Der Cop-Thriller des Regisseurs Alberto Rodríguez beginnt Mitte der Achtziger Jahre. Spanisches Ghetto. Männer verfolgen sich. Sie rennen in praller Sonne durch staubige, enge Gassen und durch verarmte Viertel. Alle sind arm, die Verfolger genauso wie die Verfolgten. Der unerfahrene Polizist und junge Familienvater Ángel (Mario Casas) hat einen Drogendealer auf dem Dach eines Mietshauses gestellt. Nur kurz, denn er wird von seinem professionelleren Gegenspieler ausmanövriert. Rafael, gespielt von Antonio de la Torre (“Che: Part Two”), ein cholerischer Polizist mit ordentlich aufgestauter Wut gegen alles, was mit Drogen zu tun hat, kommt dem Küken der Einheit zuhilfe und boxt Ángel aus seiner misslichen Lage.
Damit sind dann auch die drei tragischsten Figuren dieser schnell erzählenden, spanischen Produktion “Kings Of The City” (OT: “Grupo 7”) eingeführt. Eine Figur ist die Stadt selbst. Mit beinahe dokumentarischem Realismus wird der Zuschauer durch Sevilla geführt. Zeitlich liegt man einige Jahre vor der Weltausstellung ‘92, auf die immer wieder verwiesen wird. Armut, Korruption und Drogenhandel dominieren das Stadtbild. Um das zu ändern, soll hart durchgegriffen werden. Unter anderem dafür zuständig ist die Einheit 7 um Ángel. Der merkt jedoch schnell, dass er mit seiner Diabetes-Erkrankung keine großen Sprünge bei der Polizei machen kann. Rafael gehört ebenfalls zu dieser Einheit. Er hat seinen Bruder an die Drogen verloren und wässert diese Tragödie mit Kummer, Wut und Alkohol.
Als sich die Gelegenheit ergibt, richtig viel Geld zu verdienen, beschließen die vier Männer der Einheit 7, die Seiten zu wechseln. Sie werden zu Drogendealern mit perfekter Tarnung. Die Drogen werden bei Polizeirazzien beschlagnahmt und gleich wieder verkauft. Die Konkurrenz wird mit legalen Mitteln schnell und brutal in den Knast befördert. Es erinnert ein bisschen an “Scarface” oder “Blow”. Die Männer werden immer berühmter, weil sie die höchste Aufklärungsrate der städtischen Polizei haben. Gleichzeitig werden sie durch den Drogenverkauf auch immer reicher, arroganter und risikobereiter. Als jedoch Ángels Familie bedroht wird, bricht sich der rasante Aufstieg. Zum Schluss scheuen die Polizisten vor nichts mehr zurück, um ihre Verbrechen zu verschleiern.
Neben der schnell erzählten, lupenrein konstruierten Geschichte, die zu gleichen Teilen von Handlungen und Charakteren getragen wird, sind es auch die schauspielerischen Leistungen, die eine absolute Seh-Empfehlung verdienen. “Kings Of The City” erzeugt abseits von Hollywood und ohne große Namen eine Erzählatmosphäre an der Schwelle zum Kult-Charakter. Der muss allerdings mangels Rauheit und Widerspenstigkeit des Erzählten bei aller Großartigkeit des Films außen vor bleiben.
Szenenfotos & Cover © Sunfilm Entertainment/Tiberius Film
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