Zusammen mit dem befreundeten alten Ehepaar Hugo und Luise fährt eine im Film namenlos bleibende Frau in die österreichischen Berge, um sich dort zu dritt, zusammen mit deren Hund Fuchs, ein schönes Wochenende zu machen. Nach kurzer Zeit beschließt das Paar, noch einmal ins Dorf zu spazieren. Als die beiden auch am Abend noch nicht zurückgekehrt sind und auch am nächsten Tag nicht mehr auftauchen, bricht die Frau mit Hund zur Suche auf.
Weit gelangt sie allerdings nicht, denn mitten in der Natur stößt sie gegen eine unsichtbare Wand. Sie kann sich dieses Phänomen nicht erklären, denn es geht kein Stück weiter. Sie sieht zwar, was hinter dieser Wand ist, sieht ein altes Ehepaar, das wie versteinert in einer Position verharrt. Doch hinter der Wand sieht sie keiner, hört sie keiner, nimmt sie keiner wahr. Fortan muss sie, ganz auf sich allein gestellt, mit ihrem Leben klarkommen, ihr Überleben sichern und sieht sich mit ihren Gefühlen, Ängsten und der Frage nach dem Sinn ihres Daseins konfrontiert. In den Jahren, in welchen sie dort oben lebt, schreibt sie ihre Erlebnisse – teils lückenhaft – auf die Rückseite von Kalenderblättern.
In dieser als unverfilmbar geltenden Literaturverfilmung des gleichnamigen, vor einer halben Dekade erschienenen Romans von Marlen Haushofer sehen wir nun diese von Martina Gedeck zugegebenermaßen überzeugend dargestellte Frau abwechselnd beim Erleben ihres einsamen Lebens und diese Erlebnisse niederschreibend, während im Großteil des Films ebendiese schriftlichen Aufzeichnungen als Stimme aus dem Off fast hörbuchähnlich erzählt werden. Es wird durchaus ersichtlich, dass diese mysteriöse Wand metaphorischer Natur ist und der Film eine extrem psychologische Komponente besitzt.
Regisseur Julian Roman Pölsler hat es sicherlich gut gemeint mit seiner Visualisierung des Buches, doch letztendlich sind die durchaus beeindruckenden, wunderschönen Bilder viel zu gewollt-imposant in Szene gesetzt, was dem Film einiges an Glaubwürdigkeit nimmt und auch die Phantasie zu kurz kommen lässt, ja gar das Interpretationsspektrum schmälert. Martina Gedeck zählt zweifellos zu einer der besten ihres Fachs in ihrer Generation, doch auch die besten Darsteller können einen Film nur bis zu einem gewissen Grad retten.
“Die Wand” bleibt in filmischer Form letztendlich farblos, öd, langweilig und pseudokünstlerisch, und auch die Vortragsweise des Textes ähnelt eher der einer religiös angehauchten Dokumentation als der einer Schilderung des autarken Lebens als winziger Krümel in den Unweiten der Flora und Fauna, in welcher sich der Mensch in seiner Existenz und hinsichtlich seines Stellenwerts auf diesem Planeten völlig überschätzt und hier von der Urgewalt der Natur und des Nichts zurechtgestutzt wird.
Man sollte sich bei bestimmten Büchern überlegen, ob eine Verfilmung überhaupt sinnvoll ist, denn häufig sind Werke dafür geschrieben, dass sie die Phantasie und Gedankenwelt des Menschen beflügeln, und dass eben das Kino im Kopf und nicht vor den Augen stattfindet. Bei “Die Wand” hätte man das Buch sehr wahrscheinlich schlichtweg das Buch sein lassen sollen.
Cover & Packshot © Studiocanal
- Titel: Die Wand
- Produktionsland und -jahr: D, AT (2012)
- Genre:
Drama - Erschienen: 05/2013
- Label: Studiocanal
- Spielzeit:
103 Minuten auf 1 DVD
108 Minuten auf 1 Blu-Ray - Darsteller:
Martina Gedeck
Karl Heinz Hackl
Ulrike Beimpold
Julia Gschnitzer
Hans-Michael Rehberg
Wolfgang Maria Bauer
- Regie: Julian Roman Pölsler
- Drehbuch: Julian Roman Pölsler
- Extras:
Die Deutschland-Premiere
Hörfilmfassung für Sehbehinderte
Interviews mit Julian Roman Pölsler und Martina Gedeck
Trailer
Wendecover mit alternativem Artwork - Technische Details (DVD)
Bild: 2,35:1 (anamorph)
Sprachen/Ton: Deutsch (Stereo DD, 5.1 DD)
Untertitel: Deutsch für Hörgeschädigte
- Technische Details (Blu-Ray)
Bild: 2,35:1 1080/24p Full HD
Sprachen/Ton: Deutsch (Stereo DD, 5.1 DTS-HD MA)
Untertitel: Deutsch für Hörgeschädigte
- FSK: Nur Zahl, z.B. 12 (ohne “Jahre”)
- Sonstige Informationen:
Filminfo mit Trailer und Erwerbsmöglichkeit
Wertung: 7/15 dpt