In den USA brachte es diese Serie auf NBC bereits auf fünf Staffeln, in Deutschland wurde “Parks And Recreation” allerdings eher unter ferner liefen auf dem Pay-TV-Sender glitz* ausgestrahlt, und dort ist man bislang erst bis zur zweiten Staffel gelangt, deren finale vierundzwanzigste Folge im Januar 2013 über den Äther flimmerte. Die Staffeln waren nicht immer so umfangreich, denn die erste Staffel war wohl eher ein Testballon, da diese nur sechs Folgen umfasste.
Offensichtlich scheint man sich auch im Veröffentlichen der deutschen DVD-Version erst vorsichtig herantasten zu wollen, denn bislang gibt es nur vorliegende Season 1 käuflich zu erwerben, und das exklusiv über amazon. So bleibt schlichtweg zu hoffen, dass es diese kleine audiovisuelle Kostbarkeit irgendwann auch im Free-TV zu sehen gibt, denn so, praktisch unter Ausschluss der Öffentlichkeit, wird die Serie wohl eher untergehen und vergessen werden – und das wäre anhand der Qualität mehr als schade.
In “Parks And Recreation” begleitet der Zuschauer das Team des Grünflächenamtes der fiktiven mittelgroßen Stadt Pawnee, irgendwo im Nirgendwo Indianas. In jenem Städtchen herrschen einige Probleme, beispielsweise in gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Hinsicht, und das stellt Leslie Knope und ihre Kollegen vor so manche Herausforderung. Stets zur Seite steht Leslie ihre beste Freundin Ann Perkins, die sich mit ihrem phlegmatischen Lebensgefährten Andy herumschlägt, doch ab und zu versucht Leslie auch den Stadtplaner Mark Brendanawicz von nebenan im Rathaus zu Rate zu ziehen – wobei den beiden ihr einstiger One-Night-Stand im Weg steht.
Knope dürfte man als die wohl engagierteste Mitarbeiterin dieses Amtes titulieren, denn die stellvertretende Leiterin der Parkbehörde hat stets ein offenes Ohr für das Anliegen der Bürger und versucht es allen recht zu machen, während der stets modisch gekleidete, gewollte Frauenheld Tom Haverford seinen Job nicht allzu ernst nimmt. Vielmehr versucht er, durch seine Arbeit Kontakte herzustellen und zu pflegen, um seine eigenen Ideen zu verwirklichen, die erwartungsgemäß früh scheitern.
Der Grünflächenamtsdirektor Ron Swanson hingegen ist das absolute Gegenteil von Leslie Knope und überzeugter Sparfuchs im Sinne der Bürger, denn er möchte es vermeiden, dass ihnen als Steuerzahler zu viel Geld abgezwackt wird, und so versucht er stets, Gelder bezüglich Ausgaben zurückzuhalten. Auch sein eigenwilliger Humor macht seinen Mitmenschen zu schaffen. April, Praktikantin im Teenageralter, vervollständigt das kleine Team und ist von ihrem Aufgabengebiet in etwa so begeistert, wie es ein Teenager in seiner zickigsten Phase sein kann.
Bereits in der ersten der sechs je zwanzigminütigen Folgen wird das Hauptproblem deutlich: Eine riesige Baugrube ist Schandfleck der Stadt. Bürger stürzen in sie, sie wird als Müllhalde missbraucht, doch Leslie verspricht ihren Mitbürgern, dass dort irgendwann ein Park vorzufinden sein wird. Dass dies kein einfaches Unterfangen wird, ist absehbar, zumal auch andere Ecken der Stadt der Pflege bedürfen. Gefragt sind nun vor allem drei wichtige Dinge: Aktivität, Geld, Planungsvermögen. In ihren Vorhaben und Aktionen treten sämtliche Beamt(inn)en in alle erdenklichen Fettnäpfchen, eine peinliche Situation jagt die nächste, und als Zuschauer kann man anhand dessen, wie sich das Team anstellt, nur amüsiert-kopfschüttelnd die Hände über dem Kopf zusammenschlagen.
Ganz im Mockumentary-Stil wird der Zuschauer regelrecht in die Serie mit einbezogen, denn während der Szenen wenden sich die Figuren immer wieder zur Kamera und kommentieren das Geschehen, verpackt in professionell-verwackelte Bilder – in etwa so, wie man es von “The Office” oder dessen stark davon beeinflussten “Stromberg” kennt. Doch so sehr “over the top” diese Comedyserie auch sein mag, so professionell und grandios wird sie von den häufig improvisierenden Darstellern auch gespielt, allen voran natürlich Amy Poehler (als Leslie Knope), Aziz Ansari (als Tom Haverford) und Nick Offerman (Ron Swanson) – doch selbst die Nebendarsteller glänzen mit Können und Ausstrahlung, jedes Detail stimmt – und das ist etwas, was die meisten US-amerikanischen Serien von den deutschen unterscheidet: Bis in die letzten Winkel wird mitgedacht.
Die Macher Greg Daniels und Michael Schur (beide auch “Das Büro”, “Saturday Night Live”) haben hier obendrein beste schreiberische Arbeit geleistet, sodass man trotz all des herrschenden Chaos’ nie wirklich den Faden verliert und permanent am Ball bleiben möchte – denn man möchte ja wissen, ob die Aktionen irgendwie fruchten oder sich wenigstens die nächste Fremdschämsituation im positiven Sinne ereignet. Somit kann man “Parks And Recreation” ohne Wenn und Aber in der ersten Liga der Comedyserien verzeichnen, denn wenngleich Mockumentary nicht jedermanns Sache ist, so sitzen die Pointen, und die Qualität ist in jeder Disziplin hoch bis sehr hoch. Es empfiehlt sich übrigens, zu jeder Folge anschließend erst einmal die jeweils dazugehörigen Bonuszenen anzusehen, denn die sind mindestens genau so unterhaltsam wie die Folgen selbst.
Empfohlen hätte es sich jedoch auch, nicht nur die wenigen Folgen der ersten Staffel als eigenständige, für die Spieldauer viel zu teure DVD-Box zu veröffentlichen, sondern gleich die ersten beiden Staffeln mit insgesamt dreißig Folgen auf einmal auf den Markt zu bringen, und zwar nicht nur über ein einziges Portal. Wer hat sich diese Veröffentlichungs- und Vermarktungspolitik denn einfallen lassen? Hoffentlich bricht das “Parks And Recreation” hierzulande nicht das Genick.
Cover © Universal Pictures Home Entertainment
- Titel: Parks And Recreation
- Staffel: 1
- Episoden: 6
- Daten: USA, 2009
- Genre: Comedy, Mockumentary
- Erschienen: 14.02.2013
- Label: Universal Pictures
- Produktionsunternehmen:
Universal Television
Deedle-Dee Productions
Fremulon
3 Arts Entertainment - Idee: Greg Daniels, Michael Schur
- Produktion: Amy Poehler, Morgan Sackett
- Musik: Vincent Jones, Gaby Moreno
- Spielzeit: ca. 150 Minuten auf 2 DVDs,
(120 Minuten Episoden, 30 Minuten Extras) - Darsteller:
Amy Poehler
Rashida Jones
Aziz Ansari
Nick Offerman
Aubrey Plaza
Chris Pratt
Paul Schneider
u.v.m. - Extras:
Bonusszenen für fünf der sechs Folgen
Zwei Musik-Videoclips - Technische Details: N/A
- FSK: 6
Wertung: 12/15 dpt