Gru, einstiger Vorstadtbösewicht, hat sich mittlerweile endgültig zum guten Menschen gemausert und lebt mit Edith, Agnes und Margo, seinen Adoptivtöchtern, ein angenehmes, wenngleich nicht immer einfaches Leben – als alleinerziehender Neu-Papa bedarf so einiges erst ein mal Gewöhnung. Doch Stück für Stück gelingt es ihm, den drei Mädchen und sich selbst ein schönes Leben zu bescheren. Selbstverständlich halten sich auch die wie mutierte Ü-Ei-Kapseln aussehenden Minions im beschaulichen Häuschen auf und gehen der kleinen Familie – wenn sie nicht gerade Unfug treiben – helfend zur Hand. Selbiges tun die gelben Figuren auch begeistert in Grus Marmeladen- und Geleefabrik, in welcher Dr. Nefario als Helfer arbeitet. Doch dunkle Wolken ziehen auf: Die Erzeugnisse erweisen sich als absolut ungenießbar, und Dr. Nefario bekommt zudem ein Jobangebot, das ihm lukrativer erscheint – und so verlässt er die Fabrik. Verflixt.
Als ans Tageslicht kommt, dass soeben ein gigantisches, magnetisches, fliegendes Ungetüm am Nordpol ein streng geheimes Labor komplett gestohlen hat, um an die chemische Substanz PX-41 zu gelangen, mit der die “guten” Minions in aggressive, hässliche lila Fressmaschinen verwandelt werden können, wird Gru zu allem Überfluss auch noch vom Leiter der AVL (Anti-Verbrecher-Liga), Silas Ramspopo, darum gebeten, in diesem Fall zu ermitteln und den Schurken dingfest zu machen. Da Gru allerdings das Familienleben vorzieht, muss die einfallsreiche, nicht selten an eine abgedrehte, weilbliche James Bond-Version erinnernde AVL-Agentin Lucy Wilde viel Überzeugungsarbeit leisten und Gru letztendlich ins Hauptquartier entführen. Bald jedoch gibt er nach, da er sich sicher ist, gemeinsam mit Lucy die Welt retten zu müssen. Seine Minions stehen ihm natürlich treu zur Seite, und es ist nicht abwegig zu behaupten, dass die wuseligen, multilinguaphantastisches Kauderwelsch sprechenden kleinen Dinger nicht immer nur Helferlein sind, sondern zuweilen ganz schön viel Mist bauen. Bei den Recherchen trifft er auf so manche Überraschungen – und muss zudem auf die langsam heranwachsende, älteste Adoptivtochter Margo ein besonderes Auge werfen, da sie so langsam Interesse an Jungs entwickelt. Außerdem ist es der Kleinsten der drei, Agnes, unheimlich wichtig, dass ihr Ziehpapa so langsam mal eine Frau findet…
Große Wartezeiten bis zur ersten Alberei gibt es nicht- gleich von Anfang an wird exzessiv in die bunten Kisten mit den Aufschriften Chaos, Nonsens, Gags und Action gegriffen, es rappelt und scheppert sofort drauf los, die Bilder sind schräg, lustig, schrill, wunderbar krank, herrlich bekloppt, gaga, panne, balla-balla. Bunt und mit viel Farbe. Inmitten all dieser Turbulenz wurde allerdings die emotionale Komponente nicht vernachlässigt, sodass das Slapstick-Dauerfeuer durch Szenen voller Liebe (rührend, wie Gru sich um seine Mädchen kümmert; drollig, wie sich Margo verknallt) immer wieder unterbrochen wird und das Zwerchfell auch mal kurz pausieren darf. Obendrein ist die Story trotz starker Tendenz in Richtung “over the top” stets schlüssig und zusammenhängend und ist deutlich mehr als nur ein Overkill an allen Ecken und Enden.
“Ich – Einfach unverbesserlich 2” mag trotz origineller Figuren – die herrlich dusseligen Minions sind einfach ein Genuss – möglicherweise nicht einzigartig sein, zumal auch hier ein klassischer Kampf zwischen Gut und Böse ausgetragen wird, in welchem selbstverständlich der Oberfiesling mächtig eins vor den Bug bekommt, doch warum muss es stets innovativ sein, wenn man aus Bestehendem etwas Unterhaltsames und Schönes zu zaubern in der Lage ist, das die ganze Familie zu begeistern weiß? Sicher, im Vergleich zu manch anderem Animationsfilm hat man hier die Komik beinahe überdosiert, und auch die kleinen Gemeinheiten sind nicht unbedingt FSK 0, wie es auf dem Cover prangt, doch man sollte den erhobenen Zeigefinger auch mal unten lassen, ihn lieber als Chips- oder Popcornkralle einsetzen und nicht von jedem Film eine bildende oder erzieherische Message fordern – manchmal möchte das Kind einfach nur Spaß haben und nicht belehrt werden. Uns haben früher die Tom & Jerry- und Daffy Duck-Cartoons schließlich auch nicht zu Vandalen und Gewalttätern geformt.
An Effekten hat das Team zu keiner Zeit gespart, und so erleben die jungen und junggebliebenen Zuschauer unzählige spektakuläre Szenen mit unglaublich vielen liebevollen Details, und obwohl bewusst häufig in die digitale Zauberkiste gelangt wurde, wirkt der Film zu keiner Zeit so, als hätte man prätentiös zeigen wollen, zu was man alles in der Lage ist. Nein, es werden schlichtweg alle Möglichkeiten der Visualisierung genutzt und auch jede noch so kleinere Spinnerei und jede noch so winzige Kleinigkeit umgesetzt, sodass auch auf den zweiten, dritten oder vierten Blick immer etwas Neues entdeckt werden kann, was einem zuvor noch nicht aufgefallen war.
Bei all dem Augenschmaus sollte man übrigens auch den hervorragenden Soundtrack und die Filmscores nicht vergessen, denn Heitor Pereira und
Pharrell Williams haben hier extrem gute Arbeit geleistet und verleihen jeder Stimmung des Films die richtige Atmosphäre, was vor allem bei der “Boss Battle”, wenn man sie so nennen möchte, bombastisch funktioniert.
In seiner Summe ist “Ich – Einfach unverbesserlich 2” schlichtweg tolles Familienkino, das die Lachmuskeln und das Zwerchfell zu Höchstleistungen antreibt und das Herz erwärmt – Hype und Animationsfilmschwemme hin oder her.
Cover und Szenenfotos © Universal Pictures Home Entertainment
- Titel: Ich – Einfach unverbesserlich 2
- Originaltitel: Despicable Me 2
- Produktionsland und -jahr: USA, 2013
- Genre:
Animationsfilm, Action, Komödie
- Erschienen: 07.11.2013
- Label: Universal Pictures Home Entertainment
- Spielzeit:
94 Minuten auf DVD
98 Minuten auf Blu-Ray - Sprecher
(nach Muster Figur: Originalton/Deutsch)
Gru: Steve Carell/Oliver Rohrbeck
Lucy Wilde: Kristen Wiig/Martina Hill
Margo: Miranda Cosgrove/Marie Christin Morgenstern
Edith: Dana Gaier/Zalina Sanchez
Agnes: Elsie Fisher/Sarah Kunze
Silas Ramspopo: Steve Coogan/Thomas Danneberg
Dr. Nefario: Russell Brand/Peter Groeger
Eduardo: Benjamin Bratt/Erich Räuker
Antonio: Moises Arias/Sebastian Kluckert
Jillian: Nasim Pedrad/Marion Musiol
Shannon: Kristen Schaal/Sonya Kraus
Floyd: Ken Jeong/Axel Malzacher - Regie: Pierre Coffin, Chris Renaud
- Drehbuch: Ken Daurio, Cinco Paul
- Produktion: Chris Meledandri, Janet Healy
- Musik: Heitor Pereira, Pharrell Williams
- Schnitt: Gregory Perler
- Extras:
Grus Mädchen
Spielereien im Überfluss
Audiokommentar mit den Regisseuren
Unveröffentlichte Szenen*
3 Minion-Kurzfilme*
Das Making Of der Minion-Kurzfilme*
Die Minions*
Böse Minions*
Eine Gru-mäßige Transformation*
El Hombre Malo: Die Schurkereien von El Macho*
(*in HD, nur Blu-Ray/3D-Blu-Ray) - Technische Details (DVD)
Tonqualität: 5.1 Dolby Digital
Bildformat: 1.85:1 Anamorph Widescreen
Sprachen: Deutsch, Englisch, Türkisch, Bulgarisch
Untertitel: Deutsch, Englisch, Türkisch, Bulgarisch - Technische Details (Blu-Ray/Blu-Ray 3D)
Tonqualität:
DTS HD MA 5.1 (Englisch)
DTS Surround 5.1 (alle anderen Sprachen)
Bildformat: 1.85:1 Widescreen
Sprachen: D, GB, F, HR, IS, T, NL, Flämisch, Hebräisch
Untertitel: D, GB, F, HR, IS, T, NL, Flämisch, Hebräisch
- FSK: 0
- Sonstige Informationen:
Umfangreiche Seite zum Film mit allen Infos etc.
Wertung: 12/15 dpt