Eines Schultages kommen die Teenagerin Serenity und der etwa gleichaltrige Christopher Kidd, eine lebende Hackerlegende, auf dem Schulgelände ins Gespräch. Komischer Vogel, denkt sie sich, aber dennoch – oder gerade deswegen – übt dieser etwas introvertierte junge Mensch irgendwie Faszination auf das Mädchen aus. Sehr bald wird sie allerdings von einem Sog mitgerissen, der nichts Gutes in sich birgt.
Christopher ist nämlich auf der Flucht vor einem Kollektiv, welches per Einpflanzung eines Mikrochips in Nähe des Riechnervs die Gehirne von immer mehr Menschen via Mobilfunknetz zu einer Entität, einem superintelligenten Eins, vernetzt. Der Name dieses Kollektivs: Kohärenz. Diese ist gnadenlos und schickt sogenannte Upgrader los, die mit speziellen Pistolen immer mehr Menschen jene Chips einpflanzen. Irgendwann soll es jeden erwischen, Individualität darf weder Stellenwert besitzen noch existieren, Gefühle werden irrelevant sein, und bald wird die Welt ein einziges Ich sein. Totale Kontrolle, totale Gleichschaltung – eine grauenvolle Vision in den Augen derer, die es noch nicht erwischt hat.
“Computer*Kid”, wie sich Christopher im Cyberspace nennt, wurde glücklicherweise ein defekter Chip eingesetzt, denn er ist im Gegensatz zu anderen in der Lage, das kleine Stück Elektronik in seinem Kopf zu kontrollieren. Quer durch die Wüste Nevadas umher irrend, versuchen er, Serenity und deren Bruder Kyle, Serenitys Vater Jeremiah Jones ausfindig zu machen – einen Mann, der irgendwann in seinem Leben an einen Punkt gelangt war, an welchem er unter das Leben mit Technik rigoros einen Schlussstrich zog.
Es bedarf einigen Nachdrucks, Jones dazu zu bringen, den dreien zu helfen, denn er ist es letztendlich, der mit seinem Wissen einen wichtigen Grundstein dafür legen kann, um der Kohärenz zu trotzen. Christopher selbst indes verfügt über genügend technische Fähigkeiten, denn er war es, der in der Computergeschichte Ausrufezeichen setzte: Er bewerkstelligte den unglaublichsten Hack aller Zeiten.
Auf den ersten Blick erscheint dieser erste Teil einer Trilogie wie eine jugendkompatible, etwas entschärfte, effektärmere, unblutigere und durchaus auch auf eine Verfilmung abzielend geschriebene Version der Daniel Suarez-Dilogie “Daemon”/”Darknet”, doch diese Feststellung hauchdünner Parallelen verpufft schnell, da Eschbach – nebenbei bemerkt virtuos umgesetzt! – auf deutlich psychologischere, sozialere und auch philosophischere Komponenten setzt; Lediglich der dystopische Ansatz in Verbindung mit viel Computertechnik und etwas Neo-1984-Feeling lassen einander Assoziationen zu.
Im ersten Drittel dieses ersten Trilogieteils überschlagen sich die Ereignisse regelrecht. Im weiteren Verlauf scheint die Story jedoch ein wenig auszurollen, und man hätte sich hier und dort beinahe etwas mehr Geschehnisdichte gewünscht, denn obschon das begehrte Stimmwunder Stefan Kaminski “Black*Out” hervorragend vorträgt, wirkt der Roman von der Mitte bis fast zum Ende hin etwas langgezogen. Führt man sich allerdings den Nachfolger “Hide*Out” zu Gemüte, erklärt sich einiges, und die “Ruhe” ergibt deutlich mehr Sinn. Denn nach dem ersten Teil einer Trilogie zu fazitieren, wäre doch sehr ungeschickt, da gegen Ende der letzten CD dieses Hörbuchs die Lesezeichenkugel ganz langsam gen Rand rollt – und somit ein Cliffhanger am Ende steht, der gespannt auf “Hide*Out” warten lässt.
Cover © Arena Audio
- Autor: Andreas Eschbach
- Titel: Black*Out
- Verlag: Arena Audio
- Erschienen: 2010
- Sprecher: Stefan Kaminski
- Spielzeit: 410 Minuten auf6 CDs
- ISBN: 978-3-401-26062-4
- Sonstige Informationen:
Erster Teil einer Trilogie
(Teil 2: Hide*Out, Teil 3: Time*Out)
Wertung: 11/15 dpt
(Dieser Artikel, der in seiner Originalform im noisyNeighbours-Magazin Nr. 36 – Download hier – veröffentlicht wurde, wurde vom Verfasser für booknerds.de überarbeitet. Vielen Dank an dieser Stelle für die Gestattung der Artikelübernahme!)