Hannibal von Instetten – Der Birnenverächter (Buch, Kurzrezension)


Hannibal von Instetten - Der BirnenverächterDer Buchrückentext lässt Düsteres erahnen, doch bereits hier führt Hannibal von Instetten seinen Leser, mit dem er innerhalb des Buches in den lose arrangierten Kapiteln – wenn man diese so nennen kann – interagiert, auf den Holzweg. In seinen (autobiographischen?) Erzählungen schildert er Erfahrungen mit einem Weißkohl, der behauptet, er sei eine verzauberte Prinzessin, versucht für seinen Biographen eine geheimnisumwitterte Beziehung zu drei Damen, unter anderem auch Sahra Wagenknecht, anzukurbeln, veranstaltet mit seiner dreijährigen Tochter und mit dem übergewichtigen Zwölfjährigen Hyazinth, welcher zum intellektuellen Ausgleich gerne schaukelt und dabei “Huiiiih!” ruft, eine Lyrikbattle.

Er erzählt von seiner Begegnung mit einem Staubsaugervertreter, seinem Freund Franticek, von diversen Prominenten, dem Suhrkamp Verlag, ebenso von den Alt-Metallern Iron und Purple. Dazwischen wandelt er sich immer wieder zum Zeilen verschlingenden Rezipienten und reißt ihn so aus den kleinen Geschichtchen heraus. Versucht sich zu erklären. Verarscht einen dabei. Oder doch nicht.

Herzstück des Buchs ist der bitterböse Zynismus, der zwischen den Zeilen steckt, und an vielen Stellen des 194-Seiters geht der Autor hart mit der schablonenhaften Literatur, mit der wir stapelweise überschüttet werden, ins Gericht. Bedient Klischees und uriniert auf sie. Zerfleischt sie. Verbrennt sie mit Worten. Aus einem trostlosen Nichts von Leben ein lesenswertes Viel voller Tragikomik zu machen, ist eine große Kunst. Einziges Minus: Das Lektorat hätte bessere Arbeit abliefern können.

Cover © Edition PaperONE

 

  • Autor: Hannibal von Instetten
  • Titel: Der Birnenverächter
  • Verlag: Edition PaperONE
  • Erschienen: 2011
  • Einband: Softcover
  • Seiten: 194
  • ISBN: 978-3-941134-66-9
  • Sonstige Informationen:
    Der Verlag Edition PaperONE hat mittlerweile seine Pforten geschlossen.

 

(Diese Rezension erschien ursprünglich in noisyNeighbours #36 und wurde vom Verfasser überarbeitet und für booknerds.de übernommen. Vielen Dank für die Gestattung der Artikelübernahme!)


Schreibe einen Kommentar

Hinweis: Mit dem Absenden deines Kommentars werden Benutzername, E-Mail-Adresse sowie zur Vermeidung von Missbrauch für 7 Tage die dazugehörige IP-Adresse, die deinem Internetanschluss aktuell zugewiesen ist, in unserer Datenbank gespeichert. E-Mail-Adresse und die IP-Adresse werden selbstverständlich nicht veröffentlicht oder an Dritte weitergegeben. Du hast die Option, Kommentare für diesen Beitrag per E-Mail zu abonnieren - in diesem Fall erhältst du eine E-Mail, in der du das Abonnement bestätigen kannst. Mehr Informationen finden sich in unserer Datenschutzerklärung.

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Ähnliche Beiträge

Du möchtest nichts mehr verpassen?
Abonniere unseren Newsletter!

Total
0
Share