Dr. House – Staffel 8 (Serie, 6DVD)


Dr. House - Staffel 8 (6DVD)Mit der achten Staffel verabschiedete sich nun eine der erfolgreichsten US-Serien aus dem Fernsehen. Eine Serie, die nur oberflächlich betrachtet als eine Krankenhaus- beziehungsweise Arztserie gesehen werden kann und darf. Durchaus hätte man als Kritiker vorschnell behaupten können, dass dies kein Wunder wäre, da den Machern womöglich die kreative Puste ausgegangen sei. Doch dem ist keinesfalls so, denn – so viel vorweg – mit den finalen zweiundzwanzig Folgen findet “Dr. House” einen mehr als würdigen Abschluss.

In den vergangenen Staffeln geriet die FOX-Serie, die in Deutschland auf RTL ausgestrahlt wurde, hier und dort immer wieder einmal in einen zwar nicht ernsthaft gravierenden, aber dezenten qualitativen Schlingerkurs, und besonders die siebte Runde, als die von endlosen Wechseln durchzogene Liebesbeziehung zwischen House (Hugh Laurie) und seiner direkten Vorgesetzten, der Princeton Plainsboro Teaching Hospital-Leiterin Dr. Lisa Cuddy (Lisa Edelstein) Achterbahn fuhr, dürfte so einigen Zuschauern anhand ihres enormen Seifenoper-Charakters Nerven gekostet haben. Dennoch hallte der Paukenschlag lange nach, als es im Frühjahr 2011 hieß, dass Cuddy-Darstellerin Lisa Edelstein keinen Vertrag für Staffel acht unterzeichnen werde – entsprechend lautstark endete die siebte Staffel damit, dass Dr. House mit seinem Auto absichtlich in Cuddys Haus gedonnert war, was die Beziehung der beiden schlagartig beendete und dazu führte, dass Cuddy die Kündigung einreichte.

So wurden die Karten im Team neu gemischt, und House erlebt ein Déjà-vu: Dr. Eric Foreman besetzt den vakanten Chefposten und hat fortan die Entscheidungsgewalt über den unorthodox vorgehenden, undurchsichtigen und unberechenbaren Arzt mit dem Gehstock. Er ist es jedoch auch, der dafür sorgt, dass House nach seiner Crash-Aktion überhaupt wieder das Gefängnis verlassen darf, denn letztendlich braucht ihn das Krankenhaus dringend. Kaum auf freiem Fuß, dauert es trotz strenger Bewährungsauflagen nicht lang, bis er den gesamten Kollegen auf der Nase herumtanzt und sie nach allen Regeln der Kunst manipuliert. Autoritäten aushebelt. Seine Intelligenz als effektive Waffe einsetzt.

Nun steht House nach seiner Rückkehr in seinen Job jedoch erst einmal alleine da, und lediglich Neuzugang Chi Park (Charlyne Yi), die aus der neurologischen Abteilung des Princeton Plainsboro geflogen ist, weil sie ihrem Vorgesetzten gegenüber tätlich wurde, ist als einzige Person Bestandteil seines “Teams”. Kurz darauf stößt Dr. Jessica Adams (Odette Annable), zuerst Gefängnisärztin in der Haftanstalt, in welcher House einsaß, durch dessen Veranlassung ebenfalls zum noch kleinen Kollegenkreis. Es dauert anschließend nicht allzu lang, bis auch Dr. Chase (Jesse Spencer) und Dr. Taub (Peter Jacobson) wieder für House arbeiten.

Die tiefe, seit Beginn der Serie bestehende Freundschaft zum Leiter der Onkologie, Dr. James Wilson geht, wie zu erwarten war, einmal mehr durch Berg und Tal. Doch noch nie wurde die komplizierte, sprunghafte Beziehung zwischen den beiden derart auf die Probe gestellt wie dieses Mal, und gerade in den finalen Episoden dieser Staffel intensiviert sich das Miteinander der Freunde auf eine für sie ganz neue Art und Weise und rückt so direkt ins Spotlight, wie es noch nie zuvor der Fall war.

Was die einzelnen Fälle betrifft, so erlebt man die üblichen (Nicht-)Überraschungen, es wird wieder literweise Blut erbrochen, nach Luft gerungen, die Herzen hören mit dem Schlagen auf, die Funktionen von Gliedmaßen und Organen versagen – und am Ende findet man anhand House’ Genialität praktisch jedes Mal des verzwickten Rätsels Lösung. Das mag nach über einhundertsiebzig Folgen für den ein oder anderen Zuschauer langweilig sein, doch wenn man mal ehrlich ist: Sind die Fälle der einzelnen Episoden nicht schon seit Beginn dieser Serie eher zweitrangiger Natur gewesen? Vielmehr lag der Reiz doch seit jeher eher in den persönlichen Geschichten der einzelnen Protagonisten.

Dr. House - Panoramabild - Staffel 8 - (c) Universal Pictures

Staffelübergreifend kann man konstatieren, dass der komplette Stab, vom Erfinder bis zum Kaffeekocher, mit diesen abschließenden zweiundzwanzig Episoden die absolute Essenz aus dem herausgeholt hat, was “Dr. House” als Serie und Dr. Gregory House als Charakter, aber auch jeden der anderen wichtigen Charaktere ausgemacht hat. Alles, was man in der ein oder anderen vergangenen Staffel eventuell noch zu kritisieren gehabt hätte, wurde mit Staffel acht zudem virtuos umschifft, und speziell während der letzten acht Folgen nimmt die Serie noch einmal schwindelerregend Fahrt auf, um mit einem fulminanten Finale einen zufriedenen Zuschauer zurückzulassen. Es stimmt praktisch alles: Die humoristischen und teilweise infantilen Einlagen erleben ihren Höhepunkt, dramatische Szenen gehen unter die Haut wie selten, emotionale Passagen legen einen massiven Zementbrocken auf den Brustkorb, und es wurde selten mit so viel Feingeist an den kleinen Spitzen gefeilt, die House auf Kollegen (und umgekehrt), auf Patienten (und umgekehrt) oder Patienten auf Kollegen (und umgekehrt) abfeuern.

Es ist auch eindeutig ersichtlich, dass die Einstellung der Serie nicht zu spät bekannt wurde, denn während zahlreiche Serien nie einen wirklichen Abschluss finden konnten, weil sie spontan abgesägt oder aber die jeweiligen Staffelenden derart offen angelegt wurden, weil noch unklar war, ob es nun weiter geht oder nicht, wurde bei “Dr. House” sorgfältig und schlüssig gearbeitet und dem Fan frustrierende Ungewissheit erspart. Dennoch: Gerade jetzt, wo das Ende tatsächlich eingetreten ist, wird man ob des Noch-mal-über-sich-hinauswachsens der Serie ein wenig wehmütig und würde sich insgeheim dann doch wünschen, es ginge irgendwann mal weiter.

Die liebevolle Produktion wird von einem dicken Bonusmaterialpaket gekrönt. Zuerst begleiten wir Hugh Laurie eine dreiviertel Stunde lang durch ein extrem transparentes “Making of”, und ebenso wohnen wir ihm bei seiner Arbeit als Executive Producer bei. Überall wird mal hinter die Türen geschaut – “Dr. House”-Erfinder David Shore kommt zu Wort, ebenso zahlreiche Producer, das Kamerateam, die Erschaffer der Kulissen, der Mann fürs Geld, der Kabelträger… Dieses “Making of” offenbart schonungslos, wie viel harte Arbeit hinter der Produktion einer solchen, nennen wir es High-End-Serie, steckt.

Weitere zweiundvierzig Minuten dauert nach diesen interessanten Einblicken der “Schwanengesang” an, der unzählige Hintergrundinfos, humoristische Einlagen, Wissenswertes wie etwa die zahlreichen Parallelen zu Sherlock Holmes und noch viel, viel mehr bietet, und in eine ähnliche Kerbe schlägt auch das abschließende, achtzehnminütige “Jeder stirbt: Eine Post-Mortem-Untersuchung” – und das macht letztendlich noch ein wenig trauriger, dass nun tatsächlich Schluss, aus, Ende, finito ist.

Letztendlich muss man den Hut vor allen Mitwirkenden ziehen – neben der gesamten Crew insbesondere vor den brillanten Darstellern. Und so kann man Hugh Laurie, Robert Sean Leonard, Jesse Spencer, Omar Epps, Lisa Edelstein, Peter Jacobson, Olivia Wilde und all den anderen Schauspielern kaum anders die Ehre erweisen, als ihnen für die Schöne Zeit, bestehend aus insgesamt 177 Folgen, mit einer tiefen Verbeugung zu danken.

Nun darf man gespannt sein, wann man diverse Gesichter wieder auf der Mattscheibe bewundern darf – und inwieweit sie von dem doch markanten Stempel der Serie gebrandmarkt wurden. Wir erinnern uns, wie lange es gedauert hat, bis sich beispielsweise William Shatner von seiner Rolle als Captain Kirk emanzipieren konnte…

 Sämtliches Bildmaterial inklusive Cover © Universal Pictures

 

  • Titel: Dr. House
  • Produktionsland und -Jahr: USA, 2011/2012
  • Originaltitel: House
  • Staffel: 8
  • Erschienen: 03/2013
  • Label: Universal Pictures
  • Crew:
    David Shore
    Paul Attanasio
    Bryan Singer
    Katie Jacobs
    Peter Blake
    David Foster
    Sara Hess
    Eli Attie
    Kate Woods
    Seth Hoffman
    Greg Yaitanes
    und viele mehr…
  • Spielzeit: 924 Minuten in 22 Episoden
  • Darsteller:
    Hugh Laurie
    Omar Epps
    Robert Sean Leonard
    Jesse Spencer
    Peter Jacobson
    Olivia Wilde
    Odette Annable
    Charline Yi
    Karolina Wydra
    Diane Baker
    und viele mehr…
  • Extras:
    Hinter den Kulissen mit Hugh Laurie (ca. 45 Minuten)
    Schwanengesang (ca. 42 Minuten)
    Jeder stirbt: Eine Post-Mortem-Untersuchung (ca. 18 Minuten)
    Gesamtzeit der Extras: ca 105 Minuten
  • Technische Details:
    Audio: DD 5.1
    Video: 1,78:1 anamorph
    Sprachen: Deutsch, Englisch
    Untertitel: Deutsch, Englisch
  • FSK: 16
  • Sonstige Informationen: Finale Staffel
  • Weblinks: Produktseite @ Universal Pictures

 

Wertung: 13/15 dpt


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