Sven Regener & Leander Haußmann – Hai-Alarm am Müggelsee (Hörbuch, Autorenlesung)

Sven Regener & Leander Haußmann - Hai-Alarm am Müggelsee (Hörbuch)Auf Hawaii jagt der berüchtigte Snake Müller Haie, doch damit wird bald Schluss sein, denn er muss den fünfzigsten US-Staat mangels neuer Greencard verlassen. Egal, denkt sich Snake, denn eigentlich hatte er ohnehin genug davon, die Meeresbewohner zu jagen. Also schnappt er sich sein Hausboot und schippert damit beinahe um den halben Erdball: Nach Berlin-Friedrichshagen – dem Ort, der am Ufer des Müggelsees liegt.

Sein Lebensinhalt besteht fortan aus dem Surfpaddeln, doch als eines Tages in Friedrichshagen die abgebissene Hand des Bademeisters gefunden wird, wird schwer davon ausgegangen, dass die großen Fische mit der markanten Rückenflosse und den spitzen Zähnen ihren Weg zum Müggelsee gefunden haben. Panik, Geschrei, Hysterie! Hai-Alarm!

Wenngleich die Idee auf unterhaltsame Weise ansprechend ist, zumal sie auch mit viel Ironie thematisch ähnlich gelagerte Storys durch den Kakao zieht, besteht nicht viel Grund zur Begeisterung. Die Trailer zum gleichnamigen Film, in welchem etablierte Schauspieler/innen wie Henry Hübchen, Michael Gwisdek, Detlev Buck, Tom Schilling, Benno Fürmann, beide Autoren selbst sowie zahlreiche andere vor der Kamera standen, lässt bereits die Augenbrauen Skepsis signalisieren

Nun kam Leander Haußmann (“Sonnenallee”) und Sven Regener (Element Of Crime, “Herr Lehmann”-Trilogie) der Geistesblitz, aus dem Drehbuch nicht nur einen Film entstehen zu lassen, sondern neben einem Audio-Soundtrack auch noch eine Hörbuchversion zu veröffentlichen: Stück für Stück werden die einhundertdreiundsiebzig Bilder hintereinander in originalem “Drehbuchschreib” vorgelesen.

Das hört sich dann so an:

“39, unter Wasser. / Musikeinsatz: Hai-Thema. / Die alte Frau Schneiders Beine, von unter Wasser gefilmt. Die Kamera schwimmt quasi an ihren Beinen vorbei und um ihre Beine herum hinter einem kleinen Fisch hinterher.

40, Müggelsee, an einem Bootssteg. / Außen: Tag. / Wieder die beiden, über Wasser. / Polizist Müller: »Tut mir leid! Ist mir so rausgerutscht, Frau Schneider!« / »Wer ist gerutscht? Die Wasserrutsche? Anner Dreizehn is’ doch keine Wasserrutsche!« / »Nein, nur die ääähm, Frau Schneider is’ hier!« / »Wenn’s die Alte is’, Lass sie doch!«”

… und so wird das knallhart von Anfang bis Ende, abwechselnd gelesen, durchgezogen, bestenfalls mit ein paar ganz kurzen Musikeinlagen am Ende eines jeden CD-Tracks aufgelockert.

Die Autoren bemühen sich hörbar, etwas Leben in diese sonderbare Form des Hörbuches zu bringen, doch leider scheitern sie an diesem Anspruch ganz klar, weil sie schlichtweg Stimmen besitzen, die für Hörbücher nur bedingt bis überhaupt nicht geschaffen sind. Beide versuchen sie auch durchaus, den einzelnen Charakteren jeweils eigene Klangfarben zu verleihen, doch leider wirkt das Ganze stark gekünstelt und comichaft, wodurch die Glaubwürdigkeit der Figuren gnadenlos verloren geht.

Letzten Endes wird dieses Experiment für den Hörer zu einer wahren Geduldsprobe, und der Spaß an der gesamten Geschichte bleibt fast komplett aus. Es mutet gewollt witzig an, es mutet gewollt an sich an. Für die Umsetzung eines solchen Vorhabens hätte man sich schlichtweg ein paar qualifiziertere Hörbuchsprecher ins Boot holen und die musikalische Komponente etwas stärker mit einfließen lassen sollen.

Das Anderssein besitzt im Falle dieses Hörbuches leider keinerlei künstlerischen oder ideellen Mehrwert.

 Cover © ROOF Music/tacheles!

  • Autoren: Sven Regener, Leander Haußmann
  • Titel: Hai-Alarm am Müggelsee
  • Verlag: ROOF music/tacheles!
  • Erschienen: 02/2013
  • Sprecher: Sven Regener, Leander Haußmann
  • Spielzeit: 142 Minuten auf 2 CDs
  • ISBN: 978-3-86484-022-7

Wertung: 5/15 dpt

 

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