wolf 2” bereits zwei Jahre später ein Nachfolger ins Rennen geschickt. Und um es gleich vorweg zu nehmen: Dieser Film gehört auch heute zu einem der zehn schlechtesten zweiten Teile aller Zeiten, denn hier hat man so ziemlich alles vergeigt, was es zu vergeigen gab. Das Schlimmste an der Neuauflage ist, dass sich die Drehbücher fast von Anfang bis Ende gleichen. Statt Scott findet sich nun dessen Cousin Todd (Jason Bateman) an einem College wieder, und natürlich hat auch dieser smarte Jüngling so seine Schwierigkeiten mit der Akzeptanz bei anderen. Auch in ihn ist ein Mauerblümchen verliebt, wobei er selbst eher auf ein anderes Mädchen und auch ein wenig auf dessen Freundin steht. Hindernis ist auch hier ein Halbstarker, ein Obercooler, der totale Checker, einer, der alle Mädels haben kann, die er haben will. Der Basketballsport wiederum wurde hier gegen Boxen ausgetauscht, der fiese Direktor hat zusätzlich einen Hund und ist noch etwas fieser, Todd erfährt während eines unfairen Kampfes, dass er ein Werwolf ist – und auch ihm widerfährt Ruhm und Beliebtheit erst bei seiner offiziell gewordenen Metamorphose zum felligen Mensch-Tier mit immensen Kräften. Und was folgt darauf? Richtig, eine Identitätskrise.
Das Drehbuch wurde dieses Mal unfassbar lieblos kopiert und hingerotzt, Modifikationen sind viel zu offensichtlich, die Szenen sind viel zu aufgesetzt und vorhersehbar, die nachdenklichen Szenen furchtbar pathetisch – doch den größten Griff ins Klo hat man sich damit erlaubt, dass Todds Mitschüler teilweise dieselben Namen wie aus dem ersten Teil tragen, aber von völlig anderen Schauspielern und mit völlig anderen Wesenszügen gespielt werden. Lediglich mit Chubby (Mark Holton) und Harold Howard (James Hampton) finden sich dieselben Charaktere aus Teil eins auch von den selben Schauspielern gemimt im zweiten Film wieder. Erschreckend ist, dass manche der Darsteller mit einer solch schwachen schauspielerischen Leistung “brillieren”, dass es eine Beleidigung für Aug’ und Ohr ist. Lediglich Jason Bateman (der sein Ding zwar souverän und charmant durchzog, aber zu keiner Zeit an Michael J. Fox heranreichte) und Kim Darby konnten als neue Gesichter im Cast von “Teen Wolf II” einigermaßen überzeugen.
Außerdem hat man versucht, das ein oder andere einfach eine Spur krasser aufzuziehen – die Hänseleien und Streiche gemeiner und böser, die Sprüche moderner und frecher, etwas mehr Gewalt hier, etwas mehr Grenzüberschreitung dort. Und fast jedes Mal trifft man nicht etwa ins Schwarze des Humorzentrums, sondern meterweit daneben.
Hinsichtlich der deutschen Übersetzung und Synchronisation muss man ebenfalls riesige Abstriche machen, denn während die gewollt coolen und lockeren, wortspielerischen Sprüche bereits im Englischen kaum zünden wollen, hat man sich beim Übersetzen mehrfach verhoben und hat die Sprüche teilweise noch einmal derart sinnentfremdet und krampfhaft eingedeutscht, dass man als Zuschauer ratlos dasitzt und nicht so recht dem Kauderwelsch folgen kann. Mit einer guten Synchronisation hätte diesbezüglich noch einiges gerettet werden können, doch hier ging fast gar nichts gut. Das beginnt bei der oftmals nicht vorhandenen Synchronität zwischen Gesprochenem und den Lippenbewegungen, erstreckt sich über die fragwürdige Phrasierung und unpassende Stimmen sowie Stimmlagen bis zu völlig hanebüchenen Stimmeffekten bei Todd während dessen Werwolfphasen.
Es wird bei “Teen Wolf II” überdeutlich, dass man 1987 versucht hat, mit minimalstem Aufwand noch einmal ein paar US-Dollars in die Kassen zu spülen. Doch wenn man abends mal nicht weiß, was man zum Trash-Abend mit seinen Freunden in seinen Player schieben möchte, eignet sich diese filmische Gurke hervorragend.
Das Phrasenschwein würde jetzt grunzen: “Einmal Top, einmal Flop”. Man möchte ihm wohl kaum widersprechen.
Cover © STUDIOCANAL
Infos zu Teen Wolf
- Titel: Teen Wolf
- Originaltitel: Teen Wolf
- Produktionsland und -jahr:
USA, 1985 - Genre:
Fantasy
Komödie
- Erschienen: 01.08.2013
- Label: STUDIOCANAL
- Spielzeit:
89 Minuten auf 1 DVD - Darsteller:
Michael J. Fox
James Hampton*
Susan Ursitti
Jerry Levine
Matt Adler
Lorie Griffin
Jim McKrell
Mark Arnold
Jay Tarses
Mark Holton*
Scott Paulin
Elizabeth Gorcey
Melanie Manos
Doug Savant
Charles Zucker
*waren als einzige Schauspieler
bei beiden Filmen im Cast
und haben die gleichen Rollen
verkörpert…
- Regie: Rod Daniel
- Drehbuch:
Jeph Loeb
Matthew Weisman - Produktion:
Mark Levinson
Scott M. Rosenfelt - Musik: Miles Goodman
- Kamera: Tim Suhrstedt
- Schnitt: Lois Freeman-Fox
- Extras:
Trailer
- Technische Details (DVD)
Bild: 1,85:1 (anamorph)
Sprachen/Ton:
Deutsch (Mono DD)
Englisch (Stereo DD)
Untertitel: Deutsch
- FSK: 6
- Sonstige Informationen:
Infoseite zum Doppelpackage
inklusive Erwerbsmöglichkeit
Wertung: 12/15 dpt
Infos zu Teen Wolf 2
- Titel: Teen Wolf 2
- Originaltitel: Teen Wolf Too
- Produktionsland und -jahr:
USA, 1987 - Genre:
Fantasy
Komödie - Erschienen: 01.08.2013
- Label: STUDIOCANAL
- Spielzeit:
90 Minuten auf 1 DVD - Darsteller:
Jason Bateman
Kim Darby
John Astin
Paul Sand
James Hampton*
Estee Chandler
Beth Ann Miller
Mark Holton*
Stuart Fratkin
Robert Neary
Rachel Sharp
William H. Burton
David Burton
Kyle Fraley
Kathleen Freeman
- Regie: Christopher Leitch
- Drehbuch:
Jeph Loeb
Matthew Weisman
Tim Kring - Produktion: Kent Bateman
- Musik: Mark Goldenberg
- Kamera: Jules Brenner
- Schnitt:
Raja Gosnell
Steve Polivka
Harvey Rosenstock
Kim Secrist - Extras:
Trailer - Technische Details (DVD)
Bild: 1,85:1 (anamorph)
Sprachen/Ton:
Deutsch (Mono DD)
Englisch (Stereo DD)
Untertitel: Deutsch - FSK: 12
- Sonstige Informationen:
Infoseite zum Doppelpackage
inklusive Erwerbsmöglichkeit
Wertung: 3/15 dpt