Eine kurze Vorbemerkung, bevor es um “Defiance” geht: Es gibt Geschichten, bei denen man als Rezensent entscheiden muss, mit welchem ihrer hundert Themen man sich beschäftigen möchte. Besonders starke Werke lassen sich nie auf etwas annähernd Einheitliches herunterbrechen. Es werden dann ein, zwei Themen ausgewählt. Man umreißt ein paar andere Dinge, und ehrlich gesagt fallen viele Teile des “Big Picture” unter den Tisch (des Rezensenten). Wichtig ist zudem nicht nur, was erwähnt wird, sondern auch, wie es dargestellt wird. Beispiel: Auf die Frage, worum es in “Batman Begins” eigentlich geht, würden einige Kino-Besucher bestimmt sagen: »Naja, um einen Typen, der durch hartes Training und Disziplin zum Superhelden wird und die Bad Guys vermöbelt.« Vielleicht bekäme man aber auch sowas wie »Der Film ist über einen Typ, der zu dem wird, wovor er sich am meisten fürchtet, um seine wahre Stärke zu finden« zur Antwort.
“Defiance” wurde für den allseits bekannten Pay-TV Sender Syfy produziert (wie auch “Warehouse 13”, “Eureka” oder “Haven”) und würde zumindest einen Teil unserer hypothetischen Zuschauer vor ernsthafte Probleme stellen. »Sicher,«, sagen die einen, »es geht um Nolan, monoton gespielt von Grant Bowler, einen fähigen Ex-Soldaten, der im großen Krieg gegen die Aliens diente.« Dieser Krieg sorgte dafür, dass sich um die Erde ein Trümmerring aus Alienschiffen gebildet hat, die nun alle Nase lang herunterfallen und durch partiell funktionierende Terraforming-Technologie das Gesicht der bekannten Welt in eine außerirdische Landschaft verwandeln. Gleichzeitig bilden sich in der post-apokalyptischen Gesellschaft langsam wieder Städtegemeinschaften und Regierungen heraus, in denen Aliens und Menschen mehr oder weniger friedlich miteinander am Überleben arbeiten.
Nolan wird unfreiwillig zum Sheriff einer dieser Städtegemeinschaften, genannt Defiance. An seiner Seite kämpft und arbeitet seine “Tochter” Irisa, eine junge Alien-Frau, ebenfalls mit derben Kampferfahrungen und einer mysteriösen Gabe. Gespielt von Stephanie Leonidas ist die Figur nicht nur schauspielerisch der einzige Lichtblick in den zwölf Episoden der ersten Staffel. Ihre Rolle ist gegen den Strich gebürstet; sie stellt sich quer, sodass man von ihr gleichzeitig gebannt und genervt ist. Irisa muss einen eigenen Kampf austragen, mit sich und den Dingen, die ihr in der Vergangenheit von religiös-wahnsinnigen Männern angetan wurden. Sie war ein einziges Mal in ihrem Leben hilflos und musste gerettet werden. Für ein paar Episoden setzt Irisa alles daran, nie wieder in so eine Lage zu geraten. Die Autoren der Serie fangen diesen großartigen Ausreißer am Ende wieder ein und “töten” damit den einzigen starken Charakter, indem er zum MacGuffin degradiert wird.
Die TV-Serie ist voll von solchen Idiotien. Das ist auch der Grund, warum etliche unserer Zuschauer auf die Frage, worum es in der Serie geht, keine Antwort finden. In Defiance gibt es zwei verfeindete Familien. Die einen sehen aus wie Indianer. Die anderen wie Vampire. Die Tochter der einen Familie ist in den Sohn der anderen verliebt und auch noch umgekehrt. Es gibt eine Erden-Regierung, die an die Ressourcen des unabhängigen Stadtstaates gelangen will. Es gibt etwas Sex und etwas Gewalt, genauso wie im antiken Rom und bei Spartakus (gemeint sind die TV-Serien). Es gibt einen Polizisten und seine Tochter. In Defiance gibt es dieses. In Defiance gibt es jenes. Um es auf den Punkt zu bringen: Es gibt dort alles, was in den letzten Jahren popkulturell erfolgreich war. Und das ist noch nicht einmal gut gemacht. Aber in “Defiance” geht es um nichts. Der Rezensent hat nachgeschaut. Unter seinem Tisch liegt kein einziger Krümel.
Cover © Universal Pictures Home Entertainment
- Titel: Defiance
- Staffel: 1
- Produktionsland und -jahr: USA, 2013
- Genre:
SciFi
Drama
Action - Erschienen: 18.07.2013
- Label: Universal Pictures
- Spielzeit:
536 Minuten auf 5 DVDs
558 Minuten auf 4 Blu-Rays - Darsteller:
Grant Bowler
Stephanie Leonidas - Drehbuch: Rockne S. O’Bannon et al.
- Extras:
Deleted Scenes
Gag Reel
Trailer - Technische Details (DVD)
Sprachen: Deutsch, Englisch (GB), Spanisch, Französisch
Untertitel: Deutsch, Englisch (GB), Spanisch, Französisch
Video: 1,78:1 Anamorph
Audio: Dolby Digital 5.1
- Technische Details (Blu-Ray)
Sprachen: Deutsch, Englisch (GB), Spanisch, Französisch
Untertitel: Deutsch, Englisch (GB), Spanisch, Französisch
Video: 1,78:1 Anamorph HD
Audio: DTS-HD Master Audio 5.1
- FSK: 16
- Sonstige Informationen:
Info, Trailer, Erwerbsmöglichkeiten
auf Universal Pictures Home Entertainment
Wertung: 7/15 dpt