Ist man mit Birbæk noch nicht so sehr vertraut oder kennt ihn eher von seinen Romanen wie zum Beispiel “Die Beste zum Schluss”, “Nele & Paul” oder “Was mich fertig macht, ist nicht das Leben, sondern die Tage dazwischen”, wird man sich eventuell über dieses Buch wundern. Doch wenn man die Zeit etwas zurückspult, erinnert man sich vielleicht an gewisse Kolumnen über “Zivilgarage”, “stehende Rotationen” oder “Mannopulation”, die der gebürtige Däne auch als Sit-Down-Comedian auf der schon viele Jahre zurückliegenden “Lachfalten”-Tour zum Besten gab.
2011 brachte der Wahlkölner diese Kindheitserinnerungen als liebevoll gestaltetes, kinderkompatibles Buch auf den Markt, welches durch liebevolle, vom Comiczeichner Frank “Spong” Plein gezeichnete Illustrationen optisch bereichert wird. 127 Seiten lang darf man sich köstlich über die naiv-kindliche Logik des kleinen Michel amüsieren, besonders aber auch über die ulkig-falsche und daher um so goldigere Verwendung ach so furchtbar schwieriger Fremdwörter. Zu herzallerliebst, das alles. Am besten setzt man sich als komplette Familie zusammen und liest das Buch dann gemeinsam, denn es ist viel zu schade, dieses Buch einsam kichernd zu “konsumieren”. Nein, so etwas muss man einfach mit anderen teilen. Wie alles, über das man gerne lacht.
War jenes Buch ein Quell der kindlich-naiven Herzlichkeit, so knüpft der 2012 erschienene zweite Teil der Dilogie, nämlich “Der Ernst des Lebens kann mich mal”, dort an, wo der erste Band geendet hatte. Nun geht es für den zwölfjährigen Michel nach Deutschland, weil seine Mutter dort Arbeit gefunden hat. Sein Papa allerdings muss in Dänemark bleiben, da der dort seinen sicheren Job nicht aufgeben möchte.
Also muss der Junge erst einmal mit den Eigenheiten der Deutschen zurecht kommen und stapft von Missverständnis zu Missverständnis. Warum hängen Unterhosen in Fußballtoren? Außerdem ist Deutschländisch eine komische Sprache. Die zu verstehen, ist eine wahre Herausforderung, und wenn er angebrüllt wird, macht er eben Liegestütze. Das kennt er aus den Filmen, die er nicht sehen darf. Sowieso: Michel muss privat und in der Schule ständig “improfrisieren”, um nicht komplett wie ein Idiot dazustehen. Nein, cool muss er werden. Und das ist keineswegs einfach.
Bis hier hin bleibt “Der ernst des Lebens kann mich mal” hinsichtlich der Grundausrichtung wie gewohnt, doch im Gegensatz zur ersten Hälfte des Zweiteilers geht es dann ganz schön zur Sache, denn die kommenden Themen sind nicht immer ganz jugendfrei – nicht umsonst wird dieses Druckwerk erst ab 14 empfohlen. Der erste Sex, der erste Porno, Michels Job im Pornokino, dann die Erfahrungen mit seiner Band und mit Alkohol, später dann noch seine Arbeit als Drehbuchautor – da geschehen durchaus Dinge, die den unaufgeklärteren unter den jungen Menschen Verständnisprobleme bereiten dürften. So könnten Vater und Mutter durchaus mal in Erklärungsnot geraten.
Da der Autor allerdings wieder in der vom Komischen-Mädchen-Buch bekannten, tapsigen, humorschwangeren und herzerwärmenden Art schreibt, eignet sich auch dieser wunderhübsch aufgemachte, ebenso mit Frank Spong Pleins Zeichnungen durchsetzte 124-Seiter wunderbar als Familienbuch, das für Zwerchfellbeben sorgt. Es gibt also keinen Grund, sich die zweiteilige Mini-“Autobiographie” des Dänen nicht komplett ins Regal zu stellen.
Cover © Lübbe/Baumhaus Verlag
Infos zu “Mädchen und andere komische Dinge”:
- Autor: Michel Birbæk
- Titel: Mädchen und andere komische Dinge
- Verlag: Baumhaus/Lübbe
- Erschienen: 2011
- Einband: Hardcover
- Seiten: 127
- ISBN: 978-3-8339-3838-2
- Sonstige Informationen:
Erster Teil der Dilogie
Wertung: 11/15 dpt
Infos zu “Der Ernst des Lebens kann mich mal”:
- Autor: Michel Birbæk
- Titel: Der Ernst des Lebens kann mich mal
- Verlag: Baumhaus/Lübbe
- Erschienen: 2012
- Einband: Hardcover
- Seiten: 124
- ISBN: 978-3-8339-0051-8
- Sonstige Informationen: Zweiter Teil der Dilogie
Wertung: 11/15 dpt
(Dieser Artikel bestand ursprünglich aus zwei Teilen, von denen der erste Teil in noisyNeighbours #33, der zweite Teil in noisyNeighbours #36 veröffentlicht wurde. Er wurde vom Verfasser zusammengefasst und überarbeitet. Vielen Dank an das nN-Team für die Gestattung der Artikelübernahme!)