In seinen frühen Jahren lernte der Fernsehkommentator, Autor, Sportjournalist und Radiomoderator Mitch Albom von seinem Collgegeprofessor Morrie Schwartz mehr oder minder den Stoff, den er an seiner Lehranstalt für seine berufliche Laufbahn benötigte. Diese Laufbahn führte durch Alboms Leben, doch bei seiner “Fahrt” hierdurch verlor er seinen Mentor irgendwann aus den Augen. Beide gingen ihre eigenen Wege. Albom durchzuckte es offenbar wie ein Blitz, als er den mittlerweile achtundsiebzigjährigen Schwartz nach sechzehn Jahren in der Fernsehsendung “Nightline” wieder zu Gesicht bekam, in welcher er über seine Krankheit ALS berichtete. Daraufhin, im Jahr 1995, machte sich der ehemalige Student auf den Weg zu seinem Professor.
Wie seinerzeit im College traf er den bald sterbenden Mann jeden Dienstag zu tiefgründigen Gesprächen über das Leben an sich. Über dessen Sinn, über die relevanten Werte, über Liebe. Über Glück und Offenheit. Über das Miteinander. Über den Einfluss der Medien, den Materialismus, all die negativen äußeren Störfrequenzen, die nichts als Hass und Neid schüren.
Die insgesamt vierzehn Dienstagsgespräche, für die er jedes Mal von Detroit nach Newton fuhr, zeichnete er auf und verbindet sie mit eigenen Rückblenden. Albom reflektiert durch die unzähligen Ausführungen seines Mentors sein eigenes Leben und dokumentiert gleichzeitig, wie diese Dienstage mit Morrie sein Leben neu geprägt haben und ihn in vielen Dingen umdenken ließen. Somit ist “Dienstags bei Morrie” gleichermaßen eine Art vierzehnwöchige Momentaufnahme wie auch autobiographisch gefärbte, ineinander verzahnte Erzählungen beider Gesprächspartner.
Trotz der unfassbar traurigen Tatsache, dass Albom sich in Gegenwart eines Mannes in dessen letzten Wochen kurz vor seinem sicheren Tod wähnte, strahlt dieses Werk eine immense Positivität aus, die vor allem der Weisheit und Lebenserfahrung Schwartz’ zu verdanken ist, durch Alboms Worte allerdings noch einmal unterstrichen wird. Seine Ausführungen und Erklärungen, die oftmals so manchen historischen Philosophen bauernschlau erscheinen lassen, öffnen die Seele, öffnen das Herz, sie haben beinahe eine kathartische Wirkung. Sie bereichern das eigene Leben und Denken. Man erkennt sich selbst immer wieder und gewinnt dennoch neue Erkenntnisse. Auf ein gedachtes »Ja, genau so…« folgt mit Morrie Schwartz’ weiteren gesprochenen Sätzen noch eine Vertiefung dieses Denkens, sodass selbst die für einen selbst geltenden Selbstverständlichkeiten noch einmal intensiv vertieft werden.
Man erlebt multiple Momente der absoluten Klarheit, ganz ohne in irgendwelchen Religionen oder sonstigen festgeschriebenen Denkrastern fußenden Worten, sondern auf einer ganz besonderen spirituellen Ebene, die schlichtweg das gute Ich und den gesunden Menschenverstand miteinander vereinen. Nicht selten führen die Worte des ehemaligen Professors zu einem tränenglasigen Film auf der Netzhaut, da sie immens aufwühlend wirken, ohne in Sentimentalitäten oder dergleichen abzudriften. Es sind schlichtweg die essentiellen Dinge, auf die Schwartz den Fokus richtet und darüber zu sprechen beginnt, und das gelingt ihm in einer solchen Intensität, Reinheit und Sachlichkeit, dass man, obgleich man eigentlich meint, das Leben längst begriffen zu haben, immer wieder neue Türen im Kopf geöffnet bekommt. Und alleine diese Tatsache hat einen überwältigenden Effekt. In den perfekt dazwischengreifenden Ausführungen Mitch Alboms bekommt man stets zu spüren, dass es ihm selbst ähnlich erging.
Für die Hörbuchneuauflage hat man mit Felix von Manteuffel den perfekten Sprecher gewinnen können, denn der liest dieses Hörbuch mit einer solchen Hingabe und Herzenswärme, solch einer Sachlichkeit und doch subtiler Emotionalität, dass man sich innerhalb weniger Minuten in eine warme Hülle gesprochener Worte eingeschlossen fühlt, aus der man gar nicht wieder hinaus möchte.
Wer das Leben in seiner Gänze verstehen möchte, kann sich viel philosophische Literatur ins Bücherregal stellen und über seine eigene Vergangenheit grübeln. Ebenso kann man sich aber auch einige Stunden Zeit für dieses Hörbuch nehmen und jene Worte beherzigen und verinnerlichen, die Morrie Schwartz Mitch Albom mit auf seinen restlichen Lebensweg gegeben hat. Hinterher weiß man nicht nur mehr – man ist mehr.
Cover & Packshot © der Hörverlag
- Autor: Mitch Albom
- Titel: Dienstags bei Morrie
- Originaltitel: (bei fremdsprachigen Titeln, sonst entfernen)
- Übersetzer: Angelika Bardeleben
- Label: der Hörverlag
- Erschienen: 22.07.2013
- Sprecher: Felix von Manteuffel
- Spielzeit: 4:49 Stunden auf 4 CDs
- ISBN: 978-3-8445-1069-0
- Sonstige Informationen:
Ungekürzte Lesung
Mit neuem Sprecher aufgenommen (ursprünglich Mathieu Carrière, 2002)
Buchversion erschien im Original 1997, in Deutsch 1998
Info und Erwerbsmöglichkeiten
Wertung: 15/15 dpt