Nach dem ersten Buch “Herr Lehmann”, dem chronologisch dritten Teil der Frank Lehmann-Trilogie, erschien ein wenig später mit “Neue Vahr Süd” dessen zweiter Teil , welcher jedoch Teil eins der Gesamtstory darstellt. 2008 lag als abschließender dritter Part mit “Der kleine Bruder” sozusagen die “Brücke” zwischen diesen beiden Endstücken auf dem Tisch.
Die Leser werden sich gefragt haben, wie aus dem orientierungslosen Bremer Bundeswehr-Frank der Berliner Herr Lehmann wurde, nachdem er mit Punk “Wolli“, nur ein paar Klamotten am Leib tragend, mit dem Auto gen Berlin aufgebrochen ist, um nach seinem Bruder zu suchen. Dieses in ein schwarzes Cover gehüllte Werk gibt die Antwort. Dabei greift “Der Kleine Bruder” nur einen winzigen Zeitraum von wenigen Tagen auf, in dem erwartungsgemäß alles drunter und drüber geht. Dies gilt vor allem für Lehmanns Kopf, der erneut ein Gedankenkorridorkomplex der Sonderklasse zu sein scheint.
Wieder einmal ist es Regener auf genial-subtile, tragikomische und authentische Weise gelungen, die wichtigen Dinge des Lebens mit der Oberflächlichkeit der Gesellschaft in gnadenlos realistischen Szenarien kollidieren zu lassen. Ist Blut dicker als Wasser? Wer ist Freund, wer nicht? Klare Sicht im Leben oder Wandeln im Nebel? Und vor allem: Was ist wichtig und was nicht? Darüber gilt es nachzudenken, und zwar intensiv…
Cover © Goldmann
- Autor: Sven Regener
- Titel: Der kleine Bruder
- Verlag: Eichborn (HC), Goldmann (TB)
- Erschienen: 2008 (HC), 2009 (TB)
- Seiten: 288/320
- ISBN: 978-3-82180-744-7 (HC), 978-3-44247-031-0 (TB)
- Sonstige Informationen:
Dritter Teil der Frank-Lehmann-Trilogie, das chronologische “Mittelstück”
Wertung: 11/15 dpt
(Artikel vom Autor der Rezension überarbeitet, erschien ursprünglich in noisyNeighbours #30. Vielen Dank für die Gestattung der Artikelübernahme!)