Der Plot ist schnell erzählt. Ein durchgeknallter, notgeiler, zahlenlegasthenischer aber irgendwie liebenswerter Loser namens Keith Lemon hat das Leben in der erfolglosen Einöde satt, verlässt Leeds, möchte wie sein Idol Richard Branson Unternehmer werden und endlich keine finanziellen Sorgen mehr haben. Auf einer Messe vergeigt er seine Präsentation des sogenannten “Securipole”, hat aber eine Million dieser überflüssigen Poller herstellen und liefern lassen. Sein indischer Ausstellungsnachbar preist ähnlich erfolglos die Nichtinnovation in Form eines tastenlosen Handys an, dessen lange Beschreibung den abgekürzt den endbeknackten Namen “Tisipiti” ergibt.
Da der sich aus dem Staub macht und ihn zusätzlich auch auf den kartonweise herumstehenden Handys sitzen bleibt, muss sich der Engländer etwas einfallen lassen. Er sucht einen Berater auf, der ihn an “einen Medientypen” weiterreicht, welcher sich als der sich selbst spielende David Hasselhoff entpuppt. Der “Hoff” lädt ihn zu sich in die Sendung ein, und dort präsentiert Keith jenes Telefon. Das Publikum ist gelangweilt, die ebenfalls als Gast eingeladene Kelly Brook (auch von sich selbst gespielt) und der Moderator selbst hätten ihn auch am liebsten sofort aus dem Studio verbannt. Bis Lemon den entscheidenden Geistesblitz hat: Er klebt die Geleezitrone, die ihm sein Berater unterwegs spendiert hat, auf die Rückseite des Handys, und alle sind begeistert. Das “Lemonphone” wird über Nacht zum Überraschungserfolg und Keith wird über Nacht zum Milliardär. Kelly, die ihn vor der Show noch als armes und aufdringliches Würstchen belächelt hat, fliegt nun total auf ihn. Doch der Erfolg währt nicht lang, und Keith muss feststellen, dass das Baden in Geld nicht lange glücklich macht.
Auf dem Cover darf man in großen Lettern “Austin Powers meets Little Britain” lesen, und das gibt die Marschrichtung, die diesem paarundachtzigminütigen Film innewohnt, bereits eindeutig vor. In “Keith Lemon – Der Film” löst ein Slapstick den nächsten ab, und dabei wird humoristischer Niveaulimbo betrieben, bei welchem die Stange bereits auf dem Boden liegt, sodass nicht einmal mehr ein Blatt Papier darunter durchgeschoben werden kann. “Unter der Gürtellinie” wäre da noch übertrieben. Die Witze und Sprüche könnten sexistischer kaum sein (“auf die Hörner niesen” wäre einer davon), es werden zahlreiche künstliche Spermafontänen verspritzt, der Fäkalhumor kommt auch nicht zu kurz, pralles Fleisch gibt es auch genügend zu sehen, und es wird kaum ein Klischee ausgelassen.
Darunter leidet natürlich die Handlung und die Schlüssigkeit der Storyline, doch ob das für die Klientel von Relevanz ist, sei mal dahingestellt. Eine Peinlichkeit jagt die nächste, schlechter Geschmack gehört zum guten Ton, die Dialoge sind schrill und derb, und das Tempo des quietschbunten Streifens ist schwindelerregend. Anspruch ist hier Fehlanzeige – allerdings dürfte er, wie bei ähnlich gelagerten Komödien, ohnehin nicht zu den Eckpunkten bei der Entstehung des Films gewesen sein. Wer solcherlei Blödelei und viel “Pipikackafickitittispritzi” zu schätzen weiß und dabei Tränen lachen muss, wird auch hier seine Freude haben, während diejenigen, die dem Trash-/Bad-Taste-Subgenre der Comedy eher ablehnend gegenüber stehen, auch bei “Keith Lemon – Der Film” die Nase rümpfen werden – und mit den Augen rollen werden, wenn sie die Gesichter derer, die sich hier für Cameo-Auftritte die Ehre geben, zu sehen bekommen: Jedward, Ronan Keating, Gary Barlow, Jason Donovan, David Hasselhoff, zwei Spice Girls, Billy Ocean…
Dennoch: Schmunzelnd und ratlos sitzt der Rezensent nun hier und fragt sich, wie er den Film bewerten soll. Hinsichtlich Beklopptheit ist er unschlagbar, hinsichtlich des Niveaus unterirdisch. Schauspielerisch ist er brillant, inhaltlich beinahe schon Körperverletzung. Wenn man hier fünfzehn Punkte geben würde, dann aber von hinten, und zwar dreckig (also null mit Schmutzrand) – oder man gibt eine ironische Null, die entsprechende Fans als Auszeichnung und Gütesiegel verstehen werden. Sozusagen ein blinkendes Krönchen, bekleckert mit diversen Körperflüssigkeiten und -ausscheidungen. Sämtliche Kritikpunkte sind demnach rein geschmacklicher Natur – im Gegensatz zur Synchronisation, die in einigen Fällen ziemlich misslungen ist. Da die Figuren im Original jedoch sehr eigen tönen und auch die Dialekte eine nicht unbedeutende Rolle spielen, wäre diese Aufgabe allerdings ohnehin nur schwer zufriedenstellend lösbar gewesen.
“Keith Lemon – Der Film” ist, nun, sagen wir, sehr speziell. Und selbst wenn man als Zuschauer keinen Spaß an diesem Film gehabt haben sollte: Die Darsteller und der Stab hatten ihn, wie man in den zahlreichen Extras bestens nachvollziehen kann.
Cover © Sunfilm Entertainment/Tiberius Film
- Titel: Keith Lemon – Der Film
- Originaltitel: Keith Lemon – The Film
- Produktionsland und -jahr: GB, 2012
- Genre:
Comedy
Trash
Bad Taste
- Erschienen: 06.06.2013
- Label: Sunfilm Entertainment/Tiberius Film
- Spielzeit:
82 Minuten auf 1 DVD
86 Minuten auf 1 Blu-Ray - Darsteller:
Leigh Francis
Verne Troyer
Kevin Bishop
Laura Aikman
Kelly Brook
Harish Patel
Nina Wadia
Paddy McGuinness
Peter Andre
Gary Barlow
Fearne Cotton
Emma Bunton
Melanie Chisholm
Gino D’Acampo
Jason Donovan
David Hasselhoff
Jedward
Vernon Kay
Ronan Keating
Chris Moyles
Billy Ocean
Rizzle Kicks
Phillip Schofield
Tinchy Stryder
Holly Willoughby
Denise van Outen
- Regie: Paul Angunawela
- Drehbuch: Leigh Francis, Paul Angunawela
- Produktion: Aidan Elliott, Mark Huffam
- Extras:
Audiokommentar
Making Of
Deleted & Extended Scenes
Outtakes
Bloopers
The Pitch
Trailer
- Technische Details (DVD):
Video: 16:9 (1:1.85)
Audio: D (DTS, DD 5.1), GB (DD 5.1)
Untertitel: D
- Technische Details (Blu-Ray):
Video: 1080p/24 , 1:1.85)
Audio: D, GB (DTS-HD MA 7.1)
Untertitel: D - FSK: 16
- Sonstige Informationen:
Erwerbsmöglichkeit
Unzensiert und ungeschnitten
Wertung: keine