Ella Carina Werner & Nadine Wedel – Ich glaube, ich bin jetzt mit Nils zusammen… – Das Beste aus wieder ausgegrabenen Jugend-Tagebüchern (Hörbuch, gelesen von Ralf Schmitz, Carolin Kebekus, Mirja Boes, Sarah Kuttner und Annette Frier)

Nadine Wedel & Ella Carina Werner - Ich glaube, ich bin jetzt mit Nils zusammen - Das Beste aus wieder ausgegrabenen Jugend-Tagebüchern (Hörbuch)Eines Tages oder Abends – man möchte gar nicht wissen, unter welchen Umständen – kamen die taz-, Titanic- und Missy-Autorin Ella Carina Werner und die Projektmanagerin eines Hamburger Verlags, Nadine Wedel, auf die Idee, den an den Poetry Slam angelehnten Diary Slam auf die Beine zu stellen, welcher seither jährlich in Hamburg stattfindet und Stück für Stück auch in anderen Städten Anklang findet.  Dort werden Tagebucheinträge eingereicht und vorgetragen, und am Ende darf sich der “Slam Master” auf seinen Sieg freuen. Das Beste aus diesen unterhaltsamen Tagebucheinträgen hat man nun in Druckform auf den Markt gebracht, was wunderbar für die Zwischendurch-Lektüre während des ersten Kaffees, beim Rauchen auf dem Balkon oder sonstigen kurzen Aktivitäten geeignet ist, sich aber auch so mit Sicherheit in einem Rutsch wegliest.

Das mag gelesen bereits ganz witzig erscheinen, doch gerade mit den fünf Sprechern, welche man für die Hörbuchversion finden konnte, werden die zahlreichen Einträge erst so richtig zum Leben erweckt. Moderatorin und Autorin Sarah Kuttner trägt alles noch recht sachlich vor, doch die vier schauspielernden, synchronsprechenden, schreibenden und/oder moderierenden Comedians sind voll in ihrem Element bei alledem, was sie da vortragen. Carolin Kebekus (zuletzt in den Schlagzeilen wegen ihres mit der Kirche hart ins Gericht gehenden, vom WDR dann doch noch mal hastig zensierten Satire-Raps “Dunk dem Herrn!“) fühlt sich beispielsweise in der Gestresster-Teenie-Rolle pudelwohl, während Annette Frier (“Danni Lowinski”, “Schillerstraße” und vieles mehr) und Mirja Boes (“Die dreisten Drei”, diverse Comedy-Programme und Spielshows) neben niedlichen Schmoll-Einträgen und herzerwärmenden Liebeskummerbekundungen auch unterhaltsam wütend werden können. Als einziger “Junge” – okay, von der Körpergröße haut das ja hin – ist Ralf Schmitz (“Schmitz’ Katze”, “Schmitz’ Mama”, “Schmitz komm raus”, “7 Zwerge”) mit von der Partie und blüht in seiner Sprecharbeit völlig auf.

Thematisch wird so ziemlich alles, was ein größeres Kind beziehungsweise einen waschechten Teenager beschäftigt, thematisiert. Die ersten Erfahrungen mit Jungs beziehungsweise Mädchen. Die sexuelle Orientierung. Die ersten Konfrontationen mit Alkohol und Rauchwaren. Verliebtsein. Wut. Politik. Musik. Hass. Schule. Gefühlschaos. Philosophische Anflüge. Einsamkeit. Freunde. Sinnfreier Stuss. Knutschen. Fummeln. Träume. Schwärmereien. Frust. Enttäuschung. Kaum etwas wird ausgelassen, und entgegen aller Befürchtungen geht es nur selten unter die Gürtellinie – und wenn, dann keinesfalls nach der Devise “Hauptsache krass und versaut”, denn das hätte dem Ganzen einiges an Zauber genommen.

Ob es sinnvoll ist, so etwas als Hörbuch zu veröffentlichen? Wenn man eine fortlaufende Story erwartet oder sich bilden möchte: Nein. Wenn man allerdings häppchenweise unterhalten werden will und mit den Sekundenprotagonisten mitleiden, mitlachen, Freude teilen, mitaufregen, mitweinen, mitgrummeln oder mitgrübeln möchte: Ja, denn es gibt immer wieder einmal Phasen, in denen man schlichtweg nicht den Nerv hat, sich auf einen langen Roman, generell eine fortlaufende Geschichte oder sonstiges stundenlanges Hörprogramm zu konzentrieren, aber dennoch einfach mal das Verlangen verspürt, ein paar Minuten abzutauchen, um etwas zu schmunzeln.

“Ich glaube, ich bin jetzt mit Nils zusammen… – Das Beste aus wieder ausgegrabenen Jugend-Tagebüchern” ist kurzweilige Unterhaltung, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Und ganz gleich, wie man den Sprechern dieses Hörbuchs hinsichtlich ihrer “eigentlichen” Arbeit gegenüberstehen mag: Ihre Leistung auf diesem Hörbuch ist über alle Zweifel erhaben.

Cover © argon hörbuch

 

 

Wertung: 11/15 dpt

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