Musicals können eine feine Sache sein, und es gab in der Vergangenheit von Andrew Lloyd Webbers “Jesus Christ Superstar” so manche Aufführung, die schlichtweg spektakulär war und vor Könnern ihres Fachs nur so strotzte. Doch eines vorweg: Es bedarf viel Durchhaltevermögen, die vorliegende, 2012 in Großbritannien performte, auf Plastikdeckel gebannte Version bis zur letzten Note zu ertragen. Dabei liest sich die Besetzung eigentlich äußerst schmackhaft – so hat man für die Figur des Jesus Christus Ben Forster gewinnen können, Maria Magdalena wird von Schneidbrennerstimme Mel C verkörpert, Judas Iskariot wird vom australisch-britischen Multitalent Tim Minchin dargestellt, und die englische TV-Größe Chris Moyles mimt den König Herodes – auch alle wichtigen Songs des Musicals sind vorhanden.
Bereits am Anfang der etwas mehr als eineinhalbstündigen Show wird ziemlich klar, dass die Künstler sich stets nah an der Grenze zum Scheitern an den gegebenen Ansprüchen bewegen. Es ereignen sich durchaus einige gesangliche Höchstleistungen, doch während mancher Passagen meint man, einer Aufführung der Theater-AG einer Schule beizuwohnen.
Hinzu kommt, dass die zugegebenermaßen sehr transparente Produktion der Liveaufnahme sehr dynamikarm aus den Lautsprechern quillt, sodass der Spaß nicht allzu groß ist – die Gitarren haben keine Wucht, das Schlagzeug tönt pappig, die Stimmen klingen überpräsent und obendrein kalt über den Sound gelegt. Statt Homogenität existiert Fremdkörperreibung, statt einhüllender Opulenz ein unpersönliches Hintergrundrauschen, letztendlich eine eher nüchterne, halbherzige Ausübung eines von vielen Jobs.
Als nüchtern präsentiert sich auch die audiovisuelle Aufmachung der DVD beziehungsweise BluRay jenseits des Herzstücks, denn irgendeine originelle Menüführung sucht man ebenso vergeblich wie irgendwelche halbwegs interessante Extras – lediglich Pre-Roll-Material und die üblichen Behind the Scenes-Geschichten wurden hintan geklatscht. Außerdem erwartet den Zuschauer eine reichhaltige Auswahl an Sprachen für die abschaltbaren Untertitel.
Womit ein weiterer gravierender Kritikpunkt angeschnitten wurde: Die Untertitel. Es wäre sehr schön gewesen, wenn man die Originalsprache nicht einfach lieblos in die nächstliegende deutsche Interpretation übersetzt hätte, sondern wenigstens etwas wortspielerischer mit der deutschen Sprache umgegangen wäre, doch oftmals hat man beim Mitlesen das Gefühl, hier hätte jemand keine Lust auf seine Aufgabe gehabt.
Das Fazit könnte man auf ein Wort herunterdampfen, das da heißt: Verzichtbar.
(Cover © Universal Pictures)
- Künstler: Andrew Lloyd Webber
- Titel: Jesus Christ Superstar – The Arena Tour 2012
- Entstehungsort und -Jahr: GB, 2012
- Erschienen: 07.03.2013
- Label: Universal Pictures
- Spielzeit:
104 Minuten (DVD)/108 Minuten (BluRay) - Darsteller:
Ben Forster
Tim Minchin
Mel C
Chris Moyles
u.v.m. - Extras:
Pre-Roll
Behind the Scenes - Technische Details:
Audio: DD 5.1 (DVD), DTS-HD Master Audio 5.1 (BluRay)
Video: 1,78:1 (DVD), 1,78:1 Widescreen (DVD) - FSK: 12
- Untertitelsprachen:
D, GB, Arabisch, BG, DK, EST, FIN, F, GR, Hebräisch,
Hindi, IS, I, LV, LT, NL, N, PL, P, RO, RUS, S, E, CZ,
TR, H (DVD)
D, GB, Arabisch, DK, FIN, F, GR, Hindi, IS, I, J, KAN,
KOR, MAN, NL, N, P, E, S (BluRay) - Produktseite inklusive Trailer @ Universal
Wertung: 6/15 dpt
Ich bin ein großer Jesus Christ Superstar Fan und bin immer auf der Suche nach guten Adaptionen, diese hier scheint ja leider keine solche zu sein. Ich kann nur immer wieder die Einspielung der Bad Hersfelder Festspiele ans Herz legen, gibt es auch, z.b. bei amazon käuflich zu erwerben. Unglaublich stark! Sehr “rockige” Aufnahme und vor allem absolute Könner an den Saiten und den Drums. Für Fans ein absolutes MUSS! Meiner Meinung nach sogar die beste Aufnahme!
Einzig auffindbares Video leider nur dieses in schlechter Qualität: http://www.youtube.com/watch?v=C7kr4wB_RVA