Das gern in die Fahrstufe “unfehlbar” hochschaltende Spiegel-Feuilleton hatte diesen Film hingerichtet: »Was für ein Desaster! […] Das hat der Meisterregisseur nicht verdient […] das ganze, klägliche Ausmaß des Versagens von Sacha Gervasis bräsigem Biopic.« – da der diensthabende Rezensent aber aus eigener Erfahrung von diesem Regisseur (unter anderem die grandios gemachte und wichtige “The Story Of Anvil“-Musikdoku) ganz erheblich mehr hält als von der Spiegel-Prawda, stellte dieser Verriss keinerlei Hinderungsgrund dar. Dann schon eher der Umstand, dass “Hitchcock” in der Heimatstadt skandalös kurz gezeigt wurde. So kamen wir zur Verleihzeit nicht zusammen, nun aber via der seit dem 12. Juli erhältlichen Kauf-DVD. Und mit Happy End? Ja doch.
Ein nennenswerter Kritikpunkt findet sich allerdings (der in des Spiegels länglichen Tiraden fehlt): Die Hitchcock-Gattin, Alma Reville, die Helen Mirren hier kreiert, ist ein wenig zu gut, um wahr zu sein: Zu klug, zu professionell (ohne sie ist “Hitch” praktisch hilflos), zu allverzeihend (und es gibt viel zu verzeihen) und vieles mehr. Wenn man aber mit dieser von ihr wunderbar mitgeschaffenen Glorifizierung leben kann, bietet der Film etliches: Zum Beispiel eine Maske für Anthony Hopkins, die Oscar-würdig scheint. Oder Einordnungen dazu, was an dem “Horrorfilm” “Psycho”, zumindest für seine Zeit so einzigartig war: Sein Stoff (nach den tatsächlichen Untaten von Ed Gein aus Wisconsin), seine Produktion und nicht zuletzt seine Finanzierung – Alfred und Alma mussten privat vorfinanzieren.
Der vom Spiegel-Autor verhöhnte (“wie eine Handpuppe”) Anthony Hopkins macht meines Erachtens die Beschränkungen eines schwer adipösen Sechzigjährigen anbetungswürdig erfahrbar. Auch Anthony Perkins hier erneut als Norman Bates erscheinen zu lassen, macht diesen Film kostbar. Letzter Pluspunkt: Die den Film durchziehenden Traumsequenzen, bei denen Hitch von Erscheinungen und Zwangsvorstellungen verfolgt wird, muss man vielleicht nicht mögen. Clever aber scheint der verfremdende und humorvolle Kunstgriff, den Regisseur wie im (Prä-)Elisabethanischen Theater als Pro- und Epilog (hier auf “Die Vögel” verweisend) seine eigene Geschichte an- und abmoderieren zu lassen. Aber das war vielleicht zu hoch für den Spiegel-Kucker. Hitchcock-Fans und andere Cineasten sollten sich jedenfalls eine eigene Meinung zu “Hitchcock” bilden, es lohnt sich.
Cover und Packshots © 20th Century Fox Home Entertainment
- Titel: Hitchcock
- Produktionsland und -jahr: USA, 2013
- Genre:
Krimi, Thriller
- Erschienen: 12.07.2013
- Label: 20th Century Fox Home Entertainment
- Spielzeit:
94 Minuten auf 1 DVD
98 Minuten auf 1 Blu-Ray - Darsteller:
Anthony Hopkins
Helen Mirren
Scarlett Johansson
Toni Collette
Jessica Biel
James D’Arcy
Michael Wincott
und mehr…
- Regie und Drehbuch:
Sacha Gervasi
Stephen Rebello - Produktion:
Ivan Reitman
Tom Pollock
Joe Medjuck
Alan Barnette
Tom Thayer - Extras:
Entfallene Szenen
Hopkins wird zu Hitchcock*
Besessen von Hitchcock: Die Entstehung des Films*
Handy-Videos der Produktion von Sacha Gervasi*
Kinospot “Handy aus!” mit Hitchcock
Die Story im Film
Die Darsteller
Die Filmmusik von Danny Elfman
Alfred Hitchcock und Alma Reville
In Erinnerung an Hitchcock
Audiokommentar von Regisseur Sacha Gervasi und Autor Stephen Rebello*
*nur Blu-Ray - Technische Details (DVD)
Untertitel: D, GB, F
Video: 16:9, 2.40:1
Audio: GB, D (DD 5,1)
- Technische Details (Blu-Ray)
Untertitel: D, GB, F
Video: 16:9, 2.40:1
Audio: GB (DTS-HD MA, AD DD 5.1), D (DTS 5.1)
- FSK: 12
- Sonstige Informationen:
Webseite zum Film - Erwerbsmöglichkeiten
Wertung: 12/15 dpt