Ein wenig schade ist es ja schon, dass die skurrile, erfrischend alberne Serie mit dem Pseudo-Hellseher und Santa Barbara Police Department-Berater Shawn Spencer und seinem Sidekick, dem Pharmavertreter Burton “Gus” Guster, hierzulande einen eher schweren Stand hat. Das mag eventuell an Humorinkompatibilitäten mit den deutschen Zuschauern liegen, aber am ehesten dürfte der Grund sein, dass die Staffeln, die auf RTL bislang ausgestrahlt wurden, immer wieder zerstückelt, gestoppt, gekippt, fortgesetzt und wieder gestoppt wurden. Erst etwa zum Zeitpunkt dieser Rezension hat es der Sender gebacken bekommen, die vorliegende, bereits im Jahr 2010 produzierte fünfte Staffel dann endlich mal zu Ende zu senden. Ob sich die Einschaltquoten durch solchen Angsthasenfußball und solcherlei Hickhack bessern, darf mal stark bezweifelt werden.
Einmal mehr gelingt es dem Team, einen ausgewogenen Mix aus etwas Drama, Crime, detektivischer Arbeit neo-holmes’scher Machart und überdrehter Comedy mit zackigen, teilweise herrlich sinnbefreiten Dialogen zu kreieren. Das Tempo ist serientypisch rasant, die Fälle einmal mehr entsprechend verzwickt, und hierbei scheinen den Autoren die Ideen wohl nie auszugehen. “psych” ist kreativ, bunt, schrill, doch jenseits all der Alberei finden sich immer wieder ein paar ruhige und auch ernste Momente in der Serie – denn Sturmklingeln auf die Humorsensoren kann durchaus gegenteilig zur beabsichtigten Wirkung verlaufende Reaktion zur Folge haben.
Shawn und Gus werden in dieser Staffel mit Triadenkriegen im Asienviertel von Los Angeles konfrontiert und finden in einem anderen Fall bei bei einer aus dem Wasser geborgenen Leiche, bei welcher Lassiter behauptet, ihr Tod sei ein Verkehrsunfall gewesen, Hinweise auf Mord. Desweiteren begegnen die Gründer der “psych”-Agentur UFO-Nerds, Witwentröstern, Streetracern, Alt-Cops, einem eigenartigen “Shawn 2.0”, Transplantationsskandalen, einer Spionin (gespielt von Franka Potente), einem raffinierten Ausbrecher, fahren Geisterbahn und werden in einer der wohl schrägsten aller Folgen in ein seltsames, verschrobenes Dorf namens Dual Spires eingeladen (tolle “Twin Peaks”-Hommage mit zahlreichen Originaldarstellern und einem von Julee Cruise gesungenen psych-Theme, genau jener Faue, die einst auch für “Twin Peaks” das Theme einsang), werden zu Training an der Polizeiakademie verdonnert (noch eine Hommage, dieses Mal an “Police Academy”) und erleben ihren ganz eigenen Problembären. Shawns ganz persönliches Desaster ist allerdings die Tatsache, dass sein Vater Henry wieder Teil des Police Departments wird. Es bleibt demnach unbequem und turbulent.
Doch auch privat tut sich so einiges, wobei vor allem das Miteinander zwischen Shawn und Juliet O’Hara einige interessante Wendungen erlebt. Auch werden die gewohnten Rückblenden in Shawns und Gus’ Kindheit ein wenig intensiver dargestellt, wobei hier ein abrupter Wechsel im Cast stattfindet – so wird von der einen auf die andere Folge der seit der dritten Folge der ersten Staffel als Shawn Spencer junior agierende Liam James durch Skyler Gisondo ersetzt. Das ist verstörend, aber man hat sich nach wenigen Folgen an das neue Gesicht gewöhnt. James Roday und Dulé Hill (respektive Shawn und Gus) sind mittlerweile ein perfektes Team, und auch Maggie Lawson als “Jules” und Kirsten Nelson als Chief Vick blühen in ihrer Rolle immer mehr auf. Doch auch Timothy Omundson brilliert mit seiner Rolle als ultraharter Detective Lassiter mit Lächerlichkeitsfaktor und offenbart zudem ganz neue Seiten von sich. Auch tanzenderweise.
Besonders bei den Hommagen wurde beängstigend virtuos gearbeitet, und ganz gleich, wie man dem doch extremen und sonderbaren Humor dieser Serie gegenüberstehen mag, so wirkt das Ganze niemals wie eine sinnlose Aneinanderreihung von Slapsticks. Eher wird alles gnadenlos überzogen dargestellt und erinnert nicht selten an die US-Komödien der 80er und 90er – genau das ist etwas, was der aktuellen Serien- und Filmlandschaft zur Zeit ein wenig fehlt, und auch wenn die fünfte Staffel im Gegensatz zu den ersten beiden Staffeln auch mal ein paar melancholischere Momente mit sich bringt und nicht dauerhauft auf Gute-Laune-Fernsehen ausgerichtet ist, kommt man als Liebhaber dieser Serie auch hieran nicht vorbei.
Cover und 3D-Packshots © Universal Pictures Home Entertainment
- Titel: psych
- Staffel: 5
- Episoden: 16
- Produktionsland und -jahr: USA, 2010
- Genre:
Krimi
Drama
Comedy
- Erschienen: 11.07.2013
- Label: Universal Pictures Home Entertainment
- Spielzeit:
669 Minuten auf 4 DVDs - Darsteller:
James Roday
Dulé Hill
Timothy Omundson
Maggie Lawson
Corbin Bernsen
Kirsten Nelson
Liam James
Skyler Gisondo
Carlos McCullers
- Idee: Steve Franks
- Musik:
Adam Cohen
John Robert Wood - Extras:
Entfallene Szenen
Gag Reel
Making Of “Dual Spires”
- Technische Details (DVD)
Video: 1.78:1 anamorph
Audio: D, GB (5.1 DD)
Untertitel: D, GB und mehr…
- FSK: 12
- Sonstige Informationen:
Ananas
Wertung: 12/15 dpt