Der Musiker, Ox-Kolumnist, Anarcho-Liedermacher, Wohnbetreuer und Papa HC Roth aus Graz beehrt uns hier mit seinem Zweitwerk: Raffaello Ildefonso, ein recht freakiger, kaputter Heavy-Metal-Fan, erbt von seinem Großvater eine griechische Kneipe am Fuße des Monte Baldrian. Ihn interessiert die Auflage, nichts an ihr zu ändern, absolut nicht, denn er plant, sie in die ultimative Metal-Bar zu verwandeln. Doch plötzlich findet sich eine Leiche, und die Pforten der Unterwelt tun sich auf. Welche der Figuren in dieser Geschichte hat etwas damit zu tun?
Rein inhaltlich ist die Idee dieses Romans, wenngleich sie etwas abgedreht ist, vorzüglich, und es ist Roth bestens gelungen, die Spannungskurve bis zum Ende hin ansteigen zu lassen, da man als Leser erst gegen Schluss des Druckwerks so recht zu begreifen beginnt, inwiefern die jeweils durch zwei Gedankenstriche getrennten Kapitelhälften, bei denen die jeweils ersten die Unterwelt-Story aus der Egoperspektive, die zweiten aber die Knepien-Story in der dritten Person erzählen, zusammenhängen.
Einige Mankos zerstören dieses Buch beziehungsweise den Genuss desselben völlig. Weshalb gibt der Autor seinen leider kaum einmal tiefgängiger dargestellten Figuren solch uninspirierte Namen wie Twix-Snicker Ildefonso, Manuella Tortellini, Merci Moncheri oder Luigi Quattroformaggi? Steckt ein Schoko-Pasta-Trauma dahinter? Leider zieht dies die eigentlich mysteriöse Story völlig ins Lächerliche.
Außerdem versucht Roth beinahe prätentiös, als Wortjongleur und Gedankenschnörkler zu brillieren, was ihm leider nur bedingt gelingt, weil die Schemata seines Vorgehens stets die gleichen sind, da alles in scheinbar mühsam aufgeblähten Schachtelsätzen mit langweilig werdenden Vergleichen das anfängliche Amüsement zu einem augenverdrehenlassenden Nervfaktor werden lässt.
Erschwerend kommt hinzu, dass in diesem Buch noch einige Fehler zu finden sind, und – das ist eigentlich das Peinliche an der Sache – manche Korrekturen im Buch anhand etwas blasserer Schrift offensichtlich sind. Das ist schmerzhaft. So stellt sich nun die Frage, ob man wirklich einen Zehner für ein derart dünnes Taschenbuch ausgeben soll, bei dem das Lektorat unfassbar schlampig vorgenommen wurde und die Arbeit des Autors noch zahlreiche Defizite aufweist. Idee gut, Umsetzung mies. Sozusagen ein Buch mit eingebauter Selbstzerstörung.
Cover © Edition PaperONE
- Autor: HC Roth
- Titel: Wie ich verflucht wurde und die Zeit still stand – Ein Heavy-Metal-Märchen
- Verlag: PaperONE Edition
- Erschienen: 2010
- Einband: Taschenbuch
- Seiten: 113
- ISBN: 978-3-941134-42-3
Wertung: 4/15 dpt
(Diese Rezension wurde ursprünglich im noisyNeighbours-Magazin in Ausgabe 31 veröffentlicht und für booknerds.de überarbeitet. Vielen Dank für die Genehmigung der Übernahme des Artikels, dessen Originaltext ihr in genanntem Heft lesen könnt. Downloadlink: hier.)