Wohl kaum eine Sitcom hat Ende der Achtziger und Anfang der Neunziger für so viel Wirbel gesorgt wie “Roseanne”, vor allem auch deshalb, weil hier eine Familie aus einfachsten finanziellen Verhältnissen gezeigt wird, mit ihren ganz alltäglichen Problemen, Eigenarten und Marotten. Die Wohnungseinrichtung ist zusammengewürfelt, der Kontostand blinkt rot, die Kleidung sieht nicht mehr aus wie frisch von der Stange, und Reparaturen im Haus werden selbst erledigt.
Noch mehr aber war es seinerzeit noch nicht allzu üblich, dass die einzelnen Charaktere mit recht derben Vokabeln um sich warfen und auch im Umgang miteinander schon mal derbere, lautere Töne anschlugen. Bitterböser Zynismus, Galgenhumor und Schreien gehören im Hause Conner zum guten Ton. Ehemann Dan (John Goodman in einer Rolle, an der man ihn noch heute misst) ist eine liebenswerte Mischung aus Knuddelbär und Macho und bringt seine Frau des Öfteren an den Rand des Wahnsinns, doch wirklich böse kann Roseanne (Roseanne Barr) ihm nie sein. Doch immer wieder ist sie es, die irgendwie das Ruder in die Hand nehmen muss, bevor alles außer Kontrolle gerät.
Dass Letzteres droht, liegt vor allem auch an den drei Kindern: D.J., das Nesthäkchen und einziger Junge, zeigt sich noch am umgänglichsten und ist eher durch seinen Spieltrieb anstrengend – meistens sind es die sich regelmäßigst anzickenden und auch ihren Eltern gegenüber aufmüpfigen Schwestern Darlene (Sara Gilbert) und Becky (Alicia Goranson), die die Nerven ihrer Mitmenschen bis aufs Äußerste strapazieren.
Doch auch außerhalb der vier Wände ereignet sich so einiges. Während Dan regelmäßig auf Arbeitssuche ist, bringt immerhin Roseanne durch ihren Job bei “Wellman’s” ein paar Dollars aufs Connersche Konto – und an ihrem Arbeitsplatz gibt es obendrein auch noch einiges an Gesprächsstoff, zum Beispiel der Vorgesetzte Booker Brooks (witzig, den heute leicht ergrauten George Clooney als jungen Grünschnabel zu sehen) oder die Schicksale der einzelnen Mitarbeiterinnen.
So sehr manchmal überall die Luft brennt, so sehr ist das respektvolle Miteinander am Ende immer wieder das kostbarste Gut, und auch die familiäre Liebe besitzt immer wieder einen sehr hohen Stellenwert, sodass letztendlich feststeht: Man muss nicht reich sein, um ein Gefühl wie Glücklichkeit empfinden zu können.
“Roseanne” war seiner Zeit demnach meilenweit voraus, hat die Grenzen in viele Richtungen aufgebrochen und gerade den frecheren Sitcoms, die in den nächsten Jahrzehnten noch so folgen sollten, den Weg geebnet. Tabus wurden thematisiert und die Durchschnittlichkeit der Menschen war ein klarer Gegentrend zu “schöner, reicher, besser, teurer”. Vor allem wurde aber auch mit der damals noch etwas stärker in der Gesellschaft verankerten Geschlechterrollenverteilung aufgeräumt.
Es sei angemerkt, dass es sich bei dieser DVD lediglich um die ersten sechs Folgen der insgesamt dreiundzwanzig Episoden umfassenden ersten von insgesamt neun Staffeln handelt. Von daher sei mal dahingestellt, ob eine solche Veröffentlichung anhand der Tatsache, dass es die gesamte erste Staffel mit vier Discs für nur um etwa die Hälfte mehr Geld regulär zu kaufen gibt, wirklich Sinn ergibt, zumal der Untertitel “Die ersten Folgen der Kultserie” eigentlich eher darauf schließen ließe, dass es vor dieser ersten Staffel noch ein paar Vorläuferfolgen gegeben hätte, die man nun endlich veröffentlicht hat. Ein Blick in diverse Online-Episodenguides genügt jedoch, um festzustellen, dass vorliegender Datenträger lediglich ein Viertel einer Staffel beinhaltet. Ohne Bonusmaterial.
Möglicherweise soll die Veröffentlichung auch eine Art Teaser für die zeitgleich erschienene Komplettbox darstellen, sodass sich ebenjene, die die Serie nie gesehen haben, erst einmal einen kurzen Eindruck verschaffen können, bevor sie sich die sechsunddreißig Discs starke Box ordern. Das Gleiche wurde übrigens auch mit “The Cosby Show” und “21 Jump Street” praktiziert, denn auch jene Komplettboxen wurden ebenfalls zeitgleich mit einer “Wie alles begann”-DVD auf den Markt gebracht. Wäre es insgesamt nicht sinnvoller gewesen, die Boxsets jeweils als kompaktere Nice-Price-Variante oder dergleichen zu veröffentlichen?
Cover & Packshot © Universum Film
- Titel: Roseanne – Wie alles begann: Die ersten Folgen der Kultserie
- Produktionsland und -jahr: USA, 1988-
- Genre:
Sitcom, Comedy
- Erschienen: 05.07.2013
- Label: Universum Film
- Spielzeit:
144 Minuten auf 1 DVD - Darsteller:
Roseanne Barr
John Goodman
Laurie Metcalf
Michael Fishman
Sara Gilbert
Alicia Goranson
George Clooney
und viele mehr…
- Regie: John Pasquin, Andrew D. Weyman
- Drehbuch: Roseanne Barr, Matt Williams
- Technische Details (DVD)
Video: 1.33:1 (4:3) PAL
Audio: D, GB (DD 2.0 Mono)
- FSK: 0
- Sonstige Informationen:
Produktseite auf Universum Film
Wertung: keine
Glücklichkeit? Will ich auch 🙂
Hmpf. Du bist gemein.
Ich kenne da jemanden, der regt sich über jeden Fehler auf. Schön, dass der auch nicht immer perfekt ist 😛
*grins-schmoll*