Markus Heitz – Oneiros – Tödlicher Fluch (Buch)

Markus Heitz - Oneiros - Tödlicher Fluch (Buch)

Mit dem Erfolg ist es schon so eine Sache: Er stellt sich oftmals dann ein, wenn Qualität im Spiel ist, doch der Erfolg von DSDS, der BILD-Zeitung und Thilo Sarrazins Unbüchern unterfüttert ohne Gnade die Antithese. Oder etwa “Oneiros – Tödlicher Fluch”, mit dem sich der Saarländer Markus Heitz, bekannt für seine eigentlich halbwegs brauchbaren “Ulldart”-, “Die Zwerge”- und “Die Legenden der Albae”-Fantasyreihen, in einem Roman jenseits aller Vampir-, Dämonen- und Werwolf-Thematiken versucht, und mit diesem Urban Fantasy-Werk auf ganzer Linie versagt.

Die Idee selbst ist eigentlich richtig interessant: Einige Personen sind mit dem Fluch belegt, Todesschläfer zu sein. Sobald sie einschlafen, sterben Menschen innerhalb eines bestimmten Radius. Der Thanatologe respektive Bestatter Konstantin Korff war früher einer der “Bösen”, hat sich jedoch mit der Zeit auf die Seite der Guten verschlagen, indem er seinesgleichen stoppt. Gleichzeitig versucht eine junge Frau, ebenfalls Todesschläferin, in Minsk durch furchtbare Experimente den Tod hinters Licht zu führen. Doch das größte Problem ist der sich permanent auf der Flucht befindende Bent Arctander, den man lange als Waffe instrumentalisiert hat: Ein Narkoleptiker mit den wohl heftigsten tödlichen Theta-Wellen, die ein Todesschläfer aussenden kann. In parallel verlaufenden Handlungssträngen und mit vielen Ortswechseln versucht der Autor, den Leser bei der Stange zu halten.

Doch es bleibt lediglich beim Versuch. Heitz’ Charaktere bleiben oberflächlich und blass skizziert, die Emotionsregungen sowie die geschriebene Mimik wirken häufig aufgesetzt, und viele Klischees wie Ringe und Steinchen lassen den Leser mit den Augen rollen und leidend-entnervt ächzen. Der Schreibstil, mit all den inneren Stimmen, erinnert oftmals eher an ein gewollt actionreiches Jugendbuch – allerdings eines, in dem man kaum Interpretationsmöglichkeiten geboten bekommt. Zahlreiche Logikfehler und diverse “Zufälle” und “Tricks” erscheinen zudem meist so, als hätte der gebürtige Homburger nur ein halbfertiges Werk vorliegen gehabt und erst später noch hier und dort etwas hineingequetscht oder stellenweise Unwuchten ausgehämmert, damit alles halbwegs glaubwürdig rüberkommt – doch das geht böse nach hinten los.

Auch ist es frustrierend, dass das Buch von Anfang bis Ende gnadenlos vorhersehbar ist. Stets weiß man, was fünf Seiten später geschieht, und dann passiert es tatsächlich. Wäre “Oneiros” demnach bewusst satirisch gemeint gewesen, hätte man wenigstens Grund zum Lachen – so wie in der dreiseitigen Fremdscham-Sexszene gegen Ende der Story, die wirkt, als hätte Heitz sich während eines schlechten Pornos Notizen gemacht und daraus die “Choreographie” für diese Passage gebastelt.  Obendrein hat “Oneiros” ein sehr schlampiges Lektorat genossen, das einem den Lesespaß zusätzlich verhagelt. Die ersten hundert Seiten bleiben noch einigermaßen fehlerfrei, doch dann machen die mindestens jede zweite Seite auftauchenden Fehler den Lesespaß vollends zunichte.

Hier ein Vorschlag für die Verfilmung: Schlechte Sat.1-Eigenproduktion in Form eines “Alarm für Cobra 11”-, “Matrix”- “Akte X”- und “Jackie Chan”-Abklatsches, mit Alexandra Neldel, Christine Neubauer, Claude-Oliver Rudolph, Sophie Schütt, Sky Dumont, Hannelore Elsner, Heino Ferch, Erol Sander, Francis Fulton-Smith und Uwe Ochsenknecht in den wichtigsten Rollen.

Cover © Knaur

  • Autor: Markus Heitz
  • Titel: Oneiros – Tödlicher Fluch
  • Verlag: Knaur
  • Erschienen: 2012
  • Einband: Paperback
  • Seiten: 624
  • ISBN: 978-3-426-50590-8

Wertung: 3/15 dpt

(Dieser Artikel erschien ursprünglich in noisyNeighbours #37 und wurde vom Autor überarbeitet. Vielen Dank an dieser Stelle für die Gestattung der Artikelübernahme!)

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